So traumatisch dieses Erlebnis auch war, es lehrte uns unschätzbare Lektionen über das Überleben, Widerstandskraft und die Zerbrechlichkeit des Lebens in der Wildnis. Trotz aller Härten stärkte es meinen Entschluss, weiter als Rangerin zu arbeiten. Heute bin ich leitende Forstbeamtin (Divisional Forest Officer) beim Forstamt Punjab in Pakistan und schreibe hier als engagierte Umweltschützerin und als Wegbereiterin für Frauen in einem traditionell männlich dominierten Beruf.
Oft unter schwierigen Bedingungen, mit Mut, Ausdauer und großem Engagement bewahren Rangerinnen und Ranger rund um unseren Globus an vorderster Front bedrohte Arten und Lebensräume. Etwa elf Prozent von ihnen sind Frauen, die häufig mit zusätzlichen Herausforderungen wie eingefahrenen Rollenbildern und der Versorgung der Familie zu kämpfen haben. Drei von ihnen erzählen von ihren Erfahrungen. Wir möchten ihre Arbeit würdigen und sichtbar machen.
Kanize Fatima – Rangerin in Pakistan

Eine der erschütterndsten Erfahrungen meiner Laufbahn ereignete sich bereits während meiner Ausbildung. Zu Fuß waren wir durch dichte Wälder zum Makra Peak unterwegs, einem Berggipfel auf über 4.000 Metern Höhe im Himalaja. Wir erreichten den Gipfel gegen 14 Uhr. Auf dem Rückweg wurden wir jedoch plötzlich von dichtem, kaltem Nebel überrascht und verloren die Orientierung.
Unsere sechsköpfige Gruppe von Trainees verirrte sich in gefährlichem, unbekanntem Gelände. Wir gerieten in eine Schlucht, umgeben von Bergen und fanden nicht zurück. Die nächsten drei Tage wurden zu den schwersten und beängstigendsten unseres Lebens: ohne Nahrung, ohne Schutz, bei starkem Regen und harten Bedingungen. Suchtrupps wurden ausgesandt, fanden uns aber nicht rechtzeitig.
Tragischerweise verloren wir zwei unserer Kamerad:innen. Durch Gottes Gnade überlebten vier von uns. Nach zermürbenden Tagen kehrten wir schließlich zurück.
„Lektionen über das Überleben“
Tashi Choden – Forstspezialistin in Bhutan

Schon als Kind fühlte ich mich tief mit der Natur verbunden. Das Rascheln der Blätter, Vogelgesang im Morgengrauen und die stille Widerstandskraft des Waldes haben mich geprägt. Was als kindliche Liebe begann, wurde zu einer lebenslangen Verpflichtung für den Naturschutz. Heute ist diese Arbeit mehr für mich als nur ein Beruf. Sie gibt meinem Leben Sinn.
Ich habe das Privileg, Naturschutzarbeit zu leiten – von Patrouillen in abgelegenen Waldgebieten bis zur Steuerung der Abläufe in unserer Forstverwaltung. Es ist ein Balanceakt zwischen Kraft und Einfühlungsvermögen, den ich mit Stolz meistere.
Besonders liebe ich an meiner Arbeit das Reisen, die Missionen im Feld, die Wochen dauern können. Selbst wenn ich die einzige Frau im Team bin, fühle ich mich nie allein. Ich vertraue meinen Kollegen zutiefst und bin dankbar für ihre unerschütterliche Unterstützung – im Feld und darüber hinaus.
„Ich möchte die nächste Generation Frauen inspirieren“
Wir werden oft Women in Green genannt – ein Titel, den ich gerne trage. In einem Beruf, der lange von Männern dominiert war, habe ich gelernt, mich durchzusetzen, Barrieren zu durchbrechen und veraltete Vorstellungen infrage zu stellen. Ich möchte sichtbar sein, Erwartungen neu definieren und die nächste Generation von Frauen inspirieren.
Meine grüne Uniform ist ein Symbol für Disziplin, Respekt und Verantwortung. Sie erinnert mich täglich an das Vertrauen, das man mir schenkt, unser Naturerbe zu schützen. Rückblickend war es nicht bloß ein Berufswunsch, sondern eine Berufung. Und ich bin stolz, diesen Weg gewählt zu haben – es hätte keinen besseren geben können.
Sonam Lhaki Dema – Rangerin in Bhutan

Mein Name ist Sonam Lhaki Dema und ich arbeite im Bereich Naturschutz in Bhutan. Ich bin auch alleinerziehende Mutter einer zehnjährigen Tochter.
Ich habe in meiner Aufgabe als grüne Wächterin – zum Schutz der Wälder, der Wildtiere und des natürlichen Erbes meines Landes – nie gezögert. Als Teamleiterin im Naturschutz arbeite ich mit Stärke, Zielstrebigkeit und Stolz.
Meine Arbeit führt mich quer durch Bhutan: Ich wirke an landesweiten Erhebungen zu Tigern, Schneeleoparden, Roten Pandas und Heilpflanzen mit. Ich verwalte wichtige Naturschutzdaten und leite Anti-Wilderei-Patrouillen in den Hochlagen.
Eine Frau in diesem Beruf zu sein, ist nicht leicht. Aber jeden Tag treffe ich die Entscheidung, aufzustehen – nicht nur für mich, sondern für meine Tochter, mein Team und die Erde.
Die Gefahren sind enorm
Die weltweite Arbeit der Wildhüter:innen ist unersetzlich für den Artenschutz und den Erhalt einer lebendigen Erde. Täglich setzen die Männer und Frauen dabei auch ihr eigenes Leben aufs Spiel. 175 Rangerinnen und Ranger in 41 verschiedenen Ländern kamen im vergangenen Jahr, von Mitte 2024 bis Mitte 2025 zu Tode, während sie für den Schutz der Natur im Einsatz waren. Das ist die höchste Anzahl an Todesfällen von Ranger:innen während der Arbeit seit Beginn der Aufzeichnungen!
Tötungsdelikte waren die häufigste Ursache – viele davon in Krisengebieten, beim Einsatz gegen die Wilderei oder bewaffnete Milizen. Auch Angriffe von Wildtieren sind eine große Gefahr. Und etwa ein Fünftel der getöteten Ranger:innen starben durch Waldbrände. Das zeigt: Die Auswirkungen des Klimawandels treffen ausgerechnet jene immer massiver, die tagtäglich im Einsatz sind, um Natur und Klima zu schützen.
Danke an alle Rangerinnen und Ranger!
Die Gefahren, denen die Wildhüter:innen tagtäglich begegnen, sind erschütternd. Sie brauchen dringend gute Ausbildung und Ausrüstung, soziale Absicherung und bestmögliche Arbeitsbedingungen. Um das zu ermöglichen, benötigt der gesamte Berufsstand mehr Mittel und mehr Sichtbarkeit. Dafür engagieren sich der WWF und die weltweite Vertretung der Ranger:innen, die International Ranger Federation, tatkräftig.
Insbesondere Frauen im Rangerberuf kämpfen außerdem für weit mehr als die Natur. Sie stehen für Gerechtigkeit, für Gleichberechtigung und für die Zukunft des Umweltschutzes.
Danke für Eure äußerst wertvolle Arbeit!
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