Weil die wachsende Nutzung von Palmöl zur Rodung tropischer Wälder beiträgt, hat der WWF 2004 den Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) ins Leben gerufen. Die Mitglieder sind auf verschiedene Weise in die Palmölproduktion involviert oder von ihr betroffen: Palmöl-Produzentinnen und -Produzenten, Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, Händler:innen, Konsumgüterhersteller:innen, Banken sowie Nichtregierungsorganisationen wie der WWF und Oxfam. Ziel des Runden Tisches ist es, möglichst viele zur Einhaltung der Standards zu bewegen.

Der RSPO ist heute der am weitesten verbreitete Standard im Palmölsektor. 15,10 Millionen Tonnen Palmöl (auf 4,74 Millionen Hektar), das entspricht 19 Prozent der globalen Produktion, sind nach ihm zertifiziert. Insgesamt hat er 5.407 Mitglieder (2022) entlang der gesamten Lieferkette.

Der RSPO ist also kein Öko-Label. Er signalisiert, dass auf den Plantagen freiwillig mehr für Naturschutz und Menschenrechte getan wird als gesetzlich vorgeschrieben. Was zunächst nach nicht viel klingt, ist in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern wie Indonesien und Malaysia ein wichtiger Schritt.

Die Produktion von Bio-Palmöl macht aktuell nur einen Anteil von etwa 0,02 bis 0,03 Prozent des weltweit produzierten Öls aus.

Prinzipien und Kriterien des RSPO

Rodungen auf Palmöl-Plantage © Aaron Gekoski / WWF US
Rodungen auf Palmöl-Plantage © Aaron Gekoski / WWF US
  • Keine Rodung von Primärwäldern und ökologisch wertvollen Waldflächen für Plantagen,
  • Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten auf der Plantage,
  • Schutz von Wasser, Boden und Luft (das bedeutet unter anderem: kein Abbrennen von Wald),
  • Einhaltung gesetzlicher Regelungen, darunter Landnutzungs- und Eigentumsrechte,
  • keine Kinderarbeit, dafür Bildungsangebote für die auf der Plantage lebenden Kinder,
  • Einbindung und Förderung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sowie
  • Kontrolle der Plantagen durch unabhängige, autorisierte Prüfer:innen.

Außerdem wurden die ökologischen und sozialen Anforderungen 2018 in einem öffentlichen Konsultationsprozess überarbeitet. Zu den verstärkten Kriterien gehören:

  • Verbot des Anlegens von neuen Plantagen auf Torfböden jeglicher Tiefe sowie auf Flächen mit hohem Kohlenstoffgehalt (HCS)
  • Verbot des Einsatzes von hochgefährlichen Pestiziden (WHO Klassen 1A und B, Rotterdam Konvention, Stockholmer Übereinkommen sowie Paraquat) mit wenigen Ausnahmen
  • Strengere Regelungen in Bezug auf Legalität und Rückverfolgbarkeit von allen Palmölfrüchten (Fresh Fruit Bunches oder FFBs)
  • Stärkere Anforderungen für die Einbindung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern.

Der WWF setzt als Mitglied des Runden Tisches auf den kritischen Dialog mit Unternehmen aus der Palmölindustrie. Der Gedanke dahinter: Die am Problem Beteiligten müssen mithelfen, Lösungen zu entwickeln. Die Mitgliedschaft im RSPO allein belegt kein verantwortungsvolles Handeln. Dafür muss ein Unternehmen zertifiziertes Palmöl produzieren oder kaufen. Dennoch ist klar: Am Runden Tisch vertritt jedes Mitglied seine eigenen Interessen. Der WWF versucht, möglichst viel für die Natur zu erreichen, andere Mitglieder wollen möglichst viel Ertrag pro Hektar oder mehr Gewinn.

Chancen und Grenzen des RSPO

Der RSPO wird von verschiedenen Umweltorganisationen kritisiert. Er sei zu schwach, um Regenwaldrodungen zu verhindern. Außerdem wird einigen Mitgliedern vorgeworfen, nur einzelne Vorzeigeplantagen nach den Standards zu zertifizieren, während sie an anderen Orten gegen RSPO-Kriterien verstoßen. Klar ist, dass die Kriterien des RSPO verschärft werden müssen. Dafür setzt sich der WWF intensiv ein. Einige wenige Unternehmen gehen weiter und erzeugen ihr Palmöl beispielsweise nach Biostandard in Kombination mit den RSPO-Kriterien oder nach den strengeren POIG-Kriterien.

Ein Allheilmittel ist weder der RSPO noch ein anderes Zertifizierungssystem. Er allein kann die Entwaldung in den Tropen nicht stoppen. Als freiwilliger Standard hat er klare Grenzen, denn kein Unternehmen, keine Produzentinnen und Produzenten können gezwungen werden, teilzunehmen. Daher braucht es die richtigen Gesetzgebungen, Landnutzungskonzepte und die Ausweisung von Schutzgebieten.

Leider sind – trotz jahrzehntelanger Bemühungen – viele Versprechen, auch von palmöleinsetzenden Unternehmen in Deutschland und Europa bis heute nicht umgesetzt worden. Das zeigt, die weltweiten Probleme bei der Produktion von Palmöl sind mit freiwilligen Zertifizierungssystemen und Initiativen nicht zu bewältigen. 

Da Unternehmen freiwillig nicht ganzheitlich umlenken, fordert der WWF gemeinsam mit anderen die Umsetzung eines starken Lieferkettengesetzes für Deutschland und die EU, das Unternehmen zur Achtung von Umweltstandards und Menschenrechten in ihren Wertschöpfungsketten verpflichtet und damit Wälder und andere artenreiche Ökosysteme schützt. 

Politische Vorgaben für Palmöl müssen her

Palmöl findet sich in vielen Produkten © Richard Stonehouse / WWF
Palmöl findet sich in vielen Produkten © Richard Stonehouse / WWF

"Es gibt viele positive Beispiele für zertifizierte Plantagen, insbesondere von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die mit wenig oder ganz ohne chemischen Pflanzenschutz und Dünger arbeiten und gute Erträge erzielen. Das für mich größere Problem sind die Produzentinnen und Produzenten, die weiter machen wie zuvor. Und das ist leider nach wie vor die Mehrheit, denn nur 19 Prozent der weltweiten Palmölproduktion ist zertifiziert. Deswegen setzt sich der WWF dafür ein, dass der Anteil an zertifiziertem Palmöl erhöht wird. Da uns die letzten Jahre gezeigt haben, dass nur einige Unternehmen daran mitarbeiten, benötigen wir dringend politische Vorgaben, damit importiertes Palmöl und auch andere Agrarrohstoffe strenge ökologische und soziale Kriterien erfüllen müssen", sagt Ilka Petersen, Referentin Landwirtschaft & Landnutzungswandel.

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