Im März 2022 fassten die UN-Mitgliedstaaten einstimmig den historischen Beschluss, die weltweite Plastikkrise zu stoppen und ein Abkommen zur Beendigung der globalen Plastikverschmutzung zu verhandeln. Am 28. November 2022 begannen in Punta del Este in Uruguay die ersten Gespräche. Im November 2023 trafen sich die UN-Mitgliedsstaaten in Nairobi in Kenia erneut zur dritten von fünf Verhandlungsrunden für das neue Plastikabkommen. Höchste Zeit, denn einer weltweiten Umfrage zufolge wünschen sich 70 Prozent der Menschen globale Lösungen. Doch bis das Plastikabkommen steht, wird es noch dauern – und bis dahin wird die Plastikverschmutzung zunehmen: Jede Minute gelangen derzeit 21.000 Kilo Plastik in unsere Meere.

UNEA: Feiern der Plastikresolution © Markus Winkler / WWF
UNEA: Feiern der Plastikresolution © Markus Winkler / WWF

Nach einer weltweiten Kampagne des WWF mit weit über zwei Millionen Unterzeichner:innen einer Petition mit der Forderungen nach einer politischen Lösung für die Plastikkrise, kam es im März 2022 zum Durchbruch auf der UN-Umweltversammlung (UNEA): Der einstimmige Beschluss für die Erarbeitung des UN-Abkommens gegen Plastikmüll.

Nach diesem historischen Meilenstein kommen die Politiker:innen der Welt im November 2022 endlich zusammen, um mit den Verhandlungen für ein weltweites Plastikabkommen zu beginnen. Und es ist klar, dass die Bevölkerung Deutschlands und der Welt will, dass hier effektiv verhandelt wird, damit am Ende ein Abkommen steht, das Biss hat und der weltweiten Plastikflut ein Ende setzt. Es muss Schluss sein mit dem Flickenteppich aus regionalen und nationalen Aktionsplänen und Vereinbarungen oder freiwilligen Standards zur Plastikvermeidung, denn die Kurve der Anhäufung solcher wirkungslosen Vereinbarungen ist zugleich fast so steil wie die Zunahme der Plastikverschmutzung selbst.

Eine IPSOS-Umfrage unter mehr als 20.000 Menschen, die der WWF und die Plastic Free Foundation im Vorfeld der Verhandlungen veröffentlicht haben zeigt: Durchschnittlich sieben von zehn Befragten in 34 Ländern der Welt sind der Meinung, dass der Vertrag verbindliche und effektive globale Regeln und Verpflichtungen zur Beendigung der Plastikverschmutzung enthalten sollte.

Eine kritische Phase

Bis der Vertrag steht, wird es aber noch etwas dauern. Insgesamt fünf sogenannte „Intergovernmental Negotiating Comittee Meetings“ (INC, „Zwischenstaatliche Verhandlungsmeetings“) stehen an, das erste startet am 28. November 2022 in Uruguay. Ende 2024 sollten die Verhandlungen abgeschlossen sein, ein durchaus ehrgeiziges Ziel.

Doch während dieser zwei Jahre ebbt die Plastikflut nicht ab, im Gegenteil: Sogar in dieser kurzen Zeit, bis Ende 2024, wird die Plastikverschmutzung der Meere um weitere 15 Prozent steigen. Deshalb ist eine solche Eile geboten. Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, wird sich die Plastikmenge, die jährlich ins Meer gelangt, bis 2040 voraussichtlich sogar verdreifachen.

Gegenwärtig sind mehr als 2.000 Tierarten in ihrem Lebensraum mit Plastikverschmutzung konfrontiert. Gelingt es den Verhandlungsführer:innen nicht, sich auf ein ehrgeiziges Abkommen zu einigen, wird die Plastikverschmutzung auch nach 2024 fortschreiten.

Verbindliche Regeln

Stopp die Plastikverschmutzung! © MAITE BALDI / WWF-France
Stopp die Plastikverschmutzung! © MAITE BALDI / WWF-France

In den nächsten zwei Jahren wird der Verhandlungsprozess die Bruchlinien und Differenzen zwischen den Ländern, die klare globale Regeln für alle anstreben, und denjenigen, die weniger restriktive freiwillige Ansätze fordern – Ansätze, die bisher bei der Bewältigung der Krise versagt haben – bevorzugen. Der WWF und die Plastic Free Foundation fordern die Regierungen auf, sich gemeinsam für ein Plastikabkommen mit globalen Regeln und Verpflichtungen einzusetzen, da nur so eine echte Lösung erzielt werden kann, die auch zu einem Kreislaufsystem führt und nicht die Natur verschmutzt.

Das UN-Abkommen muss insbesondere konkrete Maßnahmen vorsehen, darunter:

  • weltweite Verbote für Produkte und Materialien, die schädlich oder vermeidbar sind oder durch nachweislich umweltverträgliche Alternativen ersetzt werden können,
  • verbindliche Anforderungen an Design, Kennzeichnung und Informationsaustausch, um eine Kreislaufwirtschaft zu fördern
  • sowie eine flächendeckende Einführung oder Verbesserung der Sammlung und Abfallbewirtschaftung, um jegliche Freisetzung von Plastikabfällen in die Umwelt zu vermeiden.

Damit die Welt beim Stopp der Umweltverschmutzung durch den weltweiten Plastikmüll nennenswerte Fortschritte machen kann, müssen diese Maßnahmen darauf abzielen, die Plastikverschmutzung an der Quelle zu verringern, indem die Freisetzung der drei schädlichsten und problematischsten Plastikarten – Einwegplastik, Fischfanggeräte und Mikroplastik – unterbunden wird. Und dazu gehören auch Verbote, wo es keine umweltverträglichen Alternativen gibt.

„Wir können nicht zulassen, dass Blockierer unsere Zukunft bestimmen. Wir fordern die Regierungen auf, dafür zu sorgen, dass die Dringlichkeit der Lösung der Plastikkrise bei allen Entscheidungen im Vordergrund steht“, fordert Alois Vedder, Senior Policy Advisor beim WWF Deutschland. „Bis 2025 brauchen wir ein wirksames Abkommen, das der Plastikverschmutzung ein Ende setzt.“

Der WWF bleibt dran!

„Der Beschluss bei der UNEA im März war ein Meilenstein, so Alois Vedder. „Jetzt müssen wir sehen, was in Uruguay passiert. Der WWF wird den Prozess eng begleiten und dabei in den kommenden zwei Jahren auch die Hilfe seiner Unterstützer:innen brauchen.“

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