Trotzdem versuchten Holzfirmen immer wieder, dort Einschlagskonzessionen zu bekommen. Der WWF half den Udegen jedes Mal, ihre Rechte zu wahren und die Tigerwälder zu retten. Doch die Unternehmen blieben hartnäckig. 2008 hat der WWF deshalb mit den Udegen einen mutigen Plan zur Rettung der letzten Wildnis aufgestellt: Den ganzen Urwald um den mittleren Bikin zu pachten – 461.154 Hektar, eine Region knapp doppelt so groß wie das Saarland. Das war möglich, weil die Wälder offiziell als so genannte „Nuss-Sammelzonen“ ausgewiesen waren – und damit nicht für den industriellen Holzeinschlag. Diese Ausweisung geht noch auf die Sowjetzeit zurück. Die „Nüsse“ der Koreanischen Kiefer sind eine wichtige Nahrungsquelle für Tiere und Menschen. Sie werden im Wald gesammelt, verarbeitet und auf Märkten als fett- und eiweißreiche Delikatesse verkauft.
Doch die Bikin-Urwälder haben auch eine globale Bedeutung für den Klimaschutz: Hier ist viel Biomasse gebunden, und damit hat die Region eine wichtige Schutzfunktion für das Klima der Erde. Aus diesem Grund konnte 2009 die finanzielle Unterstützung durch die Internationale Klimainitiative des Bundesumweltministeriums (BMUB) für ein Wald-Klimaschutzprojekt gewonnen werden: Das Bikin-Projekt. Die KfW Entwicklungsbank wurde durch das Bundesumweltministerium mit dessen Aufsicht beauftragt und der WWF übernahm die Durchführung gemeinsam mit den lokalen Udege.
Das übergeordnete Ziel des Projektes liegt darin, den Urwald der Bikin-Region langfristig vor konventionellem Holzeinschlag zu schützen, um den in der Wald-Biomasse natürlich gebundenen Kohlenstoff zu binden. Dieser Waldschutz bedeutet zugleich Klimaschutz, und die somit vermiedenen Kohlenstoffdioxid-Emissionen lassen sich berechnen. Durch das Kyoto-Abkommen bestand bis Ende 2012 in Russland die Möglichkeit, sich so vermiedene CO2-Emissionen honorieren zu lassen bzw. auf dem internationalen Emissionsmarkt zu handeln. Gemeinsam mit dem Partner "Tribal Commune Tiger", einer lokalen Organisation aus Krasny Yar, wurde 2009 die 461,500 Hektar große Bikinskaya-Nuss-Sammelzone für 49 Jahre gepachtet. Tribal Commune Tiger konnte sich gegen zahlreiche Mitbewerber, darunter Holzfirmen, durchsetzen. Das Projekt finanzierte den Partnern als Anschub die Pachtgebühren für drei Jahre. Nachfolgend wurden Kapazitäten für den Geschäftsbetrieb und zum Schutz der Nuss-Sammelzone aufgebaut.
Eigene Ranger der Udege kontrollieren seither das Gebiet. Sie bekämpfen Waldbrände und wachen über die Wildbestände. Investitionen in Erntetechnik, Transport und Verarbeitung der Waldprodukte wurden getätigt und durch ein Vermarktungskonzept umgesetzt. In einem komplizierten Verfahren konnten die vermiedenen Kohlendioxid-Emissionen für den Zeitraum 2009 bis 2012 berechnet werden. Diese lassen sich nach Prüfung durch unabhängige Auditoren als handelbare Kohlenstoffzertifikate verkaufen. Aus dem Verkauf dieser Zertifikate im Herbst 2013 wurden für die Tribal Commune Tiger 335.000 Euro erlöst, die für die Verbesserung der lokalen Infrastruktur eingesetzt werden sollen.