Amazonien
Die Amazonas-Region hat ein besonders schweres Jahr hinter sich. In Brasilien verschlangen die Brände zwischen Januar und September 2019 fast 5,9 Millionen Hektar. Diese Brände emittierten 969 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre. In Bolivien verbrannten mehr als 5 Millionen Hektar Wald.
Einunddreißig Prozent der Brände im brasilianischen Amazonasgebiet bis August 2019 ereigneten sich in Gebieten, die im Juli 2018 noch Wald waren. Was diese Daten bedeuten liegt auf der Hand: In den Wäldern des Amazonas ist der Mensch starker Treiber der Feuer: Es wird gerodet, verbrannt, kultiviert. Die Nährstoffe des Bodens werden verbraucht und dann wird an einer anderen Stelle des Waldes wieder neu gerodet.
Diese Brände stehen im Zusammenhang mit Entwaldungsprozessen zur Ausweitung der landwirtschaftlichen Tätigkeit, vor allem des Sojaanbaus oder der Weidewirtschaft zur Viehhaltung. Brasilien verzeichnete im vergangenen Jahr die höchste Entwaldungsrate seit 2008, eine Zunahme von 50 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre und von fast 150 Prozent gegenüber 2018.
Auch 2020 geht die zunehmende Entwaldung des Amazonas weiter – mit einer noch schnelleren Rate als 2019. Inzwischen wird auch in geschützten Gebieten gerodet. Die Brände dort sind besonders schwerwiegend, weil sie den größten und vielfältigsten Tropenwald der Welt zerstören. Heimat von 10 Prozent der Artenvielfalt des Planeten und Heimat von mehr als 34 Millionen Menschen, darunter etwa 500 indigene Völker.
Das Amazonasgebiet spielt eine Schlüsselrolle bei der Klimaregulierung Südamerikas, liefert fast 20 Prozent des Süßwassers der Erde und ist entscheidend für die Eindämmung des Klimawandels auf globaler Ebene. Wir müssen wir davon ausgehen, dass wir den Kampf gegen die globale Erwärmung verlieren werden, wenn wir das Amazonasgebiet nicht erhalten.
Derzeit sind etwas mehr als 18 Prozent des ursprünglichen Amazonas-Regenwaldes zerstört worden. Diese Zahl ist sehr nahe an dem, was einige Experten den "point of no return" nennen: den Moment, in dem der Amazonas aufhören wird, sich wegen der Abholzung und des Klimawandels wie ein tropisches Ökosystem zu verhalten und von selbst austrocknet.
Die Experten schätzen, dass dieser Punkt erreicht sein wird, wenn die gesamte Entwaldung zwischen 20 und 25 Prozent beträgt – bei der derzeitigen Abholzungsrate von durchschnittlich 1,5 Millionen Hektar pro Jahr – könnte das in 20 bis 30 Jahren der Fall sein.