Wiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen. Dort, wo viele unterschiedliche Wildblumen, Kräuter und Gräser wachsen und blühen, tummeln sich unzählige Lebewesen. Eine Wiese bietet Verstecke, Nistplätze und Nahrung für zahlreiche Insekten, Amphibien, kleine Säugetiere und Vögel.

Was ist eigentlich eine Wiese?

Eine Wiese ist ein offenes Stück Land, auf dem verschiedene Pflanzenarten, wie Gräser, Blumen und Kräuter, wachsen, aber keine Bäume oder hohen Sträucher. Wiesen, die nicht zu viel gedüngt werden, sind wertvolle Lebensräume für verschiedene Pflanzen und Tiere.

Wie entsteht eine Wiese?

Wiesen werden regelmäßig, meist ein bis drei Mal im Jahr, von Landwirtinnen und Landwirten gemäht. Das getrocknete Heu dient als Futter für die Tiere im Stall. Alle Wiesen werden also durch regelmäßiges Mähen geschaffen. Das Mähen ist gut für Pflanzen, die nahe am Boden wachsen, also nicht besonders hoch werden. Das sind vor allem Gräser, aber auch viele Blumen und Kräuter. Wird eine Wiese nicht gemäht, bleiben abgestorbene Pflanzenreste auf der Wiese und zersetzen sich dort. Dadurch gelangen immer mehr Nährstoffe in den Boden. Das klingt gut, ist aber für die Artenvielfalt auf einer Wiese eher schlecht. Die vielen Nährstoffe helfen nur ganz bestimmten Pflanzenarten. Dazu gehören zum Beispiel einige Gräser, Sträucher und Bäume, die schnell wachsen und vielen anderen Wiesenpflanzen Licht und Platz nehmen würden.

Wundervolle Wiesenwelt

Stell dir die Wiese wie ein Haus mit vier Stockwerken vor! Dann kannst du gut verstehen, wie der Lebensraum Wiese funktioniert. In jedem Stockwerk leben unterschiedliche Tierarten.

Regenwürmer sind wichtig für einen gesunden Boden © BrankoBG / iStock / Getty Images
Regenwürmer sind wichtig für einen gesunden Boden © BrankoBG / iStock / Getty Images

Im Keller: Der Boden

Die Gräser, Wiesenkräuter und -blumen sind im Boden verwurzelt und nehmen daraus Wasser und Nährstoffe auf. Hier bauen zum Beispiel Erdhummeln, Mäuse und Maulwürfe Gänge und kleine oder große Höhlen. Asseln und Regenwürmer graben den Boden um und sorgen gemeinsam mit unzähligen Bakterien und Pilzen dafür, dass aus abgestorbenen Pflanzenteilen wieder nährstoffreicher Boden wird. Die Larven zahlreicher Insekten entwickeln sich im Boden zu erwachsenen Tieren.

Im Erdgeschoss: Die Streuschicht

Auf dem Erdboden liegen abgestorbene Pflanzenstängel, -blüten und  -blätter. Hier tummeln sich kleine Tiere, wie Spinnen, Ameisen, Käfer, Schnecken, Frösche und Eidechsen. Sie fressen die abgestorbenen Pflanzenreste oder kleine Insekten. Einige Vogelarten, wie die Feldlerche, bauen hier, gut versteckt zwischen den Pflanzen, ihre Nester.

Netz einer Gartenkreuzspinne auf einer Wiese
Netz einer Gartenkreuzspinne auf einer Wiese © Ola Jennersten / WWF Schweden

Im ersten Stockwerk: Die Blatt- und Stängelschicht

Knapp über der Streuschicht breiten Gräser, Wildblumen und Kräuter ihre Blätter aus. Spinnen spannen ihre Netze zwischen einzelnen Stängeln und Halmen. Grashüpfer, Käfer und Wanzen krabbeln und hüpfen entlang der Stängel und Blätter, immer auf der Suche nach dem nächsten Leckerbissen. Schmetterlingsraupen fressen Löcher in die Blätter ihrer Futterpflanzen.

Im Dachgeschoss: Die Blütenschicht

Fast das ganze Jahr über blühen Kräuter und Blumen auf der Wiese – vom gelben Hahnenfuß im Frühjahr bis zur lila Herbstzeitlosen. Die vielen bunten Blüten locken mit ihrem süßen Nektar und Pollen zahlreiche Schmetterlinge und Bienen an. Libellen, Hornissen, Fledermäuse und Vögel fliegen über das Dach der Wiese, um dort zu jagen und zu fressen.

Wiesen in Not

Wiesen, auf denen viele verschiedene Gräser, Wildblumen und Kräuter wachsen und sich zahlreiche Tiere wohlfühlen, werden bei uns in Deutschland immer seltener. Dabei sind sie nicht nur Lebensraum für viele seltene Arten, sondern liefern mit ihren Wildkräutern und Wildblumen auch wertvolles Futter für das Vieh von Landwirtinnen und Landwirten. Doch was bedroht die Wiesen?

Rapsfeld © WWF
Raps wird in Deutschland auf großen Flächen angebaut. © WWF

Umwandlung in Fettwiesen

Wiesen, die wenig gedüngt werden, heißen „Magerwiesen“. Sie werden nur ein- oder zweimal im Jahr gemäht. Weil Landwirtinnen und Landwirte ihre Wiesen häufiger mähen möchten, um mehr Heu zu erhalten, düngen sie ihre Wiesen meist sehr stark. Aus Magerwiesen werden sogenannte Fettwiesen. Das ist schlecht für die meisten Gräser und Blumen. Sie verschwinden von den Flächen. Fettwiesen sind zwar noch „grün“, dort kommen aber fast keine Kräuter und Blumen und nur wenige Tierarten vor.

Umwandlung in Ackerland

Wenn aus Wiesen Äcker gemacht werden, nennen Expertinnen und Experten das „Grünlandumbruch“. Das Grünland wird dann nicht mehr zur Heuernte genutzt. Stattdessen werden dort Nutzpflanzen wie Getreide, Mais oder Raps angebaut. Wenn die Wiesen und ihre Pflanzen verschwinden, gehen auch Lebensraum, Nahrungsquellen und Verstecke für zahlreiche Tierarten verloren.

WWF Junior Panda

Schon gewusst?

Wiesen und Weiden werden auch als „Grünland“ bezeichnet.

Umwandlung in Bauland oder Wirtschaftswald

Es kommt auch vor, dass Grünland in Bauland umgewandelt wird. Wo früher bunte Wiesen wuchsen, entstehen dann Baugebiete für Wohnhäuser, Straßen oder Industrie. Dadurch gehen wertvolle Lebensräume für zahlreiche Arten verloren. Die Versiegelung des Bodens durch Asphalt oder Beton hat außerdem zur Folge, dass der Boden dort kein Wasser mehr speichern kann. Das kann vor allem in Überschwemmungsgebieten schweres Hochwasser begünstigen.

Der WWF im Einsatz für wilde Wiesen

Wiese mit ungenutzter Teilfläche
Wiese mit ungenutzter Teilfläche © Frank Gottwald

Vor 50 Jahren konnte man noch auf fast jeder Wiese einen Blumenstrauß pflücken. Heute ist es gar nicht so leicht, eine bunte Blumenwiese zu finden. Viele seltene oder vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten sind aber auf Wiesen angewiesen.

Fast die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt: Äcker, Wiesen und Weiden nehmen bei uns eine Fläche von insgesamt 166.000 Quadratkilometern ein! Ein Großteil dieser Flächen wird industriell bewirtschaftet. Dort sind nur wenige wild lebende Tier- und Pflanzenarten zu finden. Dabei ist es möglich, Äcker, Wiesen und Weiden so zu gestalten, dass sich dort viele verschiedene Arten wohlfühlen. Sind unsere geplanten Maßnahmen erfolgreich, kehren seltene Arten wie Feldlerche, Ackerrittersporn und Komma-Dickkopffalter auf landwirtschaftliche Flächen zurück.

Unser Plan

Wildblumenwiese
Wildblumenwiese © GettyImages

Wir möchten, dass viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten auf Wiesen, Weiden und Äckern leben, und es ist uns wichtig, den Rückgang der heimischen Tier- und Pflanzenwelt zu stoppen. Dafür haben wir das Projekt „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ gegründet. Im Projekt zeigen wir Landwirtinnen und Landwirten, wie sie ihre landwirtschaftlichen Flächen so gestalten und pflegen können, dass sich dort viele verschiedene Pflanzen und Tiere ansiedeln. Im Projekt geht es auch darum, artenreiche Wiesen zu erhalten und zu schützen.

Mehr Grün, weniger Acker

Landwirtinnen und Landwirte können ihre Äcker in Wiesen und Weiden umwandeln. Dazu werden auf ehemaligen Ackerflächen Wildkräuter und -blumen ausgesät. Die Flächen sollten dann nicht mehr gedüngt und nur noch zwei Mal im Jahr gemäht oder von Tieren abgegrast werden. Dadurch können kleine und große Tiere zurückkehren.

Weniger Dünger

Gibt es weniger Nährstoffe auf einer Fläche, wachsen alle Pflanzen langsamer und weniger dicht. Dort können neue Pflanzen wachsen. Durch die Lücken zwischen den Pflanzen gibt es auch mehr Sonnenplätze an Halmen, Blättern und am Boden. Das lockt Heuschrecken, Schmetterlinge und Bienen an, die gerne an sonnigen Plätzen nach Nahrung suchen. Die Insekten wiederum ziehen Fledermäuse und Vögel an.

So kannst du helfen: Verwandle eine Rasenfläche in eine Wildblumenwiese

Du hast gemeinsam mit deinen Eltern oder deiner Schulgemeinschaft beschlossen, eine Rasenfläche in eurem Familiengarten oder auf dem Schulhof in eine bunte Wiese zu verwandeln? So geht’s:

  • Entfernt zuerst die oberste Grasschicht.
  • Lockert den Boden auf.
  • Um den Boden magerer zu machen, kann etwas Sand eingearbeitet werden.
  • Dann ist es Zeit, Wildblumen- und Kräutersamen auszusähen. Toll sind Pflanzen, die Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten Nahrung bieten.

Und dann heißt es Warten. Irgendwann wachsen die ersten Pflanzen und die ersten Blüten bringen Farbe auf die Wiese. Eine Wildblumenwiese verändert sich mit den Jahreszeiten. Es macht Spaß zu beobachten, wann welche Pflanzen blühen und welche Tiere dort zu welcher Jahreszeit zu finden sind. 

Heimischen Tieren helfen

Du möchtest heimischen Tieren direkt vor deiner Haustüre dabei helfen, ein Zuhause und ausreichend Nahrung zu finden? Wir haben dir viele Tipps zusammengestellt.

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