Kein flauschiges Fell, kein süßes Gesicht, dafür jede Menge Glibber: Schnecken sind wahrlich keine Kuscheltiere. Doch viele von ihnen wirst du richtig süß finden, wenn du sie näher kennenlernst – besonders die mit einem Häuschen.

Schnecken gibt's fast überall

Schnecken sind sehr langsam: Die meisten kriechen in einer Sekunde etwa einen Millimeter nach vorne. Trotzdem sind sie sehr erfolgreich, denn sie leben im Meer genauso wie im Süßwasser und an Land. Außerdem leben Schnecken schon seit rund 500 Millionen Jahren auf der Erde – also viel länger als Menschen und noch viel länger als Säugetiere, Reptilien oder Amphibien.

Wie viele Schneckenarten gibt es?

Keiner weiß, wie viele Schneckenarten auf der Erde existieren, vermutlich zwischen 43.000 und 240.000 Arten. Davon leben schätzungsweise 25.000 Arten auf dem Land. In Deutschland leben rund 260 Arten von Schnecken, die meisten davon an Land.

Schleimspur

Schnecke gleitet Glasscheibe hinauf
Schnecke gleitet Glasscheibe hinauf © GettyImages

Die Schnecke macht sich den Boden glitschig-glatt. Vorne an ihrem Fuß wird der Schleim durch winzige Öffnungen ausgeschieden.

Hast du schon mal versucht, Schneckenschleim von den Fingern runter zu kriegen? Mit Seife abwaschen genügt meist nicht. Heißes Wasser ist nötig und zusätzlich muss man noch rubbeln. Denn Schneckenschleim haftet fast so stark auf der Haut wie Klebstoff aus der Tube.

Landschnecken schaffen es mit Schleim sogar, eine senkrecht gestellte Glasplatte hinauf zu gleiten, ohne abzurutschen. Kein Wunder, dass Wissenschaftler von den Schnecken lernen wollen, um selbst neuartige Haftstoffe für Menschen herzustellen. Dabei besteht der zähe Glibber der Schnecken fast nur aus Wasser! Das Klebe-Geheimnis steckt in den kleinen Zutaten: Gelöste Zuckerpartikel und Eiweißstoffe – und in winzigen Mengen Metalle wie Eisen, Zink und Kupfer.

Aber ihr Schleim klebt nicht nur gut, die Schnecken können auf ihm auch prima vorwärts gleiten. Denn das ist der zweite Vorteil des Schleims: Er funktioniert wie eine Art Kissen, mit dem die Schnecke jede Unebenheit auf ihrem Weg gefahrlos glatt macht – so ähnlich wie wir Menschen das mit Asphalt auf unseren Straßen tun.

Nützlicher Glibber - nicht nur für Schnecken

Schleim ist nicht nur für Schnecken ganz schön wichtig. Frösche und Molche zum Beispiel schützen ;mit ihm ihre Haut vor dem Austrocknen. Pflanzen wie der Fleisch fressende Sonnentau produzieren klebrige Schleimperlen an ihren Tentakeln. An ihnen bleiben Insekten hängen, die die Pflanze dann futtern kann.

Und auch wir Menschen produzieren Schleim. Schau dir mal deine Nase im Spiegel näher an. Die Schleimschicht darin hält den Staub fest, den wir mit der Luft einatmen. Die Spucke in deinem Mund hilft dir, dein Essen zu zersetzen, und hindert schädliche Bakterien daran, in deinen Körper einzudringen.

Bauplan der Natur

Eine Gehäuseschnecke gleitet über ein Blatt
Eine Gehäuseschnecke gleitet über ein Blatt © GettyImages

Ein eigenes Häuschen auf dem Rücken ist ungemein praktisch: Wenn Gefahr droht, kann sich die Gehäuseschnecke in ihr Schneckenhaus zurückziehen. Sie kann es sogar mit einem Deckel verschließen. Nur verlassen kann sie ihr Häuschen nicht.

Das Schneckenhaus besteht aus festem Kalk und ist gegen die meisten Feinde stabil. Im Schneckenhaus sind auch die wichtigsten Organe der Schnecke sicher gelagert: Herz, Lunge, Nieren und Magen. Noch ein Vorteil des Schneckenhauses: Bei längerer Trockenheit schützt das Gehäuse das Tier vor der Austrocknung.

Tryon's Nacktkiemer Nacktschnecke © Jürgen Freund / WWF
Tryon's Nacktkiemer Nacktschnecke © Jürgen Freund / WWF

Nacktschnecken haben ihr Gehäuse im Lauf der Evolution zurückentwickelt (Reste davon stecken im Körper der Tiere), weil sie eine andere Lebensweise haben. So können sie zum Beispiel ohne einen dicken Rucksack auf dem Rücken auch in enge Spalten kriechen und sind außerdem beweglicher. Im Meer haben sie grelle Farben und Gifte entwickelt, die mögliche Feinde abschrecken.

An Land leben Nacktschnecken meist in der Erde und kommen vor allem bei Regenwetter heraus. Sie produzieren reichlich Schleim, bei manchen Arten ist er bitter oder sogar giftigdas schützt die Nacktschnecken vor manchen Fressfeinden.

Die größten Schnecken

Die größte Schnecke der Welt ist die Große Rüsselschnecke mit 90 Zentimetern Körperlänge. Sie lebt im Meer vor Nordaustralien und Neuguinea. Aber es gibt noch weitere Schncken mit beachtlicher Größe:

Was macht Schnecken noch besonders?

Fuß mit Kopf: Der längliche, weiche und muskulöse Schneckenkörper heißt Fuß. Mit ihm kriecht das Tier. Am vorderen Ende des Fußes sitzt der Kopf.

Blutpumpe statt Füße: Wie alle Weichtiere haben Schnecken keine Knochen. Sie pumpen Blut und Körperflüssigkeit in ihren Fußmuskel, können ihn dadurch in einer Wellenbewegung zusammenziehen und dehnen. So schieben sie sich auf ihrer selbst hergestellten Schleimspur vorwärts – und aufwärts, wenn es sein muss.

Fühler: Manche Schnecken haben zwei, andere vier: Mit diesen biegsamen Auswüchsen am Kopf können sie ihre Umwelt nicht nur ertasten, sondern auch erschnüffeln und sogar beäugen. Bei manchen Schnecken sitzen die Augen unten an den Fühlern, bei der Weinbergschnecke an der Spitze des oberen langen Fühlerpaares – und sie können eingezogen und wieder ausgestreckt werden.

Nahaufnahme einer Schneckenzunge
Nahaufnahme einer Schneckenzunge (Radula) © IMAGO / Blickwinkel

Zunge mit Zähnchen – oder Giftzahn: Unter den Schnecken gibt es Pflanzenfresser, die Früchte, Blätter oder Stängel mögen, außerdem Aasfresser und Fleischfresser, die ihre Beute jagen. Um ihre Nahrung zu fressen, haben Schnecken eine Raspelzunge oder Radula. Darauf sitzen bis zu mehrere tausend winzig kleine Zähnchen, mit denen sie ihr Fressen abschaben. Unterm Mikroskop sieht die Raspelzunge ähnlich aus wie eine Küchenreibe (im Bild). Manche Raubschnecken (Kegelschnecken) haben einen dolchartigen Giftzahn auf der Radula – und ein paar weitere in Reserve.

Atmen über und unter Wasser: Landschnecken und einige wenige Wasserschneckenarten holen über ein Atemloch im Mantelgewebe die lebensnotwendige Luft und leiten sie in eine einfache Lunge weiter. Die meisten Meeresschnecken atmen dagegen wie Fische mit Hilfe von Kiemen, die oft wie ein Gefieder außen am Körper sitzen

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Schon gewusst?

Schnecken gehören wie Muscheln und Tintenfische zu den Weichtieren. Es gibt Nacktschnecken und Gehäuseschnecken.

Wie Schnecken sich vermehren

Weinbergschnecken
Weinbergschnecken © GettyImages

Manche Landschnecken, darunter auch die Weinbergschnecken im Bild, sind Zwitter. Das bedeutet: Sie können sich gegenseitig befruchten. Nach der Paarung legt jedes der beiden Tiere 40 bis 60 Eier ins Erdreich. Viele Landschnecken legen sogar Hunderte von Eiern, aus denen nach einigen Tagen fertige kleine Schnecken kriechen.

Bei den meisten Meeresschnecken kommt aus dem Ei zuerst eine kleine Larve, die durchs Wasser schwebt. Aus ihr entwickelt sich allmählich das erwachsene Tier. Es gibt aber auch einige wenige Schneckenarten, die lebende Junge zur Welt bringen, zum Beispiel die Felsenstrandschnecke an der Atlantikküste des Nordeuropas.

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Schon gewusst?

Weinbergschnecken werden etwa 10 Jahre alt. Kleinere Arten wie die Hainbänderschnecke etwa 8 Jahre, Zwergschnecken nur etwa ein Jahr.

Schnecken-Schrecken im Garten

Nacktschnecken fressen Salatkopf im Garten
Nacktschnecken fressen Salatkopf im Garten © GettyImages

Nacktschnecken können sehr gefräßig sein, vor allem die eingeschleppte Spanische Wegschnecke. Sie bevorzugt junge Triebe und frisst vom Salat über Kartoffeln bis zu Blumen jede Menge, was ihr unter die Raspelzunge kommt.

Die Gehäuseschnecken hingegen sind für Gärtner und Gärtnerin kein Problem. Denn sie fressen meistens abgestorbene oder schon welke Pflanzen. Und noch ein Pluspunkt: Gehäuseschnecken fressen die Eier der Nacktschnecken.

Was tun bei zu vielen Nacktschnecken im Garten?

Auf keinem Fall mit Gift anrücken. Sehe zu, dass dein Garten naturnah ist und Amseln, Stare, Kröten, Igel oder Blindschleichen dort leben können. Denn die fressen Nacktschnecken.

Außerdem: Kaffeesatz auf den Beeten vertreibt meist Schnecken, ohne ihnen zu schaden. Und wenn es zu viele Nacktschnecken sind: Einfach absammeln, in einen großen Eimer mit etwas Laub tun, Deckel mit Löchern drauf und dann in der Natur (am besten auf einer Wiese) aussetzen.

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Schon gewusst?

Schneckengehäuse können wunderschön sein. Leere Häuschen kannst du mitnehmen und sammeln. Du findest sie im Park oder Garten oder beim Strandspaziergang am Meer.

Schnecken züchten

Schneckenzucht in Kamerun
Schneckenzucht in Kamerun © Ola Jennersten / WWF Schweden

In anderen Ländern werden Schnecken gezüchtet, zum Beispiel in Kamerun und in der Elfenbeinküste. Das ist doppelt gut: Denn wenn Regenwald abgeholzt wird, bleiben auch Schnecken auf der Strecke. Durch deren Nachzucht bleiben Arten erhalten und können zugleich als Delikatesse verkauft werden.

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