Welche Auswirkungen auf das Klima und die Biodiversität haben die Produktion und der Konsum von und der Handel mit Lebensmitteln? Wie können wir nachhaltigere Kaufentscheidungen treffen? Das Projekt „CLIF – Climate Impacts of Food“ befasst sich mit der Vermittlung von Informationen zu den Umwelt- und Sozialauswirkungen von Lebensmitteln.

Das CLIF-Kommunikationstool soll Konsument:innen und Unternehmen der Lebensmittelbranche ermöglichen, sich beim Einkauf beziehungsweise beim Angebot von Lebensmitteln und Mahlzeiten über diese Auswirkungen zu informieren, um nachhaltigere Konsum- und Einkaufsentscheidung treffen zu können.

Durch geänderte Gewohnheiten Verantwortung übernehmen

Waldzerstörung © DZMITRY PALUBIATKA / iStock / Getty Images
Unser Konsum hat weltweite Auswirkungen wie Abholzung © DZMITRY PALUBIATKA / iStock / Getty Images

Die Produktion und der Konsum von Lebensmitteln haben teilweise immense Auswirkungen auf unseren Planeten, beispielsweise sind 31 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen auf unsere Ernährung zurückzuführen.

Was und wie wir essen ist somit maßgeblich verantwortlich für die Überschreitung der planetaren Belastungsgrenzen: Klimawandel, Verlust von Biodiversität, Landnutzungsänderungen sowie Phosphor- und Stickstoffkreisläufe.

Diesen Anteil der Ernährung an den Umweltauswirkungen können wir durch verschiedene Maßnahmen mindern – unter anderem indem wir unsere Einkaufsgewohnheiten ändern und Lebensmittel verantwortungsvoll produzieren, durch die Einsparung von Treibhausgasemissionen in der Wertschöpfungskette und indem wir Lebensmittelverluste und -abfälle deutlich reduzieren.

Kommunikation von Nachhaltigkeit: Auf dem Weg zu einem neuen Ernährungssystem

Politik, Unternehmen und ein Großteil der Konsument:innen sind bereits für die notwendige Ernährungswende sensibilisiert, jedoch fehlt es an gebündelten und transparenten Informationen und einer strategischen und flächendeckenden Umsetzung von politischen Maßnahmen. Und genau hier setzt das Projekt an – mit zielgruppengerechten Informationen für die zentralen Akteur:innen des Ernährungswandels: Unternehmen, Verbraucher:innen und politische Entscheidungsträger:innen.

Das Projekt hat eine Laufzeit von 2021 bis 2024 und konzentriert sich zunächst auf die Länder Deutschland, Paraguay, Südafrika und Thailand. Zukünftig soll das geplante Kommunikationstool jedoch weltweit zum Einsatz kommen. Das Ziel: Über nachhaltigere Kaufentscheidungen die Nachfrage nach ressourcenschonenderen Produkten steigern und so einen Beitrag zu leisten, dass sich Lebensmittelkonsum und -produktion innerhalb der planetaren Belastungsgrenzen bewegen.

Auf wen es beim Ernährungswandel ankommt

Frau im Supermarkt © Richard Stonehouse
Viele Produkte - viele unterschiedliche Label © Richard Stonehouse

Konsument:innen können die Umweltauswirkungen ihres Lebensmittelkonsums senken, indem sie umweltverträglichere Produkte kaufen. Dafür benötigen sie entsprechende Informationen über das jeweilige Produkt.

Bis heute fehlen diese Informationen jedoch zumeist völlig oder werden durch Labels vermittelt, die die Konsument:innen nur teilweise verstehen können. Oft ist den Verbraucher:innen auch nicht bekannt, nach welchen Kriterien die Labels vergeben werden. Im Rahmen des Projekts ermitteln wir deshalb zunächst, welche Informationen Konsument:innen in den vier Projektländern und global hinsichtlich Nachhaltigkeitsauswirkungen von Lebensmitteln benötigen. Auf dieser Basis wird das Kommunikationstool entwickelt, damit Verbraucher:innen informierte und nachhaltige Konsumentscheidungen im Handel und in der Außer-Haus-Verpflegung treffen können.

Auch Unternehmen können ihren Beitrag zu nachhaltigeren Ernährungssystemen leisten. Doch sind Unternehmen bereit, Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte beim Einkauf für ihr Produktportfolio zu berücksichtigen? Und wenn ja, welche Informationen benötigen sie dafür? Mit dem Kommunikationstool sollen die Unternehmen ihre Produkte oder ihre Gerichte und Menüs anhand von Nachhaltigkeitsaspekten bewerten und diese Informationen an Kund:innen weitergeben können.

Die konkreten Beispiele aus den Projektländern sollen politischen Entscheidungsträger:innen dabei helfen, Strategien für eine nachhaltigere Ernährung der Bevölkerung auszuarbeiten. Außerdem dienen sie der Entwicklung von Märkten für nachhaltigere Produkte und zeigen, wie Informationsinstrumente und andere Anreize nachhaltigen Konsum fördern können. Nur wenn die politischen Entscheidungsträger:innen die Rahmenbedingungen gestalten, können nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion verknüpft werden. Aufgrund weltweit vernetzter Warenströme ist dies nicht nur eine Aufgabe nationaler Regierungen, sondern muss global angegangen werden.

„Unser Konsum darf planetare Grenzen nicht ignorieren. Eine systematische Veränderung ist deshalb unverzichtbar.“

Victoria Müller, Landwirtschaftsexpertin beim WWF Deutschland

Strategisch vorgehen

Das Thema „Transformation der Ernährungssysteme“ hat in den letzten Jahren in der wissenschaftlichen und politischen Diskussion über weltweite Ernährungssicherheit und nachhaltige Landwirtschaft an Bedeutung gewonnen. Trotz der häufigen Verwendung des Transformationsbegriffs im Kontext der Ernährungswende gibt es bisher kein gemeinsames Verständnis zu seiner Bedeutung und zu den Systemelementen, die transformiert werden müssen.

Im Rahmen des Projekts werden deshalb gemeinsam mit einer Expert:innenkommission der Transformationsbegriff umfassend definiert und Anforderungen an eine Transformation von Ernährungssystemen erarbeitet. Die Ergebnisse der Expert:innenkommission dienen Entscheidungsträger:innen aus Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft bei der Gestaltung von konkreten Transformationspfaden der Ernährungssysteme.

Wie misst man die Umweltauswirkungen von Lebensmitteln?

Obststand auf einem Markt © Elizabeth Dalziel / WWF UK
Informationen müssen beim Einkauf für Verbraucher:innen leicht verständlich sein © Elizabeth Dalziel / WWF UK

Mit der Ökobilanz nach ISO 14040/44 liegt eine etablierte und breit akzeptierte Methode vor, um Umweltauswirkungen zu bilanzieren. Die Ökobilanzmethode bildet daher die Basis für die Bereitstellung von Informationen zu Umweltauswirkungen von Lebensmitteln. Im Rahmen des Environmental-Footprinting-Prozesses in der EU haben sich die involvierten Stakeholder:innen auf 16 Umweltwirkungskategorien verständigt. Aus der Konsumforschung ist jedoch bekannt, dass Informationen über Vertrauenseigenschaften – insbesondere bei auf Gewohnheiten basierten und impulsgesteuerten Entscheidungen wie dem Kauf von Lebensmitteln – leicht verständlich sein müssen.

Daher wird das Projekt zunächst im Austausch mit beteiligten Interessengruppen, Expert:innen aus den Projektländern und internationalen Ökobilanzexpert:innen sowie in Fallstudien eruieren, welche sozialen und ökologischen Auswirkungen von Lebensmitteln am relevantesten sind. Ziel ist es, die Vielzahl der Umweltwirkungskategorien auf wenige, aber für Lebensmittel aussagekräftige zu reduzieren. Parallel untersucht das Projekt, welche Datenbanken geeignet sind, um die für das Kommunikationstool benötigten Informationen bereitzustellen, und welche Anforderungen die Daten erfüllen müssten.

Ambitionierte Ziele

CLIF hat sich viel vorgenommen: Das Projekt möchte erreichen, dass Unternehmen in Deutschland, Paraguay, Südafrika und Thailand die wesentlichen Nachhaltigkeitsauswirkungen für die Beschaffung von Lebensmitteln kennen und in der Lage sind, Konsument:innen zielgruppengerecht bei einer nachhaltigen Kaufentscheidung zu unterstützen. Politische Entscheidungsträger:innen in den vier Ländern sollen Strategien für eine nachhaltigere Ernährung der Bevölkerung erarbeiten können. Und nicht zuletzt soll das zielgruppengerechte Kommunikationstool Unternehmen und Konsument:innen zum Projektende 2024 über die  komplexen Nachhaltigkeitsauswirkungen von Lebensmitteln informieren.

Zusammen mit der Designagentur LAUDO haben wir den Red Dot Designaward für die Projektwebsite gewonnen!

Das Projekt ist Teil der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI). Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) fördert die Initiative aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. WWF Deutschland setzt das Projekt gemeinsam mit corsus – corporate sustainability GmbH und TMG – Töpfer Müller Gaßner GmbH um.

Projekt „CLIF – Climate Impacts of Food" unterstützt von BMUV, IKI, corsus und TMG

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