Savannen und andere Graslandschaften wie Steppen und Prärien bedecken etwa 40 Prozent der Erdoberfläche. Sie gehören damit zu den wichtigsten und größten Lebensräumen.

Trotzdem wissen die meisten Menschen nur wenig über dieses einzigartige Ökosystem. Warum die Savanne manchmal abbrennen muss? Wieso zahlreiche Tierarten dort leben können? Warum Bäume der Savanne manchmal auch schaden? Ein Ausflug in die Welt der Savannen, der diese Fragen beantwortet.

Irrtum 1 — Savannen sind beschädigte Wälder

Giraffen wandern durch die Maasai Mara in Kenia © WWF-US / James Morgan
Giraffen wandern durch die Maasai Mara in Kenia © WWF-US / James Morgan

Falsch! Natürliche Savannen sind alte, artenreiche Ökosysteme, die über Jahrtausende durch Klima, Feuer und Bodenbeschaffenheit geprägt wurden. Sie unterscheiden sich deutlich von sekundären Savannen, die durch Abholzung, invasive Gräser und veränderte Feuerregime aus degradierten Wäldern entstehen.

Denkt man an die „typische“ Savanne in Ostafrika, so hat man schnell die weite, baumlose Graslandschaft der Serengeti vor Augen. In Südamerika erstrecken sich Savannen wie der Cerrado oder die Pampa über insgesamt mehr als 2 Millionen Quadratkilometer und überschreiten dabei Ländergrenzen zwischen Brasilien, Argentinien und Paraguay. Das aus dem spanischen „Sabana“ abgeleitete Wort „Savanne” heißt auch so viel wie „weite Fläche”. Tatsächlich jedoch gibt es viele verschiedene Typen, etwa Feucht-, Trocken- und Dornstrauchsavannen. Unterscheidungsmerkmale sind Klima, Niederschlagsmenge sowie Vegetation.

Irrtum 2 — In der Savanne gibt es kaum Pflanzen, Tiere und Menschen

Die „Llaneros” in Kolumbien bewirtschaften die Orinoquia-Savanne im Einklang mit der Natur © Julian Manrique / WWF Kolumbien
Die „Llaneros” in Kolumbien bewirtschaften die Orinoquia-Savanne im Einklang mit der Natur © Julian Manrique / WWF Kolumbien

Falsch! Richtig ist, dass die Lebens- und Vegetationsbedingungen grundlegend anders sind. Das wirkt sich auch auf das Leben aus. In Savannen ist es meist heiß. Der deutlich geringere Niederschlag fällt fast ausschließlich in kurzen Regenzeiten. Dazwischen kann es extrem trocken werden. Unter diesen Bedingungen wachsen nur wenige Bäume, aber dafür viele Gräser und dornige Sträucher. Die Savanne kann sehr produktiv sein und zahlreiche Tiere ernähren. Zudem ist sie keineswegs eintönig, sondern oft sehr vielfältig.

Weltweit leben 200 Millionen Haushalte von der Weidetierhaltung. Und das schon seit Jahrtausenden. Sie sind, ebenso wie die Pflanzen und Tiere, auf einzigartige Weise an die Extreme der Savanne angepasst.

Weidetierhaltung ist eine uralte Lebensweise, die weltweit in Savannen vorkommt. Wenn sie nachhaltig und in extensiven Systemen betrieben wird, kann sie das empfindliche Gleichgewicht der Savannenökosysteme unterstützen, indem sie die Verbuschung verhindert und die Bodenfruchtbarkeit verbessert.

Internationales UN-Jahr der Weidelandschaften und des Hirtentums

Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2026 als „International Year of Rangelands and Pastoralists (IYRP)“ ausgerufen. Ziel ist es, weltweit Aufmerksamkeit auf Weidelandschaften, also Savannen, Graslandschaften, Steppen oder Trockengebiete und die sie nutzenden Hirten- und Nomadengemeinschaften zu lenken.

Die Weidetierhaltung ist eine der ältesten Formen der Landwirtschaft, die nicht nur Einkommen durch die Erzeugung von Fleisch, Milch oder Wolle sichert, sondern auch den Klimaschutz, die Bodenfruchtbarkeit und biologische Vielfalt fördert: Tiere auf Weiden verbreiten Pflanzensamen, schaffen Habitate und ihre Kothaufen bieten Nahrung für zahlreiche Insekten, die Teil größerer Nahrungsnetze sind.

Irrtum 3 — Bäume pflanzen ist gut

Mimosen: gar nicht gut für die Savanne © Feodor Korolevsky / iStock / Getty Images
Mimosen: gar nicht gut für die Savanne © Feodor Korolevsky / iStock / Getty Images

Falsch! Oder besser: nicht immer. Im Kampf gegen die Klimakrise gelten Bäume zwar als wichtige Kohlenstoffdioxid- und Wasserspeicher. Anders jedoch in der Savanne. Dort existiert ein empfindliches Gleichgewicht zwischen Bäumen und Gräsern.

Dieses Gleichgewicht wird aktuell durch vom Menschen eingeführte Baumarten massiv gestört. Eine dieser Arten ist das Mimosengewächs Prosopis juliflora. Auch bekannt unter den Namen Mathenge, Algaroba oder Mesquite hat Prosopis juliflora viele Savannen erobert. Das Problem: Das Gewächs überwuchert Gras- und Ackerland. Und somit wertvolle Weideflächen. Das sorgt für Ernteausfälle.

Die einheimische Biodiversität ist durch die kaum kontrollierbare Ausbreitung extrem gefährdet. Das undurchdringliche Dickicht verdrängt die einheimischen Arten. Und es verbraucht Wasser. Denn der Baum hat Wurzeln, die bis zu 53 Meter tief in die Erde reichen und damit fast überall ans Grundwasser gelangt. Und noch schlimmer: Die dornigen Zweige der Bäume durchbohren die Hufe der Tiere. Die süßen, harten Schoten der Prosopis juliflora schaden den Zähnen, verursachen Karies und führen zu Zahnausfall bei den Lebewesen, die davon fressen.

Neueste Forschungsresultate zeigen, dass beispielsweise die Afar-Senke in Äthiopien, eine der heißesten Klimazonen der Welt, deshalb um die 30 Prozent an Weideland verloren hat. Wissenschaftler:innen sind weltweit gerade dabei, Ansätze zu erforschen, wie die weitere Ausbreitung verhindert werden kann.

Irrtum 4 — Tropenwälder sind die gefährdetsten Ökosysteme

Klimakrise und intensive Landwirtschaft gefährden die Savannen © Michael Poliza / WWF
Klimakrise und intensive Landwirtschaft gefährden die Savannen © Michael Poliza / WWF

Richtig ist, dass Tropenwälder stark gefährdet sind. Doch mindestens ebenso massiven Veränderungen ausgesetzt sind Savannen. „Fast 50 Prozent sind durch Umwandlung in Ackerland oder Desertifikation bereits verschwunden”, berichtet Leonie Meier, Leiterin der Global Grasslands and Savannahs Initiative beim WWF. Und dies dürfte erst der Anfang eines tiefgreifenden Wandels sein.

Schon heute haben die Einheimischen große Probleme, für ausreichend Wasser und Nahrungsmittel zu sorgen. Der Grund: Übernutzung, Nutzungswandel sowie zunehmende Wetterextreme. Kurz: Die Extreme werden extremer. Gräser und Gehölze ringen permanent um Dominanz.

Deshalb hat dieser Landschaftstyp regional ein unterschiedliches Gesicht. Tropische Graslandschaften gehören ebenso dazu wie offene Grasebenen mit vereinzeltem Gehölz oder unterschiedlich dichten Wälder. Gräser und Bäume reagieren auf Schwankungen von Temperatur wie Niederschlägen oder das Auftreten von Feuer verschieden — aber gleich sensibel.

Insgesamt zeigen aktuelle Untersuchungen, dass das Ökosystem durch den Klimawandel und eine immer intensivere Landnutzung zunehmend bedroht ist. Der „Global Biodiversity Outlook“ sieht die Savanne vor einem Biodiversitäts-Kipppunkt. Das bedeutet, Veränderungen sind nach Überschreitung eines Schwellenwertes kaum mehr rückgängig zu machen.

Hätten Sie's gewusst?

  • In der Savanne lebt das größte Landtier der Welt: der afrikanische Elefant. Neben seiner Größe beeindruckt der besonders durch sein Gewicht von rund sechs Tonnen.
  • Eines der schnellsten Tiere lebt ausschließlich in offenen Savannen: der Gepard.

Irrtum 5 — Feuer bedroht die Savanne

Waldbrand und Gewitter im Pantanal © WWF-Paraguay / Henry Maillet and Jeff Wong
Waldbrand und Gewitter im Pantanal © WWF Paraguay / Henry Maillet and Jeff Wong

Falsch! Feuer ist ein Lebenselixier der Savanne. Neben natürlichen Bränden am Ende einer Trockenzeit hat der Mensch teilweise schon seit Jahrtausenden gezielt Feuer gelegt.

Die Savanne ist an ein gewisses Maß an Feuern daher bestens angepasst. Vielmehr benötigt es diese, um sich nicht in eine geschlossene Buschlandschaft zu verwandeln. Feuer setzt Nährstoffe frei. Mit der zunehmenden Übernutzung und den Auswirkungen der Klimakrise droht diese uralte, dynamische Balance zu kippen. Besonders fatal ist der Wechsel von langen Dürren mit starkem Regen. In Zeiten mit viel mehr Niederschlag wachsen große Mengen Biomasse heran, die in den anschließenden Dürren für viel ausgedehnte, intensivere und heißere Feuer sorgt.

Dem kann mit einem angepassten Feuermanagement begegnet werden: möglichst frühe, kontrolliert gelegte Brände sorgen für weniger intensive Brände. Zudem reduziert dies das Risiko späterer schwerer Brände. Feuer wird also am besten mit Feuer begegnet!

Weitere Informationen

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