Die Feuchtsavanne der Orinoquía, die sich über Kolumbien und Venezuela erstreckt, ist die Heimat traditioneller Viehzüchter:innen, den Llaneros. Ihre Kultur ist eng mit der Landschaft, in der sie leben, verbunden. Die Menschen wissen um die Bedeutung der Natur und helfen, sie zu bewahren. So wie Libia und Yanire Arismendy.

In der Orinoquía gehen Viehzucht und der Schutz der Artenvielfalt Hand in Hand. Gäbe es die Llaneros nicht, würde sich die Savanne komplett verändern: die Rinder halten die Landschaft offen, ohne sie zu überweiden.

Der WWF unterstützt die Viehzüchter:innen dabei, das Wissen und die Praktiken zum Schutz der Biodiversität und der nachhaltigen Nutzung der Savanne zu fördern und zu bewahren.

Kindheit in der Savanne

Viehzüchterin Libia Arismendy auf ihrer Farm in der Orinoquia-Savanne
Viehzüchterin Libia Arismendy auf ihrer Farm in der Orinoquia-Savanne © Julian Manrique / WWF Colombia

Die Orinoquía ist Geburtsort der beiden Schwestern Libia und Yanire Arismendy. Das Leben auf der Rinderfarm, umgeben von der Weite und Schönheit der Savanne, prägt sie von klein auf. „An einem Ort wie diesem zu leben, ist unbezahlbar“, sagt Libia Arismendy.

Schon immer fasziniert sie die Arbeit der Llaneros. Traditionell kümmerten sich die Männer um die Rinderherden, während die Frauen Haus und Garten bewirtschafteten. Doch Libia schleicht sich mit Hilfe ihres Bruders, der ihr heimlich ein Pferd bereitstellt, früh morgens raus in die Savanne. Dort angekommen kann ihr Vater sie nicht mehr zurückschicken. So lernt sie das Handwerk ihrer Vorfahren.

Die wertvolle Savanne ist bedroht

Doch die beiden Schwestern sehen auch, wie sich die Savanne seit ihrer Kindheit verändert hat. Die intensive Landwirtschaft mit ihren öden Monokulturen, zum Beispiel für den Anbau von Reis, dringt immer weiter vor und verwandelt das so artenreiche Gebiet in eine leere, leblose Gegend.

„Wir beobachten einen Rückgang der Artenvielfalt und wichtige Lebensräume schwinden,“ schildert Yanire Arismendy. Auch Wilderei ist ein großes Problem in der Region. „Wilde Tiere haben keine Markierungen und werden deshalb als niemandes Eigentum angesehen“, berichtet Libia Arismendy.

Als Ölfirmen ankündigten, Bohrungen in der Savanne durchführen zu wollen, beschlossen die beiden Schwestern zu handeln. „Wir wussten, dass die Auswirkungen nicht positiv sein würden.“

Zeit, zu handeln

Das private Schutzgebiet der Viehzüchter:innen Libia und Yanire Arismendy © Julian Manrique / WWF Colombia
Das private Schutzgebiet der Viehzüchter:innen Libia und Yanire Arismendy © Julian Manrique / WWF Colombia

Die Schwestern ließen ihren Hof als Naturschutzgebiet der Zivilgesellschaft (RNSC) ausweisen. Viele weitere Landeigentümer:innen folgten ihrem Beispiel. So entstand die „Asociación Campesina de Reservas Naturales de la Sociedad Civil de la Orinoquia (Aso-Orinoquia)“, deren Direktorin Yanire Arismendy ist.

Die Aso-Orinoquia gilt heute als eines der größten Netzwerke für Naturschutz im Land. Sie umfasst 23 Naturschutzgebiete, von denen die meisten aneinandergrenzen. Die Bauernhöfe und Ranches bilden heute eine 12.000 Hektar große Fläche, auf der Naturschutz und naturnahe Produktion Hand in Hand gehen.

„Unser Gebiet ist ein Paradies des Wohlbefindens – eine Oase der Ruhe und Beschaulichkeit! Wie unsensibel und egoistisch wäre es, sich nicht für ihren Erhalt einzusetzen.“

Yanire Arismendy, Direktorin von Aso-Orinoquia und Viehzüchterin

Die Orinoquia gehört zu den Menschen

Yanire Arismendy, Direktorin eines privaten Naturschutzgebiets in der Orinoquia-Savanne © Julian Manrique / WWF Colombia
Yanire Arismendy, Direktorin eines privaten Naturschutzgebiets in der Orinoquia-Savanne © Julian Manrique / WWF Colombia

Die Savannenlandschaft der Orinoquía ist Lebensraum und Zufluchtsort für unzählige Tier- und Pflanzenarten – und für die Menschen, die dort leben.

„Wir Frauen, die im Naturschutz arbeiten, haben eine besondere Verbindung zu der Natur,“ so schildert es Yanire Arismendy. „Wir hatten das Gefühl, dass niemand (...) besser in der Lage ist, dieses Land zu verteidigen, als wir, die wir hier geboren und aufgewachsen sind. Für uns geht es darum, ein Vermächtnis zu schaffen – etwas, das wir an zukünftige Generationen weitergeben müssen.“

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