Schokolade ist die unangefochtene Nummer eins der Lieblingssüßigkeiten der Deutschen. Etwa 9,2 Kilogramm Schokolade essen wir durchschnittlich im Jahr, ob als Vollmilch, Zartbitter, weiße Schokolade, als Eis oder als heiße Schokolade – zu Weihnachten oder an Ostern. Die wichtigste Zutat all dieser Schokoprodukte ist Kakao. Kakao ist einer der meistgehandelten Agrarrohstoffe. Dank des Hamburger Hafens gehört Deutschland zu den bedeutendsten Verarbeitern von Rohkakao. Mit jährlich 440.000 Tonnen verarbeiteten Kakaos liegt die Bundesrepublik weltweit auf dem vierten Platz.

Herkunft des Kakaobaums

Kakao Plantage © WWF Ecuador
Kakao Plantage © WWF Ecuador

Ihren Ursprung hat die Kakaopflanze im Amazonasgebiet. Von dort aus gelangten die Samen nach Mittelamerika, wo die Pflanze zum ersten Mal von den Maya kultiviert wurde. Damals wurden Kakaobohnen in Mexiko und Mittelamerika sogar als Zahlungsmittel verwendet. Heute wird der immergrüne Baum in den tropischen Gebieten Afrikas, Mittel- und Südamerikas und Asiens angebaut, denn dank des feuchten Klimas bieten die Tropen optimale Anbaubedingungen. Weltweit wird Kakao von mehr als 5 Millionen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern kultiviert. Mehr als 65 Prozent der weltweiten Ernte stammen aus Westafrika, insbesondere aus der Elfenbeinküste und Ghana, aber auch Ecuador, Kamerun und Indonesien sind wichtige Anbauländer.

Die Lieferkette des beliebten Rohstoffes ist komplex. Der Kakaobaum trägt Früchte, die einer Papaya ähneln. In diesen Fruchtschoten befinden sich die Kakaosamen, die von einem zähflüssigen, säuerlichen Fruchtfleisch umhüllt sind. Diese Samen ähneln Bohnen, weshalb wir sie unter dem Namen „Kakaobohnen“ kennen. Die Kakaobohnen werden aus dem Fruchtfleisch gelöst, dann fermentiert und anschließend getrocknet. Diese Schritte beeinflussen neben der spezifischen Sorte der Kakaopflanze das Aroma der Schokoladenprodukte. Weiterverarbeitet werden, können die Bohnen zu Kakaomasse, -butter und -pulver.

Ökologische und soziale Probleme des Kakaoanbaus

Was wir im Supermarkt vor den gefühlt tausenden verschiedenen Sorten leicht vergessen: Schokolade ist ein Luxusgut. Der Anbau des wertvollen Rohstoffes Kakao bleibt nicht ohne Auswirkungen auf Mensch und Natur.

Kakao gehört weltweit zu den größten landwirtschaftlichen Entwaldungstreibern. Die Elfenbeinküste und Ghana haben bereits 90 Prozent des Waldes unter anderem durch den Kakaoanbau verloren. Es wird davon ausgegangen, dass bis zu 40 Prozent der Kakaoernte der Elfenbeinküste von illegal entwaldeten Flächen stammt, zum Beispiel aus Nationalparks. Schuld daran ist ein Teufelskreis. Oft sind Plantagen bereits sehr alt und die Erträge viel geringer als das eigentliche Potential. Zudem wird der Großteil als Monokultur angebaut, das heißt, auf einer Fläche stehen ausschließlich Kakaobäume. Zudem haben die Bäuerinnen und Bauern oft keine gesicherten Landrechte, weshalb es sich nicht lohnt in einen nachhaltigeren Anbau zu investieren. Wenn die Bäume kaum noch Früchte tragen, ziehen die Bauern weiter und erschließen sich durch Brandrodungen neue Flächen. Daher wird immer mehr Wald für den Kakaoanbau zerstört.

Problematisch ist auch, dass die Schokoladenhersteller aufgrund der komplexen Lieferketten oft gar nicht wissen, woher ihr Kakao stammt. So können sie nicht sicherstellen, dass der Kakao nicht von illegal entwaldeten Flächen kommt.

Ein weiteres Problem ist der immense Wasserverbrauch, der mit dem Anbau einher geht. Dadurch, dass viele Kakaopflanzen in Monokulturen in der prallen Sonne wachsen, benötigen sie eine intensive Bewässerung.

Geerntete Kakaobohnen © Valentin Wolf
Geerntete Kakaobohnen © Valentin Wolf

Neben den ökologischen Auswirkungen bleiben noch die sozialen Probleme. Die Preise, die die Bäuerinnen und Bauern erhalten, sind oft nicht existenzsichernd und unterliegen starken Schwankungen. Zudem ist der Kakaoanbau meist die einzige Einkommensquelle. Sind die Preise besonders tief oder fällt die Ernte schlecht aus, verlieren sie ihre gesamte Lebensgrundlage.

Oft sind sie darauf angewiesen, dass die Kinder auf den Plantagen mithelfen, was zu schweren Formen von Kinderarbeit führt. Dadurch, dass die Bohnen größtenteils exportiert werden und wenig Wertschöpfung wie zum Beispiel eine Weiterverarbeitung zu Kakaomasse oder Schokolade vor Ort stattfindet, bleibt nur wenig Geld in den Produzentenländern.

Von dem Preis, den wir pro Tafel Schokolade zahlen, erhalten die Bäuerinnen und Bauern nur wenige Cent.

Der Klimawandel: Das Ende der Schokolade?

Und schließlich gibt es da noch ein anderes entscheidendes Thema: die Auswirkungen des Klimawandels.

Seit Jahren warnen Forscher:innen bereits, dass die Produktion von Kakao in Zukunft einbrechen könnte. Der Klimawandel macht landwirtschaftliche Flächen teilweise unbrauchbar. Klimaextreme wie Dürren, Starkregen und Überflutungen vernichten Ernten. Neue Pflanzenkrankheiten treten auf. Zudem schadet der globale Temperaturanstieg dem Gleichgewicht der empfindlichen Kakaopflanze. Bereits 2015 kam es zu großen Einbrüchen der Kakaoproduktion. Das Forschungszentrum International Center for Tropical Agriculture (CIAT) prognostiziert bereits, dass diese Ausfälle zunehmen werden.

Die Wissenschaftler:innen berechneten, dass 90 Prozent der Anbauflächen in Ghana und der Elfenbeinküste – zwei der Hauptproduzenten von Kakao – im Jahr 2050 für den Kakaoanbau deutlich weniger geeignet sein werden. Dies kann zu Landkonflikten und weiterer Abholzung von Regenwäldern zur Erschließung neuer Flächen führen. Bedeutet dies, dass es in Zukunft weniger Schokolade geben wird?

Was wir im Supermarkt vor den gefühlt tausenden verschiedenen Sorten leicht vergessen: Schokolade ist ein Luxusgut.

WWF Deutschland

Nachhaltiger Kakaoanbau

Trocknung der Kakaosamen © Alejandro Janeta / WWF Ecuador
Trocknung der Kakaosamen © Alejandro Janeta / WWF Ecuador

Der Kakaoanbau hat in vielen Gebieten nur noch eine Zukunft, wenn rechtzeitig die nötigen Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ergriffen werden. Die Auswirkungen sind je nach Region ganz unterschiedlich, wie steigende Temperaturen, längere Dürreperioden und veränderte Regenfälle.

Entscheidend ist ein vielfältiges Anbausystem. Im Gegensatz zu Kakaoanbau in einer Monokultur, bei dem sich ausschließlich Kakaobäume auf einer Fläche befinden, bietet der Anbau von Kakao im naturnahen Agroforstsystem zahlreiche Vorteile. Das positive Zusammenspiel von Landwirtschaft und Wald kann zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung und erhöhter Produktivität der Pflanzen beitragen. Die Bäume und Pflanzen profitieren voneinander. Sie spenden sich gegenseitig Schatten oder reichern den Boden mit Nährstoffen an. Zudem werden weniger Pestizide benötigt und es kann wieder biologische Vielfalt entstehen. Derartige Systeme sind widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel.

Auch für die Bäuerinnen und Bauern hat dies Vorteile. In den vielfältigen Systemen wächst der Kakao im Schatten von Bananenbäumen, Edelhölzern oder Palmen. Auf dem Boden werden medizinische Kräuter oder anderes Obst und Gemüse angebaut. Dadurch sind die Bauern nicht nur von dem Kakao als einzige Ernte abhängig, sondern können auch viele weitere Produkte für den eigenen Bedarf oder für lokale und internationale Märkte produzieren. So können sie ihr Einkommen diversifizieren.

Das tut der WWF für nachhaltigen Kakao

Projektarbeit

Präsentation des Endproduktes aus eigenem Kakao © Alejandro Janeta / WWF Ecuador
Präsentation des Endproduktes aus eigenem Kakao © Alejandro Janeta / WWF Ecuador

In unseren Projekten setzen wir uns dafür ein, dass für den Kakaoanbau kein weiterer Wald zerstört wird. Gemeinsam mit lokalen Kooperativen wollen wir vielfältige Agroforstsysteme fördern, die widerstandsfähig sind und den Bäuerinnen und Bauern vielfältige Einkommensmöglichkeiten bieten.

Die Bauern erhalten Schulungen und Unterstützung zu guten landwirtschaftlichen und ökologischen Praktiken, wie beispielsweise zu Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit, Kompostierung, ökologischer Schädlingsbekämpfung und nachhaltigen Bewässerungsmethoden.

Ein wichtiger Aspekt ist auch die Sicherung der Qualität und eine gesteigerte Wertschöpfung vor Ort. Wir unterstützen die Bäuerinnen und Bauern bei den richtigen Trocknungsmethoden und schulen sie in der Herstellung von Produkten wie Kakaomasse oder -butter oder auch Schokolade. Zurzeit sind wir in den Anbauländern Ecuador und Kolumbien aktiv.

Forum Nachhaltiger Kakao

Wir beim WWF engagieren uns in der Multi-Akteurs-Plattform Forum Nachhaltiger Kakao. Unser Anliegen ist es, wertvolle Ökosysteme zu schützen. Da der Anbau von Kakao und die steigende weltweite Nachfrage nicht ohne Auswirkungen auf die Umwelt bleibt und teilweise zur Rodung tropischer Regenwälder beiträgt, setzen wir uns im Forum für die nachhaltigere Ausgestaltung des Kakaoanbaus und der Lieferkette ein, um Transparenz, Rückverfolgbarkeit und die Lebensbedingungen in den Anbauländern zu verbessern und weitere Entwaldung zu verhindern.

Eine Transformation kann nur gemeinsam mit allen beteiligten Akteuren der globalen Lieferkette gelingen. Daher halten wir das Forum Nachhaltiger Kakao für eine wichtige Plattform für den gemeinsamen Austausch.

Das fordert der WWF für nachhaltigen Kakao

Unternehmen

  • Einsatz von 100 Prozent zertifiziertem Kakao: Unternehmen müssen Verantwortung für die ökologischen und sozialen Auswirkungen des eingesetzten Kakaos übernehmen. Dazu gehören u. a. ein Umwandlungsverbot von Wäldern und anderen Ökosystemen, ein Verbot gefährlicher Pestizide, Wasserschutz, ein Verbot von Kinderarbeit, faire Arbeitsbedingungen und Löhne. Dafür sollten Unternehmen auf 100 Prozent zertifizierten Kakao umstellen. Dabei ist auf physische Lieferketten (Segregation) zurückzugreifen, das heißt, dass der zertifizierte Rohstoff auch wirklich im Produkt ankommt. Zu empfehlen sind „Bio“ und Fairtrade, am besten in Kombination.

Verbraucher:innen

  • Bevorzugen Sie beim Kauf Ihrer Schokolade Produkte mit Siegeln oder zumindest Angaben zu den Rohstoffen. Kaufen Sie bestenfalls Bio-Produkte oder achten Sie ansonsten bei Kakao auf Siegel wie UTZ Certified, Fairtrade und Rainforest Alliance, am besten in Kombination mit dem Bio-Siegel. Dabei sollten die Rohstoffe möglichst segregiert (rückverfolgbar) in den Produkten enthalten sein.
  • Achten Sie beim Kauf von Schokolade auch auf Initiativen, bei denen die Wertschöpfung vor Ort stattfindet, das heißt, die Schokolade wird in den Anbauländern selbst hergestellt, zum Beispiel Fairafric oder Paccari.
  • Schokolade ist ein besonderes Luxusgut: Genießen Sie Schokolade in Maßen und schätzen Sie sie wert.

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