Schokolade – die beliebteste Süßware der Deutschen. Jede:r von uns verspeist etwa 9,2 Kilogramm pro Jahr. Doch unser Genuss in Europa schadet Mensch und Natur in Westafrika und Südamerika. Denn der Anbau von Kakao steht im engen Zusammenhang mit der Zerstörung von Regenwald und der Verletzung von Menschenrechten. Wie es anders geht, das wollen wir mit diesem vom BMZ beauftragten und von der GIZ geförderten Pilotprojekt zeigen.

Kakaoanbau in Ecuador – Jahrtausende alte Tradition

Frische Kakaobohnen aus Ecuador © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador
Frische Kakaobohnen aus Ecuador © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador

Der Ursprung der Kakaobohne liegt tief im Dschungel Südamerikas. In Ecuador wurde sie schon vor 5.000 Jahren angebaut. Von dort aus startete sie ihren Siegeszug in den Rest der Welt. Heute spielen die Länder Südamerikas eine untergeordnete Rolle auf dem Weltmarkt. Zwei Drittel des weltweiten Kakaos stammt aus Westafrika.  

Trotzdem ist Ecuador weiterhin der drittgrößte Kakaoproduzent, insbesondere für Edelkakao der Sorte „Arriba Nacional“. Was ihn so besonders macht ist nicht nur der feinaromatische Geschmack, sondern auch die nachhaltige Anbauweise. Häufig wird er von indigenen Gemeinden im Agroforstsystem, in sogenannten „Chakras“, angepflanzt. So auch in Napo, dem kleinsten Bundesstaat Ecuadors. Dort arbeitet der WWF mit Kallari, Tsatsayaku und Wiñak, drei indigen-geführten Kakaokooperativen, zusammen, um ihr traditionelles Wissen zu erhalten und zu fördern. Das ist gerade jetzt wichtiger denn je. Denn unser Hunger nach Schokolade wächst. Um Platz für neue Plantagen zu schaffen, muss auch in Ecuador immer häufiger der Regenwald weichen. Dabei gehört das tropische Amazonas Gebiet zu den artenreichsten Orten dieser Welt und ist die Heimat seltener Tiere wie der Flussdelfin oder der Jaguar

Chakra – eine Philosophie und Weltanschauung

Für die Kichwa in der Region Napo sind die Chakras mehr als nur eine Anbausystem. Für sie ist das Leben im Einklang mit dem Wald seit Generationen Alltag. Alles was sie brauchen, spendet ihnen der Amazonas. Ihn zu erhalten ist tief in ihrer Kultur verankert und Teil ihrer indigenen Weltanschauung. Doch was macht das System so besonders? Anders als in Monokultur wachsen in den Chakras auf kleinen Flächen mitten im Amazonas-Regenwald bis zu 100 Pflanzen auf einer Fläche. Kakao, Bananen, Yucca, medizinische Heilpflanzen oder Hülsenfrüchte – all das wächst in einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig stärkt, Nährstoffe und Schatten spendet und vor Schädlingen schützt. Die Vorteile: es werden keine Pestizide benötigt, sodass der Anbau höchsten ökologischen Standards entspricht. Die Chakras sind durch ihre Vielschichtigkeit widerstandsfähiger gegenüber klimatischen Veränderungen. Und bieten außerdem Tieren und Insekten Lebensraum und Rückzugsort. Auch für die Familien bietet die vielfältige Anbauweise Vorteile. Dadurch, dass verschiedenen Produkte angebaut werden, haben sie stets Erntesaison und können so ihr Einkommen diversifizieren.

Kakao-Samen werden getrocknet © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador
Kakao-Samen werden getrocknet © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador

Nachhaltige Produktion

Der Schutz des Amazonas hat auch für die ecuadorianische Regierung Priorität. Um weitere Zerstörung zu verhindern, arbeitet sie derzeit an der Einführung eines nationalen Programms und einer landesweiten Zertifizierung für „nachhaltige und entwaldungsfreie Produktion“.  

Ziel ist, die Anbausysteme effizienter zu gestalten und bereits degradierte Flächen zu nutzen, damit der Druck auf die natürlichen Ressourcen verringert wird. Dazu werden Pilotprojekte in unterschiedlichen Regionen durchgeführt. Ein konkreter Vorschlag zur Umsetzung der Zertifizierung mit Erkenntnissen aus den Pilotprojekten wird 2022 erwartet.

Aus dem Regenwald Ecuadors in die Supermärkte Deutschlands

Sicherheit durch nachhaltige Produktion für die Bäuer:innen © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador
Sicherheit durch nachhaltige Produktion für die Bäuer:innen © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador

Das Ziel des WWF: eine entwaldungsfreie Lieferkette für Schokolade oder Kakao zwischen Ecuador und Deutschland aufbauen. Denn nur wenn der nachhaltig angebaute Kakao auch nachgefragt wird, kann diese Art der Produktion bestehen bleiben. Und so den beteiligten Kooperativen und Erzeuger:innen eine langfristige Sicherheit und dauerhafte Lebensgrundlage bieten.

Für interessierte Unternehmen: Machen Sie mit!

Sie legen Wert auf Qualität, Transparenz und Nachhaltigkeit in Ihrer Lieferkette? Sie wollen direkte Beziehungen zu den Kooperativen vor Ort aufbauen und wissen, woher der Kakao kommt? Der WWF bietet Ihnen zertifizierte biologische Bohnen der Edelkakaosorte Arriba Nacional. Und die Möglichkeit, traditionelles Wissen zu bewahren und so einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Amazonas-Regenwalds zu leisten.

Werden Sie Teil des Projektes und bauen Sie mit uns eine Lieferkette von Ecuador nach Deutschland auf. Gemeinsam zeigen wir, dass sich Genuss und Nachhaltigkeit nicht ausschließen müssen.

  • Regenwald am Amazonas © Luis Barreto / WWF-UK Der Amazonasregenwald: Der größte Regenwald der Erde

    Das Amazonas-Becken bedeckt mit seinem Regenwald eine Fläche mit einer Ausdehnung, die der Entfernung von Berlin nach Bagdad entspricht. Weiterlesen...