Elefanten, Zugvögel, Wale, Meeresschildkröten, Fische – viele Tiergruppen, die auf ihren Wanderungen lange Strecken und Ländergrenzen überwinden, sind in ihren Beständen akut gefährdet. Zu dem Ergebnis kommt der neueste Bericht der Convention on the Conservation of Migratory Species of Wild Animals (CMS) in Zusammenarbeit mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP). Der Report bildete den Auftakt zur 14. UN-Konferenz zum Schutz wandernder Tierarten in Samarkand, Usbekistan.

Langstreckenkünstler der Tierwelt drohen zu verschwinden

Oryx Antilope (Oryx dammah) © Martin Harvey / WWF
Oryx Antilope (Oryx dammah) © Martin Harvey / WWF

Die darin veröffentlichten Zahlen sind alarmierend. Jede fünfte der im Bericht aufgeführten wandernden Arten ist weltweit akut bedroht, bei den gelisteten Fischarten sind es dramatische 97 Prozent. Für 44 Prozent der betroffenen Tierarten gehen die Populationen weltweit zurück. Sieben von zehn wandernden Arten werden durch illegale oder unzureichend regulierte Fischerei oder Jagd zu stark ausgebeutet. Zudem gehen immer mehr Lebensräume verloren.

„Wir laufen Gefahr, viele Langstreckenkünstler der Tierwelt zu verlieren. Oft legen sie auf ihren Wanderungen Tausende von Kilometern zurück. Sie benötigen je nach Jahreszeit oder Lebensphase ganz unterschiedliche Lebensräume und sind zugleich Bindeglieder in verschiedenen Ökosystemen der Erde“, sagt Dr. Arnulf Köhncke, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland. Denn jede dieser Tierarten erfüllt auf ihren Wanderungen einzigartige, ökologische Schlüsselrollen.

Fledermäuse und Flughunde etwa sind spezialisierte Blütenbestäuber und verbreiten Samen. Antilopen wie etwa Gnus regulieren in riesigen, grasenden Herden die Savannen Ostafrikas. Lachse etwa tragen auf ihren langen Wanderungen von ihren Laichplätzen im Süßwasser Energie und Nährstoffe ins Meer und wieder zurück in die Flüsse.

Brücken, Staudämme, Zäune und Straßen bilden unüberwindliche Hürden

Pottwale © naturepl.com / Tony Wu / WWF
Pottwale © naturepl.com / Tony Wu / WWF

Der Mensch lege diesen Tierarten immer mehr Hindernisse in den Weg, so Arnulf Köhncke. Afrikanische Elefanten etwa wandern hunderte von Kilometern über Ländergrenzen hinweg, um ihren Tagesbedarf von rund 200 Kilogramm Nahrung zu decken. Meeresschildkröten schwimmen tausende Kilometer, um an ihren angestammten Stränden Eier zu legen. Zugvögel ziehen auf fest tradierten Reiserouten um die halbe Welt, auf denen sie ihre traditionellen Rastplätze haben und die sie an ihre Nachkommen weitergeben.

Straßen, Bahnlinien, Staudämme, Kraftwerke, Zäune oder Wohnsiedlungen versperren den Tieren ihre lebensnotwendigen Wanderrouten. Sie erreichen ihre Brutgebiete, Nahrungsgründe, Rastplätze oder Winterquartiere nicht mehr. Überfischung, Schiffsverkehr, Plastikvermüllung der Ozeane und Flüsse oder die Fragmentierung ihrer einst zusammenhängenden Lebensräume setzen diesen Spezies weiter zu. Mit dramatischen Folgen: Populationen schrumpfen, Arten verschwinden.

Das fordert der WWF zum Schutz wandernder Tierarten

Der WWF erwartete von der UN-Konferenz, dass für migrierende Tierarten weltweit wichtige Schutzgebiete ausgeweitet oder neu etabliert werden.

„Wir müssen sicherstellen, dass es Korridore gibt, durch die die Tiere frei und ungestört wandern können. Das gilt nicht nur im Meer, sondern auch an Land.”

Dr. Arnulf Köhncke, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland

Dafür müssten Regierungen, internationale Gemeinschaften, Interessensvertreter und lokale Gemeinden engmaschig in einem globalen Netzwerk zusammenarbeiten. Nur so gelinge es, dass sich die Populationen wieder stabilisieren.

14. COP endet mit wichtigen Beschlüssen

Die Vertragsstaaten der 14. CoP zu wandernden Arten sahen das in diesem Jahr offenbar ähnlich. Sie haben erkannt, dass der Schutz wandernder Arten nur grenzüberschreitend funktioniert und handelten getreu dem Konferenzmotto „Natur kennt keine Grenzen“. 

Nach fast zwei Jahrzehnten ergebnisloser Verhandlungen einigten sich die Staaten unter anderem auf eine Initiative zum Schutz der zentralasiatischen Flugroute, einer wichtigen Wanderroute vieler Zugvögel, die sich über 30 Länder erstreckt.

Auch der Schutz mariner Arten stand im Fokus: So sollen Meerestiere stärker vor den Auswirkungen des Tiefseebergbaus, vor Schiffsunfällen und vor Beifang in der Fischerei geschützt werden. Außerdem wurden Aktionspläne zum Schutz mariner Arten verabschiedet, unter anderem für den Atlantischen Buckeldelfin und die Echte Karettschildkröte.

Darüber hinaus wurden 14 weitere Arten in den Geltungsbereich des Abkommens aufgenommen, darunter der auch in Deutschland heimische Eurasische Luchs und der Sandtigerhai. Auch Maßnahmen zum Schutz von Schimpansen und Giraffen wurden ebenso beschlossen wie eine grenzüberschreitende Initiative zum Schutz des Jaguars.

„Man konnte sehen, wie die Länder zusammenarbeiten, um die Bedrohungen für wandernde Arten ganzheitlich anzugehen. Bei diesem Treffen ging es darum, wie wir mit den Ergebnissen des Berichts über den Zustand wandernder Arten umgehen“, sagte Colin Galbraith, stellvertretender Vorsitzender der CoP14. „Wie können wir den Artenrückgang in großem Maßstab und auf eine neue Art und Weise stoppen? Das können wir nur mit vereinten Kräften!“

Helfen Sie dem WWF beim Schutz bedrohter Arten

Weitere Informationen

  • Amur-Tiger © Ola Jennersten / WWF Schweden Bedrohte Tierarten aktiv schützen

    Immer mehr Tierarten sind durch menschliches Handeln vom Aussterben bedroht. Der WWF arbeitet daher daran, bedrohte Arten zu schützen. Weiterlesen...

  • Bengal-Tiger in der indischen Steppe © naturepl.com / Andy Rouse / WWF Artensterben

    Bereits im letzten Artenschutzbericht des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) der UN zeichnete sich Dramatisches ab: Rund eine Million Arten könnten innerhalb der nächsten Jahrzehnte verschwinden, wenn sich der Zustand unserer Ökosysteme weiterhin verschlechtert. Weiterlesen...

  • Gnus und Zebras © Shelley Lance-Fulk Artenschutz: Projekte für den Erhalt der Artenvielfalt

    Der WWF arbeitet rund um den Globus in mehr als 1.300 Projekten daran, intakte Lebensräume und wildlebende Tier- und Pflanzenarten zu bewahren, denn gesunde Ökosysteme und Biodiversität sind unabdingbar für das Überleben der Menschheit. Weiterlesen...

Melden Sie sich jetzt zum Newsletter an!

Sie wollen zum Thema "Biodiversität" gern auf dem Laufenden bleiben und über Projektfortschritte und Erfolge informiert werden? Dann abonnieren Sie jetzt unseren regelmäßigen Newsletter!

Der aktivierte Wert ist ungültig. Bitte überprüfen Sie Ihre Eingabe.
Die Anfrage darf nicht maschinell verarbeitet werden.

Wir benötigen Ihre Zustimmung, um den Service zu laden!

Wir verwenden einen Service eines Drittanbieters. Bitte lesen Sie die Details durch und stimmen Sie der Nutzung des Service zu, um diese anzeigen zu lassen.

powered by Usercentrics Consent Management Platform
Hinweise zum Datenschutz bei Newsletter-Anmeldung (Hier klicken)

Nach dem Absenden der Daten senden wir Ihnen eine E-Mail, in der Sie die Anmeldung bestätigen müssen.

Ihre Einwilligung können Sie jederzeit ohne Angabe von Gründen widerrufen. Einen formlosen Widerruf können Sie entweder über den Abmeldelink in jedem Newsletter oder durch eine E-Mail an info(at)wwf.de oder schriftlich an WWF Deutschland Reinhardstr. 18, 10117 Berlin richten. In diesem Falle wird der WWF die Sie betreffenden personenbezogenen Daten künftig nicht mehr für die Zwecke des Versands des Newsletters verarbeiten.

Wir wollen Ihnen nur Interessantes und Spannendes schicken und arbeiten ständig an der Weiterentwicklung unseres Newsletter-Angebots. Dafür möchten wir nachvollziehen, worauf Sie im Newsletter klicken und wie Sie sich auf unserer Website bewegen. Die gesammelten Daten dienen dazu, personenbezogene Nutzerprofile zu erstellen. Auf diese Weise versuchen wir, den Newsletter-Service für Sie stetig zu verbessern und noch individueller über unsere Naturschutzprojekte, Erfolge und Aktionen zu informieren. Hierbei verwenden wir verschiedene Analysetools, Cookies und Pixel, um Ihre personenbezogenen Daten zu erheben und Ihre Interessen genauer verstehen zu können. Soweit Sie sich damit einverstanden erklären zugeschnittene und personalisierte Inhalte per E-Mail zu erhalten, wird der WWF Deutschland folgende Kategorien personenbezogener Daten über Sie verarbeiten: Stammdaten, Kontakt-/Adressdaten, Verhaltensinformationen (Klicks und Öffnungen von E-Mails sowie ggf. Spendenverhalten). Wir bewahren Ihre personenbezogenen Daten so lange auf, bis Sie die Einwilligung widerrufen. In den beschriebenen Prozess werden technische Dienstleister und E-Mail Versanddienstleister involviert, mit denen ein datenschutzrechtlicher Vertrag zur Auftragsverarbeitung besteht.

Weitere Einzelheiten zur Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten finden Sie auf unserer Datenschutzerklärung