Als Arten- und Naturschutzorganisation beschäftigt sich der WWF in erster Linie mit dem Schutz bedrohter Arten, bedrohter Ökosysteme, mit dem Schutz des Klimas, der Meere und auch mit dem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. Doch auch die sogenannten Nutztiere, also Tiere, die wir für die Erzeugung von Milch, Eiern, Fleisch halten, sind in gewisser Weise bedroht. Viele Tiere leiden unter der Art und Weise, wie sie gehalten und gezüchtet werden.

Tierhaltung in Deutschland: Zahlen und Fakten

Hühnereier © iStock / Getty Image
Hühnereier © iStock / Getty Image

In Deutschland werden derzeit etwa 700 Millionen Tiere für Ernährungszwecke genutzt. Geschlachtet werden jährlich etwa 750 Millionen Tiere, mehr als zwei Millionen Tiere pro Tag. Allen voran Legehühner und Masthühner, Puten, Schweine, Kühe und Rinder. Aber auch Gänse, Enten, Ziegen, Schafe, Kaninchen und Wachteln gehören dazu.

Denn Menschen in Deutschland konsumieren pro Jahr im Schnitt

  • 52 Kilogramm Fleisch,
  • 230 Eier und
  • 86 Kilogramm Frischmilcherzeugnisse.

Hinzu kommen Exporte von Produkten wie auch von lebenden Tieren.

Was bedeutet Massentierhaltung?

Intensive Schweinezucht © Shutterstock / Chirath photo / WWF
Intensive Schweinezucht © Shutterstock / Chirath photo / WWF

„Massentierhaltung“ ist ein Schlagwort, das in diesem Kontext immer wieder genannt wird. Es bezeichnet das Halten von Tieren „in Masse“, also sehr viele Tiere auf sehr wenig Platz. So sehen die gesetzlichen Mindestanforderungen vor, dass zum Beispiel ausgemästete Schweine, die um die 120 Kilogramm wiegen, nur 0,75 Quadratmeter Platz zur Verfügung haben müssen.

Neben dem Platzmangel haben viele Tiere in Massentierhaltung keinen Zugang zum Außenklima und sehen zum ersten Mal den Himmel, wenn sie vom Tiertransporter in den Schlachthof geführt werden. Diese Haltung führt häufig zu Verhaltensstörungen und Verletzungen bei den Tieren

In großen Beständen wird das Tier nicht mehr als Individuum betrachtet und auch nicht als solches behandelt. So sind in Ställen mit mehr als 20.000 Hühnern Einzelbeobachtungen der Tiere schlichtweg nicht möglich.

Tierhaltung: Bedrohung durch wirtschaftliche Optimierung

Jungkühe in einem offenen Stall in Deutschland © Sonja Ritter / WWF
Jungkühe in einem offenen Stall in Deutschland © Sonja Ritter / WWF

Nutztiere sind aber noch auf eine andere Art bedroht. Heute werden in der Tierhaltung meist nur noch sehr wenige, hochspezialisierte Rassen eingesetzt. Diese Rassen sind beispielsweise darauf gezüchtet, Fleisch oder Milch zu produzieren.

So sind zum Beispiel männliche Nachkommen von Legehennen oder Milchkühen wirtschaftlich nicht interessant, da sie nicht so schnell und so viel Fleisch ansetzen wie ihre Artgenossen, die genau auf dieses Zuchtziel optimiert wurden. Sie werden quasi zum „Wegwerfprodukt“.

Es gibt jedoch auch alte Rassen, die robuster gegenüber Krankheiten sind, dafür aber vergleichsweise weniger Fleisch, Eier oder Milch geben. Sogenannte Zweinutzungsrassen geben zum Beispiel weniger Milch, sie selbst und ihre männlichen Nachkommen setzen aber noch genug Fleisch an, so dass es für die Betriebe noch wirtschaftlich ist.

Umweltprobleme durch importierte Futtermittel

Brandrodung für Sojaanbau im Cerrado © Andre Dib / WWF Brazil
Brandrodung für Sojaanbau im Cerrado © Andre Dib / WWF Brazil

Die Haltung von Tieren im großen Maßstab führt auch zu Umweltproblemen. So wird für Mastrinder selbst sowie für importierte Futtermittel, wie Soja aus Brasilien, immer noch Regenwald abgeholzt. In gigantischen Monokulturen wird gentechnisch verändertes Soja mit Pestiziden behandelt – mit dramatischen Folgen für Menschen und Natur.

Dieses billige Eiweißfuttermittel (Eiweiß bzw. Proteine enthalten viel Stickstoff) führt wiederum auch in Deutschland zu Problemen, wenn nämlich der Stickstoff aus der Gülle zu Belastungen der Flüsse, Meere und des Grundwassers führt.

Nicht zuletzt sind Tiertransporte über sehr lange Distanzen immer noch Teil des Systems Massentierhaltung; leider zu oft unter tierquälerischen Bedingungen.

Tierwohl in der Landwirtschaft

Als WWF sind wir der Überzeugung, dass Tiere einen festen Platz in der Landwirtschaft haben. Sie liefern einen wertvollen Beitrag zum Erhalt unserer Kulturlandschaften, können sich positiv auf die Biodiversität auswirken oder dafür sorgen, dass Nährstoffe besser genutzt werden.

Doch die industrielle Produktion von Eiern, Milch- und Fleischprodukten hat dazu geführt, dass wir das Wohl der Tiere aus den Augen verloren haben. Dass Tiere nur noch als Produktionsfaktor gelten, ist im 21. Jahrhundert absolut nicht mehr hinnehmbar und wird den Tieren als Individuen in keinster Weise gerecht.

WWF-Forderungen für ökologischere Tierhaltung

Schweine auf dem Hof Sandbeck © Laura Baumann / WWF
Schweine auf dem Hof Sandbeck © Laura Baumann / WWF

Wir alle haben es in der Hand, durch unser Kaufverhalten über das Wohl dieser Tiere mitzubestimmen. So ist der Verzicht auf oder zumindest die Reduktion von tierischen Lebensmitteln sowohl für den Natur- als auch den Tierschutz die beste Wahl.

Sollen es dann aber doch mal Käse, Wurst oder Eier sein, rät der WWF immer zum Kauf von Bioprodukten, am besten zu Produkten mit dem Logo eines Bioverbandes wie Bioland, Demeter, Naturland oder Biopark.

Doch darf man die Verantwortung für die Tierhaltung nicht allein den Verbaucher:innen aufbürden. Vor allem Einzelhandel, Industrie und auch Politik sind in der Pflicht, für einen Umbau der Tierhaltung zu sorgen.

Wie eine artgerechte ökologische Tierhaltung aussehen müsste, haben wir zusammen mit dem Fachverband für Nutztierschutz, ProVieh e.V., erarbeitet. Außerdem haben wir Maßnahmen identifiziert, wie der Lebensmitteleinzelhandel aktiv zu mehr Tierwohl beitragen kann. Dazu gehört:

  1. Auslistung von Produkten aus ausgewählten tierquälerischen Haltungsformen
  2. Mindeststandards tiergerechter Qualität für das gesamte Sortiment
  3. Ausbau Sortiment tierschützender, artgemäßer Tierhaltungsformen

Wie die Umstellung von einer intensiven Schweinemast auf Bio- und Freilandschweine gelingen kann, zeigt sehr eindrücklich Familie Hopmann aus Kappeln. Durch die Reduktion der Tierzahlen und die Umstellung der Haltung haben sie nicht nur den Schweinen einen großen Dienst erwiesen, sondern sie sorgen somit auch dafür, dass weniger Nährstoffe aus der Schweinehaltung in die Ostsee gelangen. Für ihr Engagement wurden sie vom WWF als Ostsee-Landwirt:innen des Jahres 2023 ausgezeichnet.

Das ausführliche Papier zu landwirtschaftlicher Tierhaltung aus Sicht des Tierschutzes ist hier zu finden:

So unterstützen Sie unsere Arbeit für eine nachhaltigere Landwirtschaft

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