Schokolade ist eine der beliebtesten Süßigkeiten der Welt. Gerade zu Weihnachten sind die Supermärkte voll mit Weihnachtsmännern, Adventskalendern und Keksen in unzähligen Varianten. Aber eines haben doch alle Schokosorten gemeinsam: Kakao. Oder etwa doch nicht?

Wir merken es alle an der Supermarktkasse: Schokolade wird immer teurer. Hintergrund sind die Auswirkungen der Klimakrise auf den Kakaoanbau. Extremwetterereignisse und Krankheiten vernichten ganze Ernten. Der Rohstoff wird knapp.

Was also, wenn man Schokolade ohne Kakao herstellen könnte? Tatsächlich gibt es bereits erste Unternehmen, die alternative Zutaten verwenden. Wir haben uns diese „Schokolade“ mal genauer angeschaut.

Schokolade ohne Kakao – was steckt drin?

Sonnenblumenkerne.
Kaum zu glauben: Schokolade aus Sonnenblumenkernen © Semenovp /iStock / Getty Images

Anstelle von Kakaobutter und Kakaomasse werden bei kakaofreier Schokolade alternative Zutaten verwendet. Die Marke ChoViva, die vom Münchener Start Up Planet A Foods hergestellt wird, nutzt heimische Sonnenblumenkerne. Diese werden fermentiert und anschließend geröstet – ähnlich wie die Kakaobohnen. Auf diesem Weg entwickelt sich laut ChoViva die schokoladentypischen Aromen. Anschließend werden die Kerne gemahlen, mit pflanzlichen Fetten, Zucker und gegebenfalls Milchpulver vermischt und über mehrere Stufen weiter vermahlen, conchiert und gewalzt, bis die Konsistenz normaler Schokolade ähnelt.

Das britische Start-up Win Win UK (ehemalig WNWN Food Labs) hat eine vegane kakaofreie Schokolade auf den Markt gebracht. Anstelle von Kakao wird italienisches Carob und in unterschiedlichen Kombinationen Reis und Proteinpulver aus Sonnenblumenkernen eingesetzt. Carob ist ein Pulver, das aus den getrockneten Früchten des Johannisbrotbaums produziert wird. Ursprünglich stammt der Johannisbrotbaum aus dem arabischen Raum, wird aber schon seit längerem auch in Europa angebaut. So stellt er ebenfalls eine heimische Alternative zum Kakao aus Afrika oder Südamerika dar.

All diese Beispiele zeigen: Es bewegt sich viel auf dem Schokoladenmarkt. Der Kreativität zur Erforschung geeigneter Alternativen zu den weit gereisten Kakaobohnen scheinen kaum Grenzen gesetzt. Denn neben den Start Ups haben auch die großen Kakaoverarbeiter wie Barry Callebaut das Thema für sich entdeckt und kooperieren inzwischen mit ChoViva. Ob als ernstgemeinter Versuch, sich nachhaltig aufzustellen, oder mit dem Ziel, auch diesen Markt für sich abzugreifen, bleibt abzuwarten.

Wie schmeckt die Alternative?

Flüssige Schokolade.
Schmeckt man den Unterschied zwischen echter und falscher Schokolade? © Artem Zakharov /iStock / Getty Images

Produkte mit Schokolade von ChoViva gibt es mittlerweile in mehreren Supermärkten, unter anderem bei Rewe, Penny und Kaufland. Dabei findet man nicht mehr nur Schokolade, sondern eine riesige Vielfalt an Produkten wie Kekse, Nussecken oder Dominosteine.

Der Geschmack variiert je nach den verwendeten Zutaten. Einige Produkte punkten mit einem milden, cremigen Geschmack. Andere Schokoladen sind aufgrund der Verwendung von Nüssen oder anderen Geschmackszutaten eher intensiv. Süß sind sie aber alle und Schokoladenliebhaber:innen kommen sicher auf ihren Geschmack.

Ist das jetzt nachhaltig?

So köstlich eine Schokoladentafel aus echtem Kakao auch ist, der Weg zum Endprodukt ist geprägt von ökologischen und sozialen Problemen. Der Anbau von Kakao ist weltweit einer der größten Entwaldungstreiber. Naturzerstörung, hoher Pestizideinsatz, damit verbundener Verlust der Artenvielfalt oder Wasserverschmutzungen, die Liste der Auswirkungen auf die Umwelt ist lang. Auch soziale Aspekte wie niedrige Löhne, Ausbeutung und Kinderarbeit sind ein großes Problem.

So gesehen bietet die Schokolade aus dem Labor eine ökologische Alternative. Kein Pestizideinsatz, keine Entwaldung und statt Kakaobohnen zur Röstung und Weiterverarbeitung einmal um die halbe Welt zu transportieren, hat man durch Zutaten wie Sonnenblumenkerne oder Hafer kurze Transportwege.

Klar ist aber auch – für die Kleinbäuerinnen und -bauern vor Ort ist dies keine Lösung. Sie brauchen faire und existenzsichernde Preise und Unterstützung, um ihre Anbausysteme nachhaltiger und damit resilienter gegen die Klimakrise zu machen. Und das gelingt nur durch eine nachhaltige Transformation des Kakaosektors.

Wussten Sie, dass Schokolade ohne Kakao gar nicht Schokolade heißen darf?

Welche Produkte Schokolade genannt werden dürfen, regelt die Definition der EU. Gemäß dieser muss Schokolade mindestens 35 Prozent Kakaoanteil enthalten (Kakaomasse und/oder Kakaobutter).

Für jede Art von Schokolade, wie zum Beispiel dunkle Schokolade, Milchschokolade oder weiße Schokolade, werden nochmal unterschiedliche Anforderungen an den Kakaogehalt festgelegt.

Keine Schokolade ist auch keine Lösung

Es muss noch mehr für die Frauen im Kakaosektor getan werden © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador
Am Anfang jeder Schokoladentafel stehen die Bäuerinnen und Bauern © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador

Unser Fazit: Kakaofreie Schokolade ist eine aufregende und köstliche Alternative zu herkömmlichen Produkten. Aber auch die Klassiker mit Kakao können Sie weiterhin genießen. Nur sollten wir dabei nicht vergessen: Schokolade ist etwas ganz Besonderes! In jeder kleinen Tafel stecken wertvolle Ressourcen und die Arbeit vieler Menschen. Daher sollten wir sie schätzen und in Maßen genießen.

Wer den Schoko-Weihnachtsmann weiterhin mit echtem Kakao genießen möchte, dem können beim Kauf Nachhaltigkeitssiegel eine Orientierung bieten. Die beste Wahl sind zertifizierte Produkte aus biologischem Anbau in Kombination mit fairem Handel (Fairtrade, Rainforest Alliance, GEPA, Bio-Siegel wie „Naturland fair“). Eine hundertprozentige Garantie für einen schonenden Umgang mit den Ressourcen und die Wahrung von Menschenrechten in den Anbauländern geben die Siegel aber nicht.

Unsere Tipps für nachhaltigen Schokogenuss

Kerstin Weber © Julia Thiemann / WWF
Kerstin Weber © Julia Thiemann / WWF

Die Autorin

Kerstin Weber

Senior Programme Officer Sustainable Land Use im Bereich Lateinamerika beim WWF Deutschland

Mein Ziel ist es, mit kleinen Schritten die Welt zu verändern. Landwirtschaft ist ein Haupttreiber für die Zerstörung wichtiger Ökosysteme. Wir setzen uns für eine naturverträgliche Landwirtschaft im Einklang mit unseren bestehenden Ressourcen ein.

So unterstützen Sie unsere Arbeit für eine nachhaltigere Landwirtschaft

Mehr zum Thema Kakao

  • Kakaobohnen aus Kolumbien © Cristian García / WWF Colombia Kakao: Süße Sünde mit Nebenwirkungen

    Kakao ist einer der meistgehandelten Agrarrohstoffe. Leider bleibt der Anbau des wertvollen Rohstoffs Kakao nicht ohne Auswirkungen auf Mensch und Natur. Zur ÜBersicht

  • Das Geschäft mit der Schokolade ist nicht immer so transparent, wie es sein sollte © repinanatoly / iStock / Getty Images Schokoladen-Scorecard: Die besten Hersteller 2025

    Wie nachhaltig ist unsere Lieblingsschokolade? Unter welchen Bedingungen wurde sie produziert? Die Schokoladen-Scorecard 2025 geht diesen Fragen auf den Grund. Mehr ...

  • Kakaoanbau in Kolumbien © Cristian García / WWF Colombia Biodiversität im Kakaoanbau

    Die Amazonasregion in Kolumbien ist ein einzigartiges Naturparadies. Der WWF setzt sich dafür ein, den Amazonas zu bewahren. Durch Schutzgebiete, Lobbyarbeit – und durch nachhaltigen Kakaoanbau. Unsere Arbeit vor Ort