Seit vielen Jahren setzt der WWF auf Kakao als nachhaltige Einkommensquelle für indigene Gemeinschaften in Ecuador – der Kakao von dort zählt zu den besten der Welt. Gemeinsam mit den Menschen vor Ort arbeitet der WWF daran, eine rückverfolgbare und entwaldungsfreie Lieferkette für Kakao und Schokolade nach Deutschland aufzubauen – mit Erfolg. Nun setzt der WWF das Projekt in einer weiteren Region Ecuadors fort: in Esmeraldas im Norden des Landes.

An den Ufern der Flüsse Cayapas und Santiago in der Provinz Esmeraldas leben Gemeinschaften unterschiedlicher kultureller Herkunft, darunter auch die Cachi. Sie haben ihre ursprünglichen Traditionen weitgehend bewahrt und nutzen nachhaltige Agroforst-Anbaumethoden, wie die „Colinos“ genannten Gärten.

Was sind Colinos?

Kakaoplantage © Alejandro Janeta / WWF Ecuador
Kakaoplantage © Alejandro Janeta / WWF Ecuador

Die Colinos lassen sich am besten als diversifizierte Familiengärten beschreiben, die den Lebensunterhalt der Familie sichern. Der Name stammt wahrscheinlich vom Samen oder der Pflanzung der grünen Banane und wird seit langer Zeit verwendet. Wenn früher eine Familie neues Land übernommen hat, wurde auf der neu entstandenen Fläche als erstes ein Samen der Grünen Banane gepflanzt. Diese Pflanze ist eine wichtige Grundlage für die Ernährung der Familien in Esmeraldas.

Es folgten weitere Gemüsepflanzen, wie Maniok und Bohnen, aber auch Bananen, andere Früchte und Kakao sowie Futterpflanzen für das eigene Vieh. Ein Teil der Ernte wurde an den Stränden der Küste verkauft oder gegen Muscheln und Fisch getauscht, ein anderer Teil wurde am Straßenrand verkauft. Aber der größte Teil wurde von den Familien selbst genutzt. Die Colinos bildeten also die Grundlage für die Ernährungssicherheit der Familien, die sie bewirtschafteten. Und das ist auch heute noch so.

Die Colinos werden in der Regel etwas abseits der Wohngebiete angelegt und sind zwischen einem und drei Hektar groß. Sie sind eng mit dem Wald verbunden und werden nachhaltig bewirtschaftet, ohne den Fluss oder den umliegenden Wald negativ zu beeinflussen. In den Colinos sind es traditionell Männer, die den Garten planen und entscheiden, was angebaut wird. In vielen Familien teilen sich Frauen und Männer die tägliche Arbeit und die Bewirtschaftung des Colinos.

Zum Vergleich: Die Chakra-Anbaumethode

Das Chakra-System wird vor allem von den indigenen Kichwa-Gemeinschaften im Amazonasgebiet als Anbaumethode genutzt. Auch hier werden verschiedene Nahrungsmittel angebaut, darunter Obst, Gemüse, aber auch Kakao und Heilpflanzen. In einem Chakra kommen zwischen 60 und 100 Arten vor, die Zusammensetzung variiert von Chakra zu Chakra und richtet sich nach den Bedürfnissen der Familie.

Im Gegensatz zum Colino wird ein Chakra-Garten hauptsächlich von Frauen verwaltet und geführt. Das Wissen um die Anbaumethoden und die Wirkung von Heilpflanzen wird von Generation zu Generation weitergegeben. Chakra-Gärten liegen meist eher in der Nähe der Wohnhäuser der Menschen und sind zwischen 0,5 und zwei Hektar groß, es gibt aber auch kleinere und größere Chakra-Gärten.

Edelkakao aus Esmeraldas

Kakao Verarbeitung © IMAGO / Pond5 Images
Kakao Verarbeitung © IMAGO / Pond5 Images

Colinos sind also vielfältige und gesunde Gärten des Waldes. Auch die Kakao-Pflanze findet hier optimale Bedingungen, denn Kakao braucht gesunde Wälder. In einigen Regionen Ecuadors ist es dem WWF in Zusammenarbeit mit indigenen Gemeinschaften und dem Schokoladenproduzenten Paccari bereits gelungen, eine lückenlos nachvollziehbare, nachhaltige und entwaldungsfreie Lieferkette von Schokolade nach Deutschland aufzubauen.

Auch in Esmeraldas setzt der WWF auf das traditionelle Wissen der Indigenen, die das Land hier schon seit Jahrhunderten bewirtschaften – nachhaltig und im Einklang mit der Natur. Der WWF unterstützt die Entwicklungshilfe-Organisation CODESPA in Esmeraldas dabei, zusammen mit den indigenen Gemeinschaften eine rückverfolgbare Lieferkette aufzubauen.

Das Projekt wurde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beauftragt und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) gefördert.

Die immense Vielfalt Ecuadors

Ecuador © Antonio Busiello / WWF-US
Ecuador © Antonio Busiello / WWF-US

Ecuador gehört zu den 17 Ländern der Welt, die als „megadivers“ gelten. Seine Waldökosysteme und Feuchtgebiete im Landesinneren beherbergen zahlreiche endemische Tier- und Pflanzenarten – also Arten, die nur hier vorkommen. Die ursprüngliche Waldfläche des Landes beträgt mehr als 12 Millionen Hektar und umfasst viele verschiedene Waldtypen: von den Trockenwäldern der Anden über die Tieflandwälder des Amazonas bis hin zu den Mangrovenwäldern an der Küste.

Diese Wälder haben einen einzigartigen natürlichen und kulturellen Wert. Dass die Wälder Ecuadors und ihre biologische Vielfalt so gut erhalten sind, verdanken wir zu einem großen Teil den indigenen Völkern, die hier leben. Ihre Lebensweise ist eng mit den Wäldern in ihren Gebieten verwoben.

Wälder liefern Nahrung und Medizin, vor allem aber erbringen sie wichtige Leistungen, die für das menschliche Wohlergehen unerlässlich sind: Sie speichern und filtern Wasser, reinigen die Luft und stabilisieren unser Klima, indem sie klimaschädliche Treibhausgase binden.

Gefahr für den Regenwald

Deshalb setzt sich der WWF für den Schutz dieser Umwelt ein, die nicht nur eine große biologische Vielfalt beherbergt, sondern auch lokale Gemeinschaften und indigene Völker, die die Natur zum Überleben brauchen.

Die Strategie besteht darin, verantwortungsvolle und nachhaltige Alternativen für den Lebensunterhalt zu schaffen, die die Ökosysteme und Arten nicht schädigen, sondern deren Erhalt oder Wiederherstellung unterstützen und gleichzeitig wirtschaftliches Einkommen und Beschäftigungsmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung schaffen.

Kakao ist ein wichtiger Baustein zur Umsetzung dieser Strategie. Dabei setzt der WWF auf die Unterstützung und das Wissen der indigenen Gemeinschaften. Auch in Esmeraldas.

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