Supermarkt, Apotheke, Einkommensquelle – in Ecuador leben Kichwa-Kleinbäuerinnen seit Jahrhunderten von und mit dem Regenwald. Ob Essen oder Medizin, alles was sie zum Leben brauchen, bauen sie im Einklang mit der Natur an. Und zeigen so, wie nachhaltige Landwirtschaft aussehen kann.

Besonders nachhaltig sind Kakaofrüchte aus sogenannten Chakras © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador
Besonders nachhaltig sind Kakaofrüchte aus sogenannten Chakras © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador

Es sind 30 Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit liegt bei knapp 80 Prozent, als uns Lucia Aguinda, Rosana Catalina und Nelva Alvarado in ihrem Zuhause begrüßen. Die drei Frauen leben in Ecuador, mitten im Amazonas.

Wir erreichen ihren Wohnort über eine Schotterstraße, danach geht es nur noch zu Fuß weiter. Sie wollen uns ihre „Chakra“ zeigen: ihren Waldgarten, in dem sie alles kultivieren, was sie für den täglichen Bedarf brauchen. Das, was übrig bleibt, wird verkauft. So wie der Kakao, den sie hier für das Projekt anbauen.

„Das Wissen über die Chakras stammt von unseren Vorfahren. Wir haben nie aufgehört, so zu arbeiten und werden auch in Zukunft so leben.“

Lucia Aguinda, Kichwa-Kleinbäuerin

Traditionelles Wissen schützt den Wald

Die Kakaobohnen werden zur Weiterverarbeitung vorbereitet © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador
Die Kakaobohnen werden zur Weiterverarbeitung vorbereitet © Gabriel Vanerio / WWF Ecuador

„Chakra“ ist ein Kichwa-Begriff und bezeichnet im Grunde das Gegenteil einer Monokultur. In diesem System werden verschiedene Heil- und Nutzpflanzen gemeinsam angepflanzt. Kakao wächst neben Mais, Yucca neben Bananen, medizinische Heilpflanzen neben Kaffee.

Der Vorteil: Der Regenwald bleibt erhalten, statt Platz zu schaffen für neue Anbauflächen. Außerdem sind die Systeme insgesamt ökologischer und widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel. Aber für Lucia, Rosana und Nelva ist eine Chakra mehr als nur eine Anbaumethode. Es ist ihre Kultur, ihre Spiritualität, ihre Lebensweise. Sie stehen an der Spitze der Chakra und geben das Wissen von Generation zu Generation weiter.

Nicht nur beim Anbau des Kakaos spielen Frauen eine wichtige Rolle. Auch in den Kooperativen, die die Bohnen weiterverarbeiten, machen sie einen Großteil der Mitarbeiter:innen aus.

„Am Anfang war es schwer. Unsere Meinungen wurden wenig berücksichtigt. Aber wir Frauen können zeigen: wir können gute Entscheidungen treffen“, so Izamar Valarezo, Präsidentin der Vereinigung der „Chakra Amazónica“ Kooperativen.

Aufbau einer nachhaltigen Kakao-Lieferkette

Dass der Anbau von Kakaobohnen einen Beitrag zum Erhalt der lokalen Biodiversität leisten kann, zeigt ein Projekt, das vom BMZ beauftragt, von der GIZ gefördert und gemeinsam von WWF Ecuador und WWF Deutschland durchgeführt wird. So lässt sich der Regenwald schützen – und Schokolade bedenkenlos genießen!

  • Regenwald am Amazonas © Luis Barreto / WWF-UK Der Amazonasregenwald: Der größte Regenwald der Erde

    Das Amazonas-Becken bedeckt mit seinem Regenwald eine Fläche mit einer Ausdehnung, die der Entfernung von Berlin nach Bagdad entspricht. Mehr erfahren

  • Edelkakao aus Agroforstsystemen

    Dass der Anbau von Kakaobohnen einen Beitrag zum Erhalt der lokalen Biodiversität leisten kann, zeigt ein Projekt, das gemeinsam von WWF Ecuador und WWF Deutschland durchgeführt wird. Zum Projekt

  • Das Innere der Kakaofrucht © Alejandro Janeta / WWF Ecuador Kakao

    Kakao ist einer der meistgehandelten Agrarrohstoffe. Was wir im Supermarkt vor den gefühlt tausenden verschiedenen Sorten leicht vergessen: Schokolade ist ein Luxusgut. Zur Übersicht