Der Kakaobaum findet im kolumbianischen Amazonasgebiet ideale Bedingungen zum Wachsen. Seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens 2016 ist Kakao im Amazonasgebiet zu einer wichtigen Alternative zum illegalen Kokaanbau geworden. Oft wird er in Agroforstsystemen angebaut – eine nachhaltige Alternative zum Anbau in Monokultur. Ehemals entwaldete Flächen werden so wiederhergestellt, die biologische Vielfalt gefördert und fragmentierte Landschaften miteinander verbunden.
Die Amazonasregion in Kolumbien ist ein einzigartiges Naturparadies. Auf über 48,6 Millionen Hektar finden unzählige Vogel- Fisch-, Amphibien und Säugetierarten zwischen Regenwäldern, Savannen, Feuchtgebieten und Flussläufern eine Heimat. Noch. Denn das weltweite Artensterben macht auch vor der Region nicht halt. Landraub, Viehzucht, der Bau von Straßen und Dämmen und die Ausweitung der Landwirtschaft schreiten immer weiter voran und zerstören wertvolle Lebensräume. Der WWF setzt sich dafür ein, den Amazonas zu bewahren. Durch Schutzgebiete, Lobbyarbeit – und durch nachhaltigen Kakaoanbau.
Ohne Artenvielfalt kein Kakao

Konventioneller Kakaoanbau ist geprägt von Monokultur, Entwaldung und flächendeckenden Einsatz von Pestiziden. Das befeuert das Artensterben, denn Lebensräume und natürliche Rückzugsorte von Tieren und Pflanzen verschwinden. Gleichzeitig entsteht ein Teufelskreis. Denn ohne intakte Ökosysteme, hat es der Kakaobaum schwer. Er braucht gesunde Böden, Bestäuber, funktionierende Wasserkreisläufe und resiliente Nützlinge.
Das lässt sich bereits an einem winzigen Helfer erkennen, ohne den es gar keine Schokolade gäbe. Die Bartmücken (Ceratopogonidae) bestäuben die Blüten der Kakaobäume und sorgen so für gute Erträge. Doch der Pestizideinsatz im Kakaoanbau lässt nicht nur Schädlinge, sondern auch die Bartmücken verschwinden. Teilweise muss auf Kakaoplantagen bereits in mühsamer Handarbeit künstlich bestäubt werden.
Kakao in der Krise
Der globale Kakaoanbau steckt in der Krise. Nicht nur der Verlust der Artenvielfalt und die damit verbundenen Ökosystemdienstleistungen sind bereits deutlich zu spüren. Auch Klimaextreme wie Dürren, Starkregen und Überflutungen vernichten Ernten.
Pflanzenkrankheiten verbreiten sich ungehindert. Die Importpreise für Kakao liegen auf einem Rekordhoch. Es braucht ein Umdenken. Denn langfristig werden die Anbausysteme erfolgreich sein, die im Einklang mit der Natur produzieren, statt sie auszubeuten.
Warum sich Biodiversität im Kakaoanbau lohnt

Biodiversitätsfreundlicher Anbau wie tropische Agroforstsysteme bieten im Vergleich zu Monokultur zahlreiche Vorteile. Statt einer Pflanze auf kleiner Fläche, wachsen in Agroforstsystemen eine Vielzahl von Bäumen, Pflanzen und Sträuchern. Sie bieten sich gegenseitig Schutz, Schatten und Nährstoffe.
Krankheitserreger haben es so schwieriger sich auszubreiten. Auf den Einsatz von Pestiziden kann oft verzichtet werden. Tiere und Insekten haben so einen geschützten Lebensraum und können wichtige Funktionen wie Bestäubung und Schädlingsbekämpfung übernehmen. Agroforstsysteme sind stabiler gegenüber klimatischen Veränderungen. Dadurch können sie langfristige Erträge gewährleisten.
Unser Projekt

Der WWF setzt sich dafür ein, entwaldungsfreien und biodiversitätsfreundlichen Kakaoanbau in Kolumbien zu stärken,den Austausch zwischen Erzeugergemeinschaften und europäischen Unternehmen zu fördern und europäischen Unternehmen Perspektiven für ein nachhaltige Kakao-Lieferkette aufzuzeigen. Das Projekt wird im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umgesetzt und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt.
Unsere Ziele
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In Kolumbien arbeiten wir mit fünf Kakao-Erzeugergemeinschaften in den Departements Caqueta und Guaviare zusammen. Ziel ist es, den Anbau in Agroforstsystemen zu fördern und den Einfluss der Systeme auf die Artenvielfalt zu untersuchen.
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Wir setzen uns dafür ein, dass biodiversitätsfreundlicher Kakaoanbau in Kolumbien politisch gefördert und verankert wird, zum Beispiel durch ein nationales Gesetz zur Umsetzung von agrarökologischen Prinzipien in der Landwirtschaft. Wir plädieren außerdem dafür, dass die kolumbianische Regierung den Kakaosektor in ihren Biodiversitätsstrategien und -aktionsplänen für das internationale Biodiversitätsabkommen (Global Biodiversity Framework) berücksichtigt.
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Wir unterstützen die Erzeugergemeinschaften in Kolumbien dabei, entwaldungsfreie und biodiversitätsfreundliche Lieferketten mit europäischen Marktteilnehmern aufzubauen und die Bestimmungen der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EUDR) einzuhalten.
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In Deutschland sind wir im Austausch mit Unternehmen, um Perspektiven für eine nachhaltige und biodiversitätsfreundliche Lieferkette aufzuzeigen. Ziel ist es, den Stakeholdern im Kakaosektor Alternativen zum konventionellen Kakaoanbau aufzuzeigen. Denn Biodiversität als zentralen Aspekt in nachhaltigen Lieferketten zu integrieren, zahlt sich langfristig in verlässlicher Rohstoffverfügbarkeit und finanzieller Stabilität von Erzeugern und Abnehmern aus.
Im Rahmen mehrerer Veranstaltungen fördern wir den Austausch der Teilnehmenden über Chancen, Herausforderungen und Lösungsansätze und stellen Möglichkeiten vor, wie sich der Schutz der Artenvielfalt und der Anbau von Kakao in Einklang bringen lässt und was Unternehmen tun können, um ihre Lieferketten nachhaltig zu gestalten.
Machen Sie mit!
Sie sind Großhändler, Kakaoverarbeiter oder Schokoladenhersteller und möchten mehr über entwaldungsfreien und biodiversitätsfreundlichen Kakaoanbau erfahren? Sie haben Interesse an Kakao aus Kolumbien? Wir laden Sie ein, die Erzeugergemeinschaften, mit denen wir zusammenarbeiten, im November 2025 zu besuchen.
Anfragen an: karla.velarde@wwf.de
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