Das Ausmaß der weltweiten Plastikflut ist nicht mehr zu übersehen. Oder doch? Kleines, oft unsichtbares, Mikroplastik entsteht aus deutlich mehr Quellen als bislang gedacht. Umso dringender ist rasches Handeln.

Ob Plastikabfall im Meer schwimmt oder auf einer Mülldeponie an Land liegt: Früher oder später zersetzen sich all die Tüten, Flaschen oder Kisten – durch UV-Strahlung, Bakterien, Salz, Temperaturschwankungen oder Reibung. Der Prozess mag Hunderte bis Tausende von Jahren dauern, weil sich Plastik nur extrem langsam zersetzt. Doch was daraus frei wird, verändert gerade die gesamte Biosphäre unseres Planeten.

„Feste, wasserunlösliche Kunststoffpartikel, die fünf Millimeter und kleiner sind“ – so lautet die Definition des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und des Umweltbundesamt (UBA) für Mikroplastik, an der sich auch der WWF Deutschland orientiert. Weltweit jedoch gibt es bislang keine einheitliche Definition. Das erklärt auch, weshalb unterschiedliche Zahlen in Umlauf sind: Laut Weltnaturschutzunion (IUCN) gelangen jedes Jahr 3,2 Millionen Tonnen Mikroplastik in die Umwelt, etwa 1,5 Millionen Tonnen davon in die Meere. Andere Quellen nennen noch höhere Werte.

Entscheidend jedoch ist die Tatsache, dass Mikroplastik heute fast überall in der Natur zu finden ist. Und das sind nicht nur die Zersetzungsprodukte großer Plastikteile.

Reifenabrieb und unökologische Fußabdrücke

Mikrofleecefasern aus synthetischer Fleecekleidung © Fraunhofer UMSICHT
Mikrofleecefasern aus synthetischer Fleecekleidung © Fraunhofer UMSICHT

Das meiste Mikroplastik entsteht beim mechanischen Abrieb von Reifen. Rund ein Drittel des Mikroplastiks in Deutschland gelangt auf diese Weise in die Umwelt, zu dem Ergebnis kam das Fraunhofer-Institut in einer im Juni 2018 veröffentlichten Studie. Mehr als 70 Quellen von Mikroplastik wurden identifiziert und untersucht.

Unter den Top-Ten-Quellen für Mikroplastik ermittelten die Wissenschaftler den Abrieb von Asphalt und Fahrbahnmarkierungen (Plätze 3 und 9), die Verwehung der Beläge von Sport- und Spielplätzen (Platz 5) sowie den Abrieb von Schuhsohlen (Platz 7) und die beim Waschen von synthetischen Textilien frei werdenden kleinen Faserteile (Platz 10).

Mikroplastik wird aber auch ganz bewusst zur Herstellung vieler Produkte eingesetzt – etwa in Kosmetik oder Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln sowie als Beimengung einiger technischer Produkte.

Mikroplastik in der Nahrungskette

Mikrofragmente entstanden durch Verwitterung und Abrieb © Fraunhofer UMSICHT
Mikrofragmente entstanden durch Verwitterung und Abrieb © Fraunhofer UMSICHT

Rund drei Viertel des Plastiks, das in Deutschland in die Umwelt gelangt (330.000 von 446.000 Tonnen), sind Mikroplastik. Die kleinen Partikel verbreiten sich rasch in der Umwelt und sind längst in der Nahrungskette angekommen. Entsprechend wurden Kunststoffteilchen bereits in einer Vielzahl von Lebewesen nachgewiesen – von Insekten und Weichtieren über Vögel bis zu Säugetieren.

Einige Organismen scheiden Mikroplastikpartikel ohne offensichtlichen Schaden wieder aus. Andere Tiere reagieren auf die dem Mikroplastik beigefügten Stoffe, die für die Stabilität und Langlebigkeit des Plastiks sorgen: die sogenannten Additive. Das sind zum Beispiel Weichmacher oder Flammschutzmittel, die sich oft leicht aus Kunststoffen herauslösen.

Additive können ins Blut gelangen oder in Organen gespeichert werden. Teilweise mit fatalen Folgen, wie erste Laborversuche zeigen: Unter Dauereinwirkung von Mikroplastik vermindern beispielsweise Flusskrebse ihr Wachstum und ihre Fortpflanzungsrate. Regenwürmer wachsen langsamer und sterben in größerer Zahl. Entweder, weil Mikroplastikpartikel mechanisch Organe verletzen. Oder weil die beigefügten Additive Reizungen im Körper hervorrufen. Noch unklar ist, ob Mikroplastik auch als eine Art Überträger für Viren oder Bakterien fungiert.

Auch wir Menschen nehmen längst Mikroplastik auf, nachweislich über Nahrungsmittel wie Meeresfrüchte, Meersalz und Mineralwasser. Zugleich atmen wir Mikroplastik ein, das in Stäuben vor allem in Städten durch die Luft schwebt. Dabei scheint die Mikroplastik-Belastung durch Hausstaub größer zu sein als etwa durch den Verzehr von Muscheln. Was das alles insgesamt für Folgen für die menschliche Gesundheit hat, ist noch unklar.

Was tut der WWF gegen Mikroplastik?

Klar ist: Wir müssen die Plastikflut an der Quelle stoppen. Der WWF setzt sich deshalb vor allem dafür ein, dass

  • die Rahmenbedingungen für Abfallsammlung und Recycling in den Verursacherländern verbessert werden.
  • Außerdem geht der WWF durch Projekte auf lokaler Ebene – zum Beispiel in Vietnam, Indonesien oder den Philippinen – aktiv gegen die Plastikvermüllung der Meere vor.
  • Seit einigen Jahren holt der WWF herumtreibende Fischernetze aus der Ostsee und arbeitet an Lösungen, wie diese Geisternetze aus Kunststoff künftig besser entdeckt und geborgen werden können.
  • Um den Eintrag von Mikroplastik durch synthetische Textilien zu verhindern, setzt sich der WWF Deutschland im Verbundprojekt TextileMission des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für die Entwicklung nachhaltiger Textilien und die technische Optimierung von Kläranlagen ein.

Darüber hinaus engagiert sich der WWF dafür, dass

  • die Beimengung von Mikroplastik in Kosmetika und technischen Produkten verboten wird.
  • Plastik in z.B. gelöster, flüssiger oder gelartiger Form durch ökologisch bessere/ nachhaltigere und (human- und öko-)toxikologisch unbedenkliche Alternativen ersetzt wird.
  • die Entwicklung von Produkten wie z. B. Autoreifen und Schuhen gefördert wird, bei denen der Abrieb, der unkontrolliert in die Umwelt gelangt, Mensch und Umwelt nicht schadet.

Unterstützen Sie den WWF im Kampf gegen die Plastikflut

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