Wenn es um Wasser geht, sind wir bislang recht entspannt. Deutschland ist ein wasserreiches Land – oder? Tatsächlich gibt es hierzulande viele Flüsse und Seen und die für das Klima so wichtigen Feuchtgebiete, wie zum Beispiel Moore. Die Klimakrise aber wird unser Verhältnis zum Wasser verändern. Sie tut es schon jetzt: Starkregen-Ereignisse häufen sich und verwandeln kleine Bäche in reißende Ströme – die Gefahr von Flutkatastrophen steigt.
Die Klimakrise geht uns alle an. Und doch scheinen die Probleme für viele weit weg und wenig greifbar zu sein. Dabei spüren wir die Folgen der Erderhitzung direkt vor unserer Haustür, hier in Deutschland. Schon jetzt.

Studien zeigen, dass sich Extremwetterereignisse wie Dürren, Stürme, Brände und Überflutungen seit Beginn der 1990er in Deutschland verdoppelt haben. Wir erleben immer mehr und immer extremere Waldbrände, Ernte-vernichtende Dürren und schreckliche Flutkatastrophen wie die im Juli 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Wir sehen in Deutschland Halligen, die unwiederbringlich im Meer zu versinken drohen, austrocknende Feuchtgebiete, sterbende Wälder und Gletscher, die schmelzen. Schon in zehn Jahren könnte das letzte „ewige“ Eis in den Alpen verschwunden sein.
Die Klimakrise wird Deutschland drastisch verändern. Selbst wenn wir es schaffen, sofort gegenzusteuern, sind bereits Veränderungen im Gange, die wir nicht mehr aufhalten können und die unser aller Leben in den nächsten Jahrzehnten verändern werden.
Aber wie sieht sie konkret aus, die Klimakrise in Deutschland? Worauf werden wir uns in den nächsten Jahren einstellen müssen?
Von Hochwasser bis Dürre

Klimamodelle zeigen, dass Deutschland zwar insgesamt feuchter werden wird. Gleichzeitig aber steigt das Risiko für lange Dürreperioden, Feuchtgebiete trocknen aus. Deutschland wird extremer: die Winter werden feuchter, die Sommer trockener. Darunter leiden die Böden und die Wirkung von Starkregen verschlimmert sich: Denn ein ausgetrockneter Boden kann kein Wasser aufnehmen, ganz egal wie viel es regnet. Und auf zu trockenen Feldern gedeihen keine guten Ernten – Ernten, von denen Menschen direkt abhängen.
Unsere Wälder werden schwinden
Anhaltende Dürreperioden haben schon jetzt Auswirkungen auf den Wald, vor denen wir die Augen nicht länger verschließen können. In deutschen Wäldern brennt es immer häufiger, besonders in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, den trockensten Bundesländern Deutschlands. Das hat auch ganz unmittelbare Konsequenzen für die Menschen. Szenarien, die man aus anderen Ländern bereits kennt, könnten auch in Deutschland während der Sommermonate zum dramatischen Alltag werden.

Und auch ganz ohne Waldbrände wird sich das Bild der Wälder in Deutschland verändern – die Landschaft wie wir sie heute kennen, wird eine andere werden. Trockenstress schwächt die Bäume, sie werden anfälliger für Schädlingsbefall. Die Folge: In ganzen Landstrichen mussten bereits jetzt Bäume gefällt werden.
Von der Sächsischen Schweiz über Hessen bis nach Rheinland-Pfalz – überall melden die Behörden kranke Bäume. Betroffen sind dabei längst nicht nur Nadelwälder. Auch Laubwälder wie die im Nationalpark Hainich in Thüringen oder im Buchenwald Grumsin in der Uckermark zeigen Notbelaubung und entwickeln Krankheiten. Selbst Eichen, die bisher als einigermaßen klimafest galten, sind inzwischen betroffen.
Heute ist nicht einmal mehr jede fünfte Eiche gesund. Wir verlieren schon jetzt wertvolle Naturschutzgebiete. Dabei sind naturnahe Wälder und ihre Böden starke Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise. Bäume, die hundert und mehr Jahre alt werden, bieten die Chance, atmosphärischen Kohlenstoff langfristig zu binden.
Artensterben – das passiert auch in Deutschland
Wissenschaftler:innen schätzen, dass wir in den nächsten Jahrzehnten in Deutschland bis zu 30 Prozent unserer einheimischen Arten verlieren, weil sie sich nicht an die veränderten Umweltbedingungen anpassen können.
Laut Bonner Rote-Liste-Zentrum (RLZ) ist ein Drittel der hiesigen Pflanzen-, Pilz- und Tierarten in seinem Bestand gefährdet. Das betrifft besonders kaltwasserliebende Fisch- und Krebsarten. Aber auch Arten, die feuchte Lebensräume brauchen, geraten in Bedrängnis – etwa die Gelbbauchunke und die Zwerglibelle. Jede zweite Amphibienart und mehr als zwei Drittel der Reptilienarten sind bestandsgefährdet. Bei allen Reptilien- und fast allen Amphibienarten sei der Bestand in den vergangenen 120 Jahren zurückgegangen.
„Der Klimawandel hat deutliche Auswirkungen auf die biologische Vielfalt – auch in Deutschland.“
Albert Wotke, Programmleiter Flächennaturschutz beim WWF Deutschland
Besonders Moore und andere Feuchtgebiete haben es schwer. Immer mehr davon verschwinden.
Andererseits wird der veränderte Lebensraum für fremde Arten attraktiv, die mit heimischen Arten konkurrieren und sie verdrängen. „So ziehen einige unserer Schmetterlinge beispielsweise in den kühleren Norden, während manch tropischer Falter oder ungeliebter Schädling bei uns heimisch wird“, so Dr. Albert Wotke, Programmleiter Flächennaturschutz beim WWF Deutschland. .
Klima schützen. Leben retten. Vor der eigenen Haustür!

Wir spüren in Deutschland inzwischen deutlich: Die Klimakrise ist schneller als die Politik. Und das, obwohl wir schon lange um all die Probleme wissen.
In seinen Projekten setzt sich der WWF Deutschland seit mehr als 30 Jahren dafür ein, klimastabile, naturnahe Wälder und „Urwälder von morgen“ sowie neue Wildnis entstehen zu lassen.
In der „Zerweliner Heide“ zum Beispiel befinden sich schon jetzt uralte Wälder, unberührte Seen und wertvolle Moore. Hier arbeitet der WWF Deutschland daran, den Wald Wald sein zu lassen und die Moore zu schützen. Denn beide Ökosysteme sind wichtige CO2-Senken – und damit die „Klimahelden“ Deutschlands.
Und auch Hochwasserschutz funktioniert mit der Natur am besten – nicht ohne sie: An der Elbe beispielsweise schafft der WWF den größten zusammenhängenden Verbund von Auenwäldern in Mitteleuropa. Hier gibt der WWF dem Fluss mehr Raum und schafft so Überflutungsflächen, die unmittelbar zum Hochwasserschutz beitragen.
Der WWF setzt sich dafür ein, die Auswirkungen der Klimakrise weltweit und vor unserer Haustür einzudämmen. Ein wichtiger Hebel ist dabei auch die politische Arbeit des WWF – denn ohne Kilmaschutz keine Artenvielfalt. Unterstützen Sie uns jetzt dabei!