Australien wird erneut von einer Naturkatastrophe heimgesucht. Nach den verheerenden Buschfeuern des vergangenen Jahres kämpft der Südwesten des Kontinents aktuell mit gewaltigen Überschwemmungen.

Nach Feuer und Dürre kommen die Wassermassen

Wie schon bei den Feuern sind erneut die Bundesstaaten New South Wales und Queensland besonders von dem Extremwetter betroffen. Nach tagelangen Regenfällen traten Flüsse über die Ufer. Die gewaltigen Fluten rissen Autos, ganze Häuser und selbst Pferde, Kühe und Kängurus mit sich. Straßen, Brücken und Felder stehen noch immer meterhoch unter Wasser. Selbst die riesige Warragamba Talsperre, ein Staudamm, der die Wasserversorgung Sydneys sicherstellt, reichte nicht, um die Wassermassen zurückzuhalten.

„In nur wenigen Jahrzehnten wird zum Beispiel aus einer extremen Küstenüberschwemmung, die in der Vergangenheit nur einmal in 100 Jahren auftrat, an den meisten Orten ein jährliches Ereignis.“

Robert Glasser, Leiter des australischen Zentrums für Klima und Sicherheit am Australian Strategic Policy Institute

Keine Entwarnung

In einigen Regionen fiel in wenigen Tagen so viel Niederschlag wie sonst im ganzen Jahr. Das Wetter hat sich zwar inzwischen vielerorts beruhigt, doch für eine Entwarnung ist es zu früh, da die Flüsse noch immer enorme Wassermassen führen und in weiteren Gegenden für bedrohliche Pegelstände sorgen.

Derzeit gelten Unwetterwarnungen für knapp die Hälfte der 25 Millionen Australier:innen und für ein Gebiet, das etwa die Größe von Alaska hat – weil zwei große Wettersysteme aufeinanderprallen.

Betroffen ist auch der Süden von New South Wales an der Grenze zu Victoria. Ebenfalls aus dem tropischen Bundesstaat Queensland im Nordosten des Landes wurden Hochwasser und schwere Überschwemmungen gemeldet.

Die vorläufige Schadensbilanz: Ganze Ortschaften mit mehreren Zehntausend Menschen mussten evakuiert werden. Mindestens zwei Menschen ertranken in ihren Autos. Für viele Regionen war noch kein Ende der Niederschläge in Sicht.

Die Ursachenforschung beginnt

Überschwemmte Gebiete in Australien 2021 © Will Eades / Severe Weather Australia
Überschwemmte Gebiete in Australien 2021 © Will Eades / Severe Weather Australia

Derweil beginnt in Australien die Suche nach den Ursachen. Ein Teil der Sachschäden ist auch darauf zurückzuführen, dass in Hochwasser-gefährdeten Regionen gebaut wurde. Ein Phänomen, das sich nicht nur in Australien beobachten lässt.

Ohne Zweifel waren die Niederschläge ungewöhnlich. Die Chefin der Regionalregierung Gladys Berejiklian sprach von einem „Jahrhunderthochwasser“. Klimawissenschaftler:innen sehen das anders und warnen davor, dass aufgrund der Erderhitzung sehr viel häufiger mit solchen Katastrophen zu rechnen sei.

„In nur wenigen Jahrzehnten wird zum Beispiel aus einer extremen Küstenüberschwemmung, die in der Vergangenheit nur einmal in 100 Jahren auftrat, an den meisten Orten ein jährliches Ereignis“, prognostiziert Robert Glasser, der Leiter des australischen Zentrums für Klima und Sicherheit am Australian Strategic Policy Institute.

Der Einfluss der Erderhitzung

Der Klimawandel hat Australien schon jetzt fest im Griff. Die Durchschnittstemperaturen sind bereits deutlich mehr als ein Grad angestiegen; und sie werden weiter steigen.

Die Erderhitzung ist nicht die alleinige Ursache für den Starkregen, aber sie dürfte einen Einfluss auf das Ausmaß der Schäden haben. Wie groß dieser Anteil ist, ist schwer einzuschätzen. Professor Steve Sherwood vom Climate Change Research Centre an der University of New South Wales schätzt, dass etwa 5 bis 10 Prozent des Regens von der globalen Erwärmung herrühren, weil wärmere Luftmassen mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Der Rest wäre ohnehin passiert. „Der Klimawandel ist kein Game Changer, aber es macht die Dinge schlimmer – und das wird noch schlimmer, wenn die Emissionen weiter steigen.”