Unsere Meere ersticken in Plastik. Regelmäßig verenden Meerestiere und Vögel im Müll, täglich kämpfen Menschen mit den Begleiterscheinungen der weltweiten Müllflut.

Insbesondere in Südostasien, im weltbekannten „Korallendreieck“, wird durch Massen an Plastikmüll eine unglaubliche Artenvielfalt zusätzlich gefährdet. Wenn wir den drohenden Kollaps der Meere abwenden wollen, müssen wir schnell handeln und die Vermüllung an der Quelle stoppen, also dafür sorgen, dass Müll vermieden und möglichst alle Abfälle eingesammelt werden und nicht in die Umwelt gelangen. Alle sind gefragt – Politik, Unternehmen, Umweltorganisationen wie der WWF genauso wie Verbraucherinnen und Verbraucher überall auf der Welt: Gemeinsam können wir der Plastikflut Einhalt gebieten.

Wie viel Müll schwimmt in den Meeren?

Eine erste Schätzung des globalen Eintrags von Plastikmüll in die Meere hat eine Menge von 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen pro Jahr berechnet. Das entspricht einer Lastwagenladung pro Minute. Neuere Berechnungen, die Seen, Flüsse und Meere umfassen, gehen von einem Eintrag von 19 bis 23 Millionen Tonnen in diese Ökosysteme aus. Nur ein geringer Teil des Plastikmülls schwimmt auf der Oberfläche, der Rest wird in tiefere Gewässer oder auf den Meeresboden verfrachtet und sind kaum zurückzuholen. Derzeit haben sich nach Schätzungen dort etwa 80 Millionen Tonnen angesammelt.

Warum ist der Müll eine Gefahr für Meere und Meerestiere?

Plastikmüll bedroht die Meere © richcarey iStock Getty Images
Plastikmüll bedroht die Meere © richcarey iStock Getty Images

Ob die Wechselwirkungen mit Plastik Schäden verursachen, wurde für 297 marine Arten und Seevögel untersucht. Dabei zeigten sich für 88 % der untersuchten Arten nachteilige Effekte für den jeweiligen Organismus. So verwechseln Meeresschildkröten Plastiktüten mit Quallen, von denen sie sich sonst ernähren, und gehen daran zugrunde.

2050 werden vermutlich bei nahezu allen Meeresvögeln Plastikteile im Magen zu finden sein, wenn der Müll vielerorts weiter so ungehindert ins Meer gespült wird. Plastik im Magen beeinträchtigt den Verdauungstrakt der Vögel, die Tiere verhungern, weil sie sich dadurch gesättigt fühlen. 

Auch Lebensräume, wie Korallenriffe, werden durch Ablagerungen von Plastikmüll beeinträchtigt. Herumtreibender Plastikmüll beschädigt Korallenstöcke und verfrachtet zudem noch für die Korallen schädliche Erreger in das Riff. Dazu kommt, dass sich jedes Jahr zwischen 57.000 und 135.000 Wale, Robben und Seehunde in „Fischereimüll“, also verlorenen und weggeworfenen Tauen und Netzen verfangen.

Viele Kunststoffe enthalten umwelt- und gesundheitsschädliche Substanzen wie Flammschutzmittel oder Weichmacher, die teilweise im Meer freigesetzt werden. Diese Schadstoffe werden durch Meerestiere und Seevögel beim Verschlucken von Plastikteilen mit aufgenommen. Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass diese Stoffe im Plastik auf Muscheln, Fische und Säugetiere eine schädliche Wirkung haben.

Schädigt Mikroplastik die Meeresorganismen?

Mikroplastik © James Leichter / Marine Photobank
Mikroplastik © James Leichter / Marine Photobank

Ein weiteres Problem ist sogenanntes Mikroplastik. Als Mikroplastik werden feste, wasserunlösliche Kunststoff-Mikropartikel definiert, die fünf Millimeter oder kleiner sind. Mikroplastik wird z. B. in Kosmetik oder ausgewählten Industrieprodukten eingesetzt.

Darüber hinaus können die Kunststoff-Mikropartikel auch durch Zerfall oder Abrieb größerer Plastikteile entstehen, z. B. durch Reifenabrieb oder Abrieb von Kunststofffasern beim Waschen von Kleidung.

Wissenschaftliche Studien haben in vielen Fischarten Mikroplastikpartikel gefunden. In Laborversuchen mit teils erhöhten Konzentrationen sind schädigende Auswirkungen von Mikroplastik auf einige Meeresorganismen, wie z. B. Muscheln, nachgewiesen worden.

Die Auswirkungen von Kunststoff-Mikropartikeln auf den Menschen sind noch nicht ausreichend erforscht. Allerdings kann Mikroplastik über die Nahrung (z. B. Fisch und Meerestiere) oder die Luft durch den Menschen aufgenommen werden. Es ist aber fraglich, ob eine Schadstoffbelastung über die Aufnahme von Mikroplastik höher ist als die Aufnahme über andere Pfade, zum Beispiel beim Umgang mit Kunststoffprodukten, die Schadstoffe enthalten.

Woher kommt der Plastikmüll?

Seevogel sitzt auf Plastikmüll © Claire Fackler / NOAA / National Marine Sanctuaries / Marine Photobank
Seevogel sitzt auf Plastikmüll © Claire Fackler / NOAA / National Marine Sanctuaries / Marine Photobank

Zu den bedeutendsten Ursachen für den Eintrag von Plastikmüll in die Meere gehören die massenhafte Verbreitung von Einwegplastik und die fehlenden Strukturen zum Sammeln und zur weiteren Verarbeitung von Abfällen. Laut einer Studie der OECD ist ein schlechtes Abfallmanagement zu 82 Prozent für den Eintrag von Plastik in die Umwelt verantwortlich.

In Schwellen- und Entwicklungsländern werden deutlich weniger als 50 Prozent der Abfälle eingesammelt, in vielen ländlichen Regionen noch viel weniger. Grund dafür ist vor allem, dass die Müllsammlung, Entsorgung und das Recycling oft aufgrund fehlender Mittel nicht öffentlich finanziert werden kann und sich auch Unternehmen nicht an der Finanzierung beteiligen.

Ein Großteil der Menschen in diesen Ländern kann seinen Abfall also nicht vernünftig entsorgen, es fehlt schlicht an der Infrastruktur dafür. Das hat zur Folge, dass sich der Müll an Land türmt und vor allem in Südostasien massenhaft, vor allem über Flüsse, ins Meer gespült wird.

Zusätzlich ist die „Müllbeseitigung“ der Schiffe auf hoher See ein Problem. Anstatt den Müll in den Häfen abzugeben, wirft so manche Schiffsbesat­zung – trotz aller Verbote – ihren Müll über Bord. Überdies verlieren Fischerboote manchmal ihre Netze, die dann als „Geisternetze“ in den Meeren treiben und Meerestieren zur Falle werden. Geschätzt rund ein Zehntel des Plastikmülls in den Meeren stammt aus der Fischerei. Der Plastikmüll an der Oberfläche der Meere besteht hauptsächlich aus Tauen und Netzen, diese wirken sich auf die Tierwelt wie Wale und Meeresschildkröten besonders schädlich aus.

Welche Verantwortung tragen wir in Deutschland für den Müll im Meer?

Deutschland exportiert zudem seit vielen Jahren große Mengen Müll, vor allem Gewerbemüll (z. B. Produktionsabfälle), in andere Länder Bisher war vor allem China das Ziel, seit dem Importstopp Chinas wird der Müll vor allem nach Malaysia oder der Türkei verschifft. Auch dort wird aber in der Regel längst nicht alles recycelt. Es entsteht also ein Risiko, dass der Rest in der Umwelt oder gar im Meer landet. Das ließe sich vermeiden, wenn mehr Abfall bei uns in Deutschland recycelt und wieder neu verwendet wird. Die Wirtschaft ist deshalb gefordert, deutlich mehr umweltfreundliche und recyclinggerechte Verpackungen und Materialien auf den Markt zu bringen und mehr Recyclingmaterial einzusetzen. Dazu müssen aber auch passende politische Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die Bruttoexporte aus Deutschland haben sich allerdings von 2019 ca. 1 Mio. Tonnen auf 766.200 Tonnen im Jahr 2021 reduziert.

Deutschland exportiert zudem seit vielen Jahren große Mengen Müll, vor allem Gewerbemüll (z. B. Produktionsabfälle), nach Südostasien, dessen Recycling sich bei uns nicht lohnt. Bisher war vor allem China das Ziel, seit dem Importstopp Chinas wird der Müll vor allem nach Malaysia, Indonesien und Vietnam verschifft. Auch dort wird aber in der Regel längst nicht alles recycelt. Es entsteht also ein Risiko, dass der Rest im Meer landet. Das ließe sich vermeiden, wenn mehr Abfall tatsächlich gut zu verwerten und zu recyceln wäre. Im Moment ist das nicht der Fall, auch nicht bei uns in Deutschland. Die Wirtschaft ist deshalb gefordert, deutlich mehr  umweltfreundliche und recyclinggerechte Verpackungen und Materialien auf den Markt zu bringen.

Was muss gegen die Plastikflut passieren?

Verendeter Kormoran © Wolf Wichmann / WWF
Verendeter Kormoran © Wolf Wichmann / WWF

Plastik gehört nicht in die Umwelt. Von den 78 Millionen Tonnen Plastikverpackungen weltweit gelangen 32 Prozent in die Umwelt – diese Menge ist viel zu hoch. Weltweit muss dafür gesorgt werden, dass alle Abfälle, sofern diese nicht vermieden werden können, vollständig eingesammelt und in einer Kreislaufwirtschaft weiter verwertet werden. Doch ein funktionierendes Abfallmanagement und die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft müssen erst einmal aufgebaut werden. Und dieses scheitert meist an einer unzureichenden Finanzierung.

In vielen Ländern Europas müssen sich mittlerweile die Konsumgüterwirtschaft und der Handel an den Entsorgungskosten für Verpackungen beteiligen. Auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern muss die Wirtschaft Verantwortung für die von ihnen in Verkehr gebrachten Produkte und Verpackungen übernehmen und die Verwertungs- und Entsorgungskosten für den Plastikmüll übernehmen. Dazu müssen in den jeweiligen Ländern gesetzliche Rahmen geschaffen werden, die eine erweiterte Produzentenverantwortung für Unternehmen regeln.

Das ist aber nur der erste Schritt. Verpackungen müssen insgesamt recyclinggerechter gestaltet werden, damit eine möglichst hochwertige Verwertung möglich ist. Gleichzeitig ist der Einsatz von Recyclingmaterialien zu fördern.

Beim Schiffsmüll könnte mit einem intelligenten Belohnungssystem der Häfen, die Entsorgung sichergestellt werden, sodass die Abfälle nicht einfach über Bord geworfen werden. Und Fischer müssen unterstützt werden, dass verloren gegangene Fischernetze geborgen werden können.

Ein weltweites Verbot der Beimengung von Mikroplastikpartikeln in Produkten, wie beispielsweise Kosmetika, würde helfen, die Meeresökologie vor weiterer Umweltbelastung zu bewahren. Andere Quellen von Mikroplastik, wie Abrieb von Reifen oder Textilien, sind schwieriger zu vermeiden. Lösungen können hier Designänderungen an den Produkten oder verbesserte Filterstufen bei Kläranlagen sein.

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