Txai Suruí vom indigenen Volk der Paiter Suruí im Amazonasgebiet kämpft im Internet und auf internationalen Konferenzen für den Klimaschutz und die Rechte der Indigenen.

Macht sich auf ihrem Instagram-Kanal für den Klimaschutz stark: Txai Suruí © David Bebber / WWF-UK
Macht sich auf ihrem Instagram-Kanal für den Klimaschutz stark: Txai Suruí © David Bebber / WWF-UK

Als sie ihre erste Rede hielt, war sie erst sieben Jahre alt. Im T-Shirt und Jeansrock stand das schmale Mädchen mit dem schwarzen Haar und dem kurzen Pony damals auf einem Platz in Porto Velho, der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Rondônia, das Mikrofon fest in der rechten Hand. Das erste Mal erhob Txai Suruí damals ihre Stimme, um „die Holzfäller, Goldgräber und Jäger aus dem Land der Indigenen zu vertreiben“.

So beschreibt es die heute 24-jährige Aktivistin für Klimagerechtigkeit und die Rechte der Indigenen auf ihrem Instagram-Kanal. Dass sie laut werden muss, wenn sie gehört werden will, erkannte Txai Suruí schon als kleines Mädchen. Inzwischen nutzt sie soziale Medien professionell, um ihre Botschaft zu verbreiten, Aufforstungsprojekte anzuschieben und Spenden zu sammeln. Trotzdem hätte das kleine Mädchen aus dem Amazonas-Regenwald damals sicher nicht damit gerechnet, dass ihr 17 Jahre später im Herbst 2021 auf der 26. UN-Klimakonferenz in Glasgow einmal tausende Menschen zuhören würden.

„Die Tiere verschwinden, die Flüsse sterben, und unsere Pflanzen blühen nicht mehr wie früher. Die Erde spricht. Sie sagt uns, dass wir keine Zeit mehr haben.“

Txai Suruí in Glasgow

Vom Amazonas-Regenwald zur Klimakonferenz nach Glasgow

Txai Surui und andere indigene Völker marschieren am globalen Aktionstag nach Glasgow Green © Tommy Ga-Ken Wan / WWF-UK
Txai Surui und andere indigene Völker marschieren am globalen Aktionstag nach Glasgow Green © Tommy Ga-Ken Wan / WWF-UK

Bei ihrer Eröffnungsrede richtet sich die Häuptlingstochter Txai Suruí mit eindringlichen Worten an die Konferenzteilnehmer:innen. Für sie und das indigene Volk der Paiter Suruí, das sie als ihre Familie bezeichnet und seit über 6.000 Jahren im Amazonasgebiet lebt, geht es längst ums nackte Überleben. Abholzung und Klimakrise bedrohen die Indigenen jeden einzelnen Tag.

Indigene gehören zu der Gruppe von Menschen, die am stärksten von den Folgen der Klimakrise bedroht sind. Txai Suruí: „Wir indigenen Völker stehen im Kampf gegen den Klimawandel an vorderster Front.

Ihre Stimme ist die stärkste Waffe der indigenen Influencerin

Txai Suruí ist eine junge Aktivistin und Jurastudentin, die gekommen ist, um ihr Volk auf der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow zu vertreten © Mboakara Uru-eu-wau-wau / WWF-Brazil
Txai Suruí ist eine junge Aktivistin und Jurastudentin, die gekommen ist, um ihr Volk auf der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow zu vertreten © Mboakara Uru-eu-wau-wau / WWF-Brazil

So wichtig es ist, diese Botschaft zu verbreiten, so gefährlich ist es auch. 2020 wurden weltweit 227 Umwelt- und Klimaaktivist:innen Opfer von Gewaltverbrechen, allein in Brasilien wurden mindestens 20 Aktivist:innen ermordet. Indigene sind in dieser traurigen Statistik besonders häufig vertreten. Auch ein Freund von Txai Suruí aus Kindertagen musste sterben, weil er sich für den Schutz des Amazonas-Regenwaldes einsetzte. Trotzdem kämpft Txai Suruí weiter für ihren Wald, für Klimagerechtigkeit und für den Schutz indigener Territorien. Dabei ist ihre Stimme ihre stärkste Waffe. Und sie wird endlich gehört.

Fast 55.000 Menschen folgen Txai Suruí inzwischen auf Instagram. Prominente wie die Schauspielerin Emma Watson oder Greta Thunberg teilen ihre Beiträge. In den Sozialen Medien organisiert sie die Vernetzung junger, indigener Umweltschützer:innen, postet Protestaufrufe, aber auch private Aufnahmen von ihren Eltern und dem Alltag der Paiter Suruí im Amazonas-Regenwald.

Mithilfe von Satellitenbildern dokumentiert sie außerdem, wie die Abholzung des Waldes rund um das indigene Territorium Sete de Setembro dramatisch fortschreitet. Nur das Land der Indigenen bleibt von der Abholzungswut verschont. Mit solchen Bildern macht sie deutlich: Wer indigene Territorien schützt, schützt auch den Regenwald und damit das Klima auf der ganzen Erde. Weil im Amazonas viel Wald für Rinderweiden oder Futtermittel abgeholzt wird, will Txai Suruí besonders die Menschen in Europa erreichen, die dieses Rindfleisch konsumieren.

Keine Klimagerechtigkeit ohne die Stimmen der Indigenen

„Ich hoffe, dass wir in der Lage sind, unseren Stimmen Gehör zu verschaffen und die Situation des Amazonasgebiets in die Welt zu tragen und zu zeigen, was in den indigenen Gebieten geschieht. Wir wollen diejenigen in den Mittelpunkt dieser Diskussion stellen, die wirklich für den Wald gekämpft haben, nämlich die indigenen Völker“, sagt Txai Suruí.

Über ihr Engagement bei der brasilianischen Jugendumweltinitiative Engajamundo kam Txai Suruí zur Klimakonferenz nach Glasgow. Die Reise der brasilianischen Delegation wurde vom niederländischen Programm Voices for Just Climate Action VCA und dem brasilianischen WWF unterstützt. VCA will lokale Aktivist:innen vernetzen, ihre Stimmen auf der ganzen Welt hörbar machen und Indigenen ermöglichen, ihre Geschichten zu erzählen.

Txai Suruí ist sich sicher: „Auch nach der Konferenz wird der Kampf in unseren Gebieten weitergehen. Und es wird weiterhin ein Kampf für den Planeten und gegen den Klimawandel sein. Wir werden niemals Klimagerechtigkeit erreichen, solange wir nicht die indigenen Völker und diejenigen, die für den Wald kämpfen, in den Mittelpunkt dieser Debatte stellen“.

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