In malerischer Landschaft verbinden sich die Rinnsale zu einem Quellbach und wachsen zu einem stattlichen Strom heran, der bei Emden in den Dollart mündet. Die Mündung der Ems in die Nordsee ist das von Ebbe und Flut beeinflusste Emsästuar. Ästuare werden durch die Bewegung der Gezeiten, dem von der Mündung flussaufwärts abnehmenden Salzgehalt und den Stoffeinträgen aus dem Meer und dem Süßwasserbereich geprägt.

Zwischen Fluss und Meer

Nur wenige Arten sind an die ständig wechselnden Umweltbedingungen angepasst und verbringen hier ihr gesamtes Leben. Aus diesem Grund sind die „typischen“ Brackwasserarten etwas ganz Besonderes.
 

  • Lage: Das Emsästuar endet mit dem Tideeinfluss beim Wehr in Herbrum im Binnenland und seewärts bei der Insel Borkum.
  • Länge: Es hat eine Gesamtlänge von rund 100 km und ist eines der vier deutschen Ästuare.
  • Schutzstatus: Bis auf einen 15 km langen Abschnitt zwischen Leer und Papenburg ist das gesamte Ästuar Teil des Schutzgebiets-Netzwerkes Natura 2000 und durch die Flora-Fauna-Habitatrichtlinie und/oder die Vogelschutzrichtlinie geschützt.

Bedrohte Arten an der Ems

Brachvogel © Ola Jennersten / WWF-Sweden
Brachvogel © Ola Jennersten / WWF-Sweden

Die Einteilung des Ästuars in drei Salinitätszonen (Süßwasser- und Brackwasserzone sowie mariner Bereich) und das Überschwemmungsgebiet zwischen den Deichen macht das Emsästuar zu einem Mosaik aus vielen, heute gefährdeten Lebensräumen wie Röhricht und Tideauwaldresten. In diesen Gebieten ist die ökologische Vielfalt hoch, ebenso wie die biologische Produktivität. Die Deichvorländer sind ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen- und Tierarten wie Insekten, Kleinsäuger und Vögel. In den bei Ebbe trockenfallenden Wattgebieten entlang der Ufer leben zahlreiche wirbellose Tiere, die wichtige Nahrungsgrundlage für Säbelschnäbler, Rotschenkel und andere Vogelarten sind. Die Salzwiesen locken u.a. Gänse an, da ihr Futter besonders nahrhaft ist. Insgesamt reiht sich am Unterlauf der Ems ein bedeutendes Rast- und Nahrungsgebiet für Brut- und Rastvögel an das andere. In der Ems-Dollart-Region überwintern bis zu 40.000 Gänse.

Spannungsfeld zwischen Ökologie und Ökonomie

In der Vergangenheit wurde die Unterems vertieft und begradigt, die Ufer wurden befestigt und eingedeicht, Nebenarme und Überflutungsflächen abgeschnitten und Flussinseln und Untiefen beseitigt. Bis Ende 1980 war die Wasserqualität der Unterems trotz allem noch beispielhaft gut und das Emsästuar galt als die fischreichste Flussmündung in Deutschland. Seit 1984 wurde die Ems für die Überführung immer größerer Kreuzfahrtschiffe jedoch insgesamt viermal vertieft, teilweise begradigt und seit dem Bau des Emssperrwerkes in 2001 immer wieder angestaut. Diese Ausbaumaßnahmen zwischen Papenburg und Emden haben zusammen mit lang den andauernden Baggerkampagnen zur Unterhaltung der Fahrwassertiefen in weniger als 15 Jahren zu einem massiven Verlust an natürlichen Lebensräumen, einer extremen Verschlickung, einem starken Absinken der Wasserstände, einem starken Anstieg der Strömungsgeschwindigkeiten und einer Abstufung der Gewässergüte um drei Klassen geführt. Heute ist die Ems stark degradiert, eine mehrere Meter dicke Schicht aus Flüssigschlick bedeckt in den Sommermonaten die Gewässersohle über den gesamten tidebeeinflussten Bereich. Das führt zu extremen Sauerstoffdefiziten, so dass der Fluss in diesen Zeiten keinen Lebensraum mehr für Fische darstellt.

WWF-Projekte an der Ems

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