Der Renaturierungsbedarf der Unterems ist dringender denn je. In den letzten 25 Jahren wurde die Unterems zwischen Papenburg und Emden immer weiter und tiefer ausgebaggert. Dies geschah, um der Meyer Werft in Papenburg die Auslieferung immer größerer Kreuzfahrtschiffe zu ermöglichen. Sukzessive Vertiefungen und Begradigungen des Fahrwassers zusammen mit lang andauernden Baggerkampagnen zur Unterhaltung der Fahrwassertiefen haben in weniger als 20 Jahren zu einer massiven Verschlechterung der ökologischen Verhältnisse in der Unterems geführt. Auf Grund von Sauerstoffmangel können viele Monate im Jahr keine Fische mehr in der Unterems leben. Flusstypische Lebensräume gingen durch Uferbefestigungen, Baggern, Verschlickung und Absinken der Wasserstände in großem Umfang verloren.
Aus Sicht der Umweltverbände wäre eine Verlagerung der Werft an die Küste die ökologisch beste Lösung. Doch dieses Ziel ließ sich in der Vergangenheit politisch nicht durchsetzen. Um den lange währenden Konflikt zwischen der Zerstörung des Flusses und den wirtschaftlichen Belangen der Region endlich zu lösen, hatten die Umweltverbände daher den Bau eines Kanals von Leer bis Papenburg in Verbindung mit einer weitgehenden Renaturierung der Ems in diesem Bereich vorgeschlagen.
Im Rahmen dieses Projektes untersuchen die Umweltverbände verschiedene Ansätze zur Sanierung der Gewässerökologie der Unterems. Alle untersuchten Ansätze gehen vorerst davon aus, dass die derzeit planfestgestellten Fahrwassertiefen in der Ems erhalten bleiben. Einer der Ansätze beinhaltet eine Verflachung der Unterems auf der Strecke zwischen Leer und Papenburg unter der Voraussetzung, dass die Berufsschifffahrt auf einen Kanal in diesem Bereich verlagert wird. Unterstellt wurde, dass mit Hilfe dieser Maßnahme die Gewässergüte der gesamten Unterems (Herbrum bis Emden) substantiell verbessert werden könne. Die Wirksamkeit der beschriebenen Maßnahme auf die Wasserstände, Strömungsverhältnisse und den Schwebstofftransport wurde zunächst mit Hilfe eines hydronumerischen Models der Ems geprüft. Ergebnis war, dass eine Verflachung der Ems als Maßnahme zwar grundsätzlich zielführend sein kann, dass der Umfang der Maßnahme jedoch bei Weitem nicht ausreichen würde um die notwendige ökologische Sanierung der Unterems herbei zu führen. Daher wird dieser Ansatz im Projekt Perspektive Lebendige Unterems nicht weiterverfolgt.
Alternativ werden im Projekt derzeit die folgenden Szenarien vertieft untersucht:
- Verlängerung des Ästuars durch den Abbau des Wehrs in Herbrum in Verbindung mit der Anlage von Tidespoldern
- Errichtung von mehreren Tidepoldern und weitere Maßnahmen