Am nördlichen Ufer des majestätischen Sambesi-Flusses im südöstlichen Sambia liegt der Nationalpark Unterer Sambesi. Der Park schließt direkt an KAZA an, einem grenzübergreifenden Natur- und Landschaftsschutzgebietsnetzwerk im südlichen Afrika. Nun droht ein Alptraum wahr zu werden: eine riesige, offene Kupfermine mitten in einer der unberührtesten Wildnisregionen Afrikas.

„Zambezi Niyatu“ – „Sambesi gehört uns“ – so lautet der Titel des Songs, mit dem einige der bekanntesten Künstler:innen Sambias auf die drohende Umweltzerstörung aufmerksam machen. Die Künstler:innen unterstützen mit dem Lied eine breite Allianz aus zivilgesellschaftlichen Organisationen, lokalen Gemeinden, Tourismusunternehmen, Naturschutzorganisationen wie dem WWF und vielen anderen Betroffenen.

Die Forderung: Präsident Hakainde Hichilema muss sein Versprechen, den Nationalpark Unterer Sambesi zu schützen, halten und den Kupfertagebau stoppen.

Hält Präsident Hichilema sein Versprechen?

Präsident Hakainde Hichilema auf Staatsbesuch in den USA © IMAGO / Zuma Wire
Präsident Hakainde Hichilema auf Staatsbesuch in den USA © IMAGO / Zuma Wire

Die Enttäuschung der Zivilgesellschaft über den im August 2021 neugewählten Präsidenten ist groß, hatte sich Hakainde Hichilema in der Vergangenheit doch eindeutig gegen die Mine positioniert. „Der Nationalpark Unterer Sambesi bleibt unberührt“, twitterte der Präsident bereits 2014.

Dass die Kupfermine nun doch Realität zu werden droht, sieht Präsident Hichilema nicht in der Verantwortung seiner Regierung: Die Genehmigung für das Projekt habe die Vorgängerregierung erteilt, so Umweltminister Collins Nzovu, die Kangaluwi-Mine gehe in Betrieb.

Bereits Anfang der Nullerjahre beantragte ein australisches Unternehmen eine Lizenz für Bergbauaktivitäten im Nationalpark Unterer Sambesi und gründet dafür die Tochtergesellschaft Mwembeshi Resources Ltd. Und genauso lang engagieren sich Vertreter:innen der Zivilgesellschaft gegen die geplante Kupfermine. Nach jahrzehntelanger juristischer Auseinandersetzung bestätigte im Oktober 2019 das oberste Gericht Sambias die Entscheidung, der Mwembeshi Resources Ltd Schürfrechte im Nationalpark Unterer Sambesi zu gewähren. Die letzte Berufung dagegen wurde im Februar 2021 abgewiesen.

Es ist zu befürchten, dass die rechtlichen Möglichkeiten der Anti-Kupferminen-Aktivist:innen ausgeschöpft sind. Umso wichtiger ist es nun, internationale Aufmerksamkeit für das verheerende Projekt zu bekommen und so Druck auf die Regierung von Präsident Hichilema auszuüben. Denn die Auswirkungen der Kupfermine wären katastrophal.

Die Kupfermine bedroht die Ökosysteme

Kupfermine in Phalaborwa, Südafrika aus dem All. So ähnlich könnte die Mine in Sambia aussehen © IMAGO / ZUMA Press
Kupfermine in Phalaborwa, Südafrika, fotografiert aus dem All. So ähnlich könnte die Mine in Sambia aussehen © IMAGO / ZUMA Press

Das geplante Gelände für den Kupfertagebau umfasst eine Fläche von zwölf Quadratkilometern und befindet sich zwischen zwei saisonalen Flüssen, die direkt in den Sambesi münden. Eine Verschmutzung des Flusses bedroht die regionale Subsistenzfischerei – und damit die Lebensgrundlage von über 20.000 Menschen, denen der Sambesi entlang seines Ufers Nahrung und Proteinsicherheit bietet.

Auch der Ökotourismus ist auf intakte Natur angewiesen. Die Branche beschäftigt im Nationalpark und in den umliegenden Gebieten über 1.000 Menschen aus der Region und erwirtschaftet jährlich eine lokale Lohnsumme von vier Millionen US-Dollar, die das Auskommen tausender Menschen auf Gemeindeebene sichert.

Wer steckt hinter der Bergbaufirma?

Währenddessen stellt sich die Mwembeshi Resources Ltd als Wohltäterin Sambias dar und verspricht Arbeitsplätze und eine blühende Wirtschaft.

Hinter der auf den Bermudas registrierten Firma verbirgt sich jedoch ein undurchsichtiges Gewirr mehrheitlich chinesischer Unternehmen, deren Interesse am Wohlergehen der sambischen Bevölkerung und dem Erhalt der reichen Biodiversität des Nationalparks gering sein dürfte. Vielmehr kann man davon ausgehen, dass nach dem altbekannten Prinzip die begehrten Rohstoffe abgebaut, die desaströsen Folgen der Umweltzerstörung jedoch auf die lokale Bevölkerung abgewälzt werden sollen.

Schützen Sie mit uns den Nationalpark Unterer Sambesi!

Sonnenuntergang am Sambesi im Nationalpark "Unterer Sambesi" © IMAGO / Imagebroker
Sonnenuntergang am Sambesi im Nationalpark "Unterer Sambesi" © IMAGO / Imagebroker

Wenn die Ökosysteme des Nationalparks Unterer Sambesi zerstört oder auch nur beschädigt werden, gefährdet dies das gesamte Sambesi-Becken – eine der wichtigsten gemeinsamen Ressourcen für die wirtschaftliche, ökologische und soziale Entwicklung im südlichen Afrika. Nur eine nachhaltige Bewirtschaftung und Nutzung dieser Ressource sichert die Zukunft der über 250 Millionen Menschen in der Region.

Schon jetzt konnten mit der Social-Media-Kampagne #SaveZambeziSafeZambezi in kürzester Zeit weltweit über eine Million Menschen auf die drohende Gefahr aufmerksam gemacht werden. Mit einer Petition soll nun der Druck auf Präsident Hichilema erhöht werden, alle der Regierung zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu nutzen, um den Kupfertagebau zu verhindern.

So können Sie helfen

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