Sie ist schön, aber gefährlich: Die Ipomea-Pflanze, auch als Prunkwinde bekannt, ist eine invasive Art, die in Kenia und Tansania die Ernährungssicherheit der Menschen bedroht. Im Bezirk Kajiado hat sie bereits mehr als drei Millionen Hektar Weideland überwuchert. Der WWF unterstützt die Menschen vor Ort dabei, ihre Weideflächen von der Pflanze zu befreien.

Als die Sonne über dem Dorf Kurna im Bezirk Kajiado aufgeht, treibt ein Hirte seine Herde auf die Weide. Doch ein Dickicht aus hoch aufragenden Blumen scheint ihn und seine Rinder, die sich unter dem Blütenmeer mühsam von den letzten Grashalmen ernähren, zu verschlingen – so erzählt es die Reporterin Laura Otieno in ihrem Beitrag für das CITICEN TV Kenya.

Dass die Ipomea-Pflanze es ins örtliche Fernsehen geschafft hat, zeigt, wie sehr sie das Leben der Menschen in Kajiado beeinflusst. Die Bezirksregierung hat die für das Vieh ungenießbare Pflanze sogar als Katastrophenfall eingestuft, da sie die Weideflächen der Tiere und somit die Ernährungssicherheit der Menschen bedroht.

Ipomea breitet sich aus

Pinke Ipomoea carnea
Sieht schön aus, aber für die Bewohner:innen Kenias bringt sie oft Probleme mit sich: Ipomoea carnea © Galeh Nr Wihantara / iStock / GettyImages

Auch in einem 70 Kilometer von Kurna entfernten Dorf breitet sich die Prunkwinde aus. Sie wird dort nicht nur für Rinderhirten zum Problem.

Auch Imker John Kasuku hat damit zu kämpfen: Ipomea ragt bis über seine Bienenkästen hinaus und mit Beginn der Regenzeit suchen seine Bienen fast nur noch diese Blüten auf. Die Qualität des Honigs hat sich verschlechtert, weshalb er keine Händler mehr findet, die ihm seinen Honig abkaufen.

Ipomea

Die Prunkwinde gehört zur Familie der Windengewächse. Sie kann bis zu zwei Meter hoch werden und bildet ein Blätterdach, unter dem kaum eine andere Pflanze eine Chance hat. Es gibt über 650 Ipomea-Arten weltweit, von denen mehrere invasiv geworden sind.

Ihr weit verzweigtes Wurzelsystem breitet sich bis zu vier Meter um jede Pflanze herum aus.

Die bekannteste Art der Windengewächse ist die Süßkartoffel. Doch anders als diese liefert die in Kenia invasive Ipomea keine Nahrung für die Menschen. Im Gegenteil: Sie zerstört wichtige Weideflächen und bedroht damit die Existenzgrundlage der Hirtengemeinschaften.

In der WWF-Region wächst die Ipomea hildebrandtii, die natürlicherweise in der Region vorkommt, aber bisher nicht invasiv/ dominant war, und erst durch Klimawandel (mit der Zunahme von Starkregen im Wechsel mit langen Dürren) und Überweidung (die wir durch Beweidungspläne reduzieren) in Graslandschaften invasiv wird. Die Ipomoea hildebrandtii klettert im Gegensatz zu den vielen Windengewächsen nicht. 

WWF hilf bei der Beseitigung

Gemeinsam gegen die Ipomea-Pflanze © Faith Tanui / WWF Kenia
Gemeinsam gegen die Ipomea-Pflanze © Faith Tanui / WWF Kenia

Der WWF hat sich zum Ziel gesetzt, im Bezirk Kajiado 168.000 Hektar Weideland von der Ipomea zu befreien. Um eine Fläche von 1.000 Hektar zu bearbeiten, waren jeden Tag 100 Gemeindemitglieder 15 Tage lang beschäftigt – dies zeigt, wie schwierig es ist, gegen die Ipomea anzukommen.

„Die Ipomea-Pflanze hat so viele Herausforderungen mit sich gebracht“, sagt Raria Eliud, Vorstandsmitglied der Nasaru Olosho Conservancy. „Wir sind eine Hirtengemeinschaft und unser Vieh ist auf Gras angewiesen. Kühe, Schafe und Ziegen sind unser Leben, aber unter Ipomea wächst nichts mehr davon, sodass das Vieh kein Gras mehr findet. Wir sind jedoch optimistisch, dass sich unsere Lebensgrundlage durch die Entfernung der Ipomea-Pflanzen wieder verbessern wird.“

Die Pflanzen überwucherten nämlich auch die Wege, sodass die Frauen aus dem Gemeindeschutzgebiet ihre Kinder auf dem Weg zur Schule begleiten mussten – wegen der überwucherten Wege bestand die Gefahr, dass sie sich verlaufen oder gefährlichen Begegnungen mit Wildtieren ausgesetzt sind.

Ipomea bedroht auch den wichtigen Kitenden-Korridor

Die Dorfbewohner:innen helfen bei der Entfernung der invasiven Pflanzen auf ihren Feldern.
Es ist viel Arbeit, die Landschaft von der Ipomea zu befreien © Faith Tanui / WWF Kenia

Ganz andere Probleme hatten die Menschen im Kitenden-Korridor mit der invasiven Prunkwinde.

Die Pflanze hatte sich weit über den Korridor ausgebreitet und den Wildtieren das Passieren erschwert. Infolgedessen wanderten viele Tiere in die nahe gelegenen Dörfer, was zu erheblichen Konflikten zwischen Mensch und Tier führte. Immer wieder zerstörten Wildtiere die Ernten der Menschen und wurden auch ganz unmittelbar zur Gefahr.

Auch hier half der WWF den Menschen vor Ort dabei, die invasive Ipomea zu entfernen. Auf einer Länge von mehr als fünf Kilometern arbeiteten Gemeindemitglieder aus vier Dörfern im Kitenden-Korridor 21 Tage lang, um den Korridor von Ipomea zu befreien und ihn für die Wildtiere wieder passierbar zu machen.

Das Ergebnis ist erfreulich: Seitdem der Korridor wieder frei ist, dringen die Wildtiere nicht mehr in die Dörfer ein. Dadurch sind die Schäden an den Feldfrüchten zurückgegangen und die Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren haben abgenommen.

„Nachdem wir die invasiven Pflanzen entfernt hatten, sahen wir wieder mehr Tiere, die den Korridor nutzten. Sie durchqueren die Dörfer nicht mehr. Das hilft allen.“

Daudi Joseph Wappy, Gemeindewildhüter im Kitenden-Korridor

Ipomea bleibt eine Herausforderung

„Wo Ipomea erfolgreich zurückgedrängt wurde, erholt sich die natürliche Vegetation schnell, und die biologische Vielfalt nimmt wieder zu“, erzählt Faith Tanui vom WWF Kenya.

Inzwischen sind die Gemeindemitglieder, die dabei geholfen haben, Ipomea zu entfernen, zu Ausbilder:innen geworden. Sie geben das Wissen und die Fähigkeiten, die sie bei der Beseitigung der invasiven Art erworben haben, an andere in ihren Gemeinden weiter. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, Ipomea weiter von ihren Feldern zu verdrängen, und schulen andere Landwirt:innen aktiv darin, wie sie die invasive Art erkennen und bekämpfen können.

So können Sie helfen

  • Flusspferd im Selous in Tansania © Michael Poliza / WWF Kenia und Tansania

    Das Wasservolumen und die Qualität im Mara sind ausschlaggebend für den Fortbestand des Wandersystems der Tiere, der Landwirtschaft und die Menschen. Mehr über Kenia