Seit mehr als 20 Jahren ist der WWF Deutschland in Dzanga-Sangha in der Zentralafrikanischen Republik aktiv. Dzanga-Sangha ist eine der wichtigsten Ökoregionen der Erde und Heimat für viele seltene Arten. Wie überall in seinen Projektregionen bindet der WWF auch in Dzanga-Sangha die indigene und lokale Bevölkerung in die Naturschutzarbeit mit ein und investiert in Bildung und Ausbildung. Die 29-jährige BaAka Cécile Assio Aya erzählt, wie sie ihren Traum vom Jura-Studium wahr gemacht hat – auch dank Hilfe des WWF und anderer Förderer.

Aufgewachsen ist Cécile in dem kleinen Dorf Belemboké in der Zentralafrikanischen Republik. Über ihre Kindheit erzählt sie: „Nach der Schule spielten wir alle möglichen Spiele und in der ‚Zeit des Honigs und der Raupen‘ verließen wir das Dorf und zogen in den Wald. Dort verbrachten wir viele Tage damit, diese Raupen zu suchen. Sie sind ein seltenes Gut und kommen nur zu bestimmten Jahreszeiten vor.“  

Cécile gehört zur indigenen Bevölkerungsgruppe der BaAka, deren Kalender sich nach der saisonalen Verfügbarkeit natürlicher Nahrungsressourcen richtet. Von den Bantu – der überwiegenden Bevölkerungsgruppe in der Zentralafrikanischen Republik – werden die BaAka oft als minderwertig angesehen. „Das Leben der BaAka ist von einem Unterwürfigkeitsgefühl gegenüber den Bantu geprägt“, erzählt Cécile. „Ich möchte, dass wir BaAka wie jeder andere Mensch respektiert werden – als Mensch mit einem Recht auf Leben, dessen Stimme gehört wird.“

Bildung auf dem Weg zur eigenen Stimme

Die Stärkung indigener Rechte ist ein humanitäres Anliegen. Der WWF hilft den BaAka dabei, ihre Rechte wahrzunehmen. Das geschieht beispielsweise über den Zugang zu Bildung. „In der Gesellschaft, in der ich lebe, haben Bantu-Kinder leichter Zugang zu Bildung als BaAka. Ich selbst bin erst mit elf Jahren in die Schule gegangen“, berichtet Cécile. „Die meisten BaAka-Freund:innen aus meiner Kindheit gingen stattdessen in den Wald, der bei uns als ‚große Schule‘ gilt. Dort lernen wir BaAka-Kinder etwas über die Welt um uns herum, die Gesetze und Kräfte der Natur.“ 

Heute ändert sich die Wahrnehmung der BaAka langsam und „wir verstehen besser, wie wichtig Schulbildung für die sozioökonomische Entwicklung unserer Gemeinde ist,“ erzählt Cécile. Dank der Hilfe der Regierung und Nichtregierungsorganisationen wie dem WWF erfahren die BaAka in Dzanga-Sangha weitreichende Unterstützung. „Es werden enorme Anstrengungen unternommen, den BaAka Schulbildung zu ermöglichen – vom Besuch der Grundschule über die Sekundarschule bis hin zur Universität“, freut sich Cécile. 

Cecile auf einer Veranstaltung in Dzanga Sangha © WWF-CAR
Cecile auf einer Veranstaltung in Dzanga Sangha © WWF-CAR

In Bayanga befindet sich die einzige weiterführende Schule der Region. Dort wurden mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) Schulwohnheime errichtet, wo die Schüler:innen, die die Grundschule abgeschlossen haben, leben können. Sie haben die Möglichkeit, dort einen höheren Schulabschluss zu erwerben. Auch Kinder aus Céciles Dorf besuchen diese Schule. „Ich selbst hatte auch das Privileg, in einem der Schulheime unterzukommen“, erzählt Cécile. 

„Auch in Berberati wurde ein Schulwohnheim errichtet. Hier haben Schüler:innen Zugang zu höherer Schulbildung und können ihr Abitur machen. Nachdem ich 2018 mein Abitur erhielt, konnte ich dank der finanziellen Unterstützung des WWF in die Universität eintreten, um mehr über die Welt um mich herum zu lernen“, freut sich Cécile. 

Die Rechte der Indigenen stärken

Inzwischen studiert Cécile an der Fakultät für Rechts- und Politikwissenschaften der Universität Bangui. „Nach meinem Abitur wollte ich gern ein Studium an der Universität beginnen. Als der WWF in Dzanga-Sangha von meinen Plänen erfuhr, wurde alles Notwendige in die Wege geleitet, um die Mittel für mein Studium bereitzustellen. Ich habe mit Unterstützung des WWF meine Unterlagen zusammengestellt und meinen Stipendienantrag vorbereitet. Nach einiger Zeit bekam ich die gute Nachricht: Das Auswahlverfahren hatte Erfolg und der WWF finanziert mein Studium“, freut sich Cécile. 

„Ich bin stolz auf mich und blicke sehr zuversichtlich in die Zukunft – auch aufgrund der Unterstützung, die ich vom WWF-Team bekomme. Aber ich vermisse auch die BaAka-Kultur, besonders das Fischen und die Ausflüge im Wald, die Suche nach den Raupen – all das sind schöne Momente, die kein:e BaAka missen möchte.“ 

Nach Abschluss ihres Studiums möchte Cécile Anwältin werden, um sich für Menschenrechte, „insbesondere die der indigenen Völker“ einzusetzen. „Ich möchte ein gutes Vorbild werden und meinen Beitrag zu all dem leisten, was bereits für die BaAka getan wird und den WWF dabei unterstützen, die indigenen Völker der Zentralafrikanischen Republik weiter zu fördern.“ 

Hintergrund zur Bildungssituation in Dzanga-Sangha

Der WWF verfolgt in Dzanga-Sangha einen inklusiven Naturschutzansatz, demzufolge Naturschutz nur mit und für die Menschen vor Ort gelingen kann. Aufgrund eines schwachen Bildungsangebots, besonders für indigene Bevölkerungsgruppen wie den BaAka, ist der Anteil an Anaphabet:innen allerdings noch sehr hoch. Gerade aber die indigenen Gemeinschaften sind es, die sich aktiv am Erhalt der biologischen Vielfalt ihrer Heimat, die genauso ihre Lebensgrundlage darstellt, beteiligen.  

Das Ziel des WWF in Dzanga-Sangha ist es daher, den BaAka Zugang zu hochwertiger Bildung zu erleichtern, damit sie für sich und ihre Rechte – und für den Naturschutz – einstehen können. Denn der Naturschutz profitiert von den BaAka – und die BaAka vom Naturschutz. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

So können sie helfen:

  • Wald im Dzanga-Sangha Schutzgebiet © Andy Isaacson / WWF-US Weltnaturerbe im Regenwald

    Seit über 20 Jahren ist der WWF Deutschland im Dzanga-Sangha-Gebiet, dem Zentralafrikanischen Teil des Weltnaturerbes, aktiv. Weiterlesen...

  • Bonobo Jungtier im Baum © Karine Aigner / WWF USA Kongobecken

    Die Artenvielfalt der Region ist einzigartig: Die Kongo-Regenwälder beheimaten über 400 Säugetierarten, mehr als 1.000 Vogelspezies und wahrscheinlich über 10.000 Pflanzenarten. Weiterlesen ...