Ausnahmslos jeder in der Demokratischen Republik Kongo kennt Chikwangues. Die in große Blätter gewickelten Knollen des Maniok-Baumes gehören zu einer der beliebtesten Spezialitäten Zentral- und Westafrikas. So auch in Monkoto, einer Region im Herzen des Kongobeckens. Und dort tragen sie nun sogar zum Schutz des benachbarten Salonga-Nationalparks bei – einer einfachen Änderung der Herstellung sei Dank.
Alles begann im März 2017, als eine Gruppe von Frauen aus Monkoto beschloss, sich zusammenzutun und Aktivitäten für Frauen zu organisieren – ein zu diesem Zeitpunkt revolutionäres und einzigartiges Vorhaben in der Region.
Anfänglich stellten sie Frauenfußballspiele und andere sportlich-soziale Aktivitäten auf die Beine. Danach startete die Vereinigung Aufklärungskampagnen, um den Menschen die Bedeutung und Schutzwürdigkeit des Salonga Nationalparks nahezubringen. Der "Monkoto Women and Environment Club" war geboren.
Kennenlernen nachhaltigerer Methoden
„Wir wollen, dass unsere Mitglieder in der Lage sind, ein würdiges Einkommen zu verdienen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten“, erklärt Nicole Botalibo, Präsidentin des „Monkoto Women and Environment Club“. „Im Laufe des Jahres 2019 haben wir von einer sehr dynamischen Frauenvereinigung in Bikoro erfahren, die ihren Mitgliedern sogar Mikrokredite gewähren konnte. Wir wollten herausfinden, wie sie dazu in der Lage war.“
Also machten sich sechs Monkoto-Beauftragte auf den Weg in die über 140 Kilometer entfernte Stadt. Bei ihrer Ankunft waren die Besucherinnen überwältigt von den Errungenschaften der örtlichen Frauenvereinigung: Diese betrieb Kleinvieh- und Fischzucht, bot Computerschulungen an und besaß sogar ein eigenes Sozialzentrum mit Versammlungsraum. Doch besonders beeindruckt waren die Monkoto-Frauen von der verbesserten Art, Chikwangues herzustellen.
Die Menschen aus der Anrainerzone des Salonga-Nationalparks leben meist sehr abgeschieden und größtenteils unter der Armutsgrenze. Sie sind stark abhängig von den natürlichen Ressourcen des Waldes. Zu den wenigen Einkommensquellen gehören Jagd, Fischfang, Waldnutzung und kleinbäuerliche Landwirtschaft. Die Jagd innerhalb des Nationalparks ist strikt verboten und von der Jagd außerhalb kann kaum jemand mehr leben. Und so gehören die Aktivitäten der Wilderer, die häufig aus den angrenzenden Dörfern kommen, zu den besonders schwerwiegenden Problemen dieser Region. Einfach umsetzbare Alternativen, wie die leicht veränderte Zubereitung von Chikwangues, ermöglichen, der Rettung eines der artenreichsten Biotope auf dieser Erde näher zu kommen.
WWF Deutschland
Kleine Änderung – große Wirkung
Bei der gewohnten Zubereitung werden die Knollen des Maniok-Baumes, die zuvor einige Tage lang in Wasser eingeweicht wurden, zerkleinert, in Blätter gewickelt und gekocht. In Bikoro machen die Frauen es anders: Die Maniok-Knollen werden mit größerer Sorgfalt gereinigt und das Wasser, in dem sie eingeweicht werden, regelmäßig gewechselt. Die zerstückelten Knollen werden mehrmals und über längere Zeiträume geknetet, so dass eine Art Teig entsteht.
Das Ergebnis sind Chikwangues, die besser aussehen, besser schmecken und sogar länger haltbar sind – ganze zehn statt nur zwei Tage.
Ein sofortiger Erfolg
Nachdem die Monkoto-Frauen die neue Zubereitungsart erlernt und ausprobiert hatten, begannen sie mit dem Verkauf auf dem örtlichen Markt. „Die verbesserten Chikwangues waren so beliebt, dass wir die produzierte Stückzahl schnell erhöhen mussten. Zusätzlich bauen wir unseren Maniok selber an – das macht uns noch unabhängiger“, erzählt Nicole Botalibo stolz. „Denn wenn eine Familie genug Geld hat, um sich selbst zu versorgen, ist sie weniger versucht, in den Park zu schauen.“
Die Mitglieder des Frauen- und Umweltclubs sind sehr zufrieden mit dem, was sie erreicht haben. Denn sie haben nicht nur eine einfach umzusetzende Möglichkeit gefunden, zusätzliches Einkommen zu erwirtschaften – sie haben einen Beitrag dazu geleistet, das Naturwunder Salonga zu erhalten.
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