Der Salonga-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo ist eine wahre Schatzkammer der Artenvielfalt. Unzählige Flüsse und Bäche durchziehen den rund 35.000 Quadratkilometer großen Nationalpark. Dieser Wasserreichtum ist für das Leben im Nationalpark unverzichtbar: für die Menschen, die am und im Nationalpark leben, und für die Tiere des Waldes.

In den Flüssen des Salonga-Nationalparks leben mindestens 152 verschiedene Fischarten. Die meisten dieser Fische ernähren sich von Insekten, Samen und Früchten, die ins Wasser fallen. Der Fischreichtum der Gewässer ist für die Menschen lebenswichtig, denn Fisch ist eine wichtige Eiweißquelle und trägt damit wesentlich zur Ernährungssicherheit und zum Einkommen der lokalen Bevölkerung bei.

Fischerei als Einkommensquelle

Der Fischer begutachtet seinen Fang © WWF DRC
Der Fischer begutachtet seinen Fang © WWF DRC

Die Fischer im Salonga Nationalpark berichten, dass es eigentlich das ganze Jahr über Fisch gibt – mit saisonalen Schwankungen. Die größten Fänge verzeichnen die Fischer im Juli und August sowie zwischen Januar und März. Auch im September und in geringerem Maße im Oktober wird intensiv gefischt, wenn die Fische nach den starken Regenfällen in die tiefer im Wald gelegenen Gewässer wandern.

Während die Männer die Fische mit Netzen oder Reusen fangen, kaufen die Frauen ihnen die Fische direkt am Ufer ab und bringen sie zum Markt, wo sie den Fang zum Verkauf anbieten. Die Frauen sind es auch, die den Fisch verarbeiten und durch Räuchern oder Salzen haltbar machen. So trägt der Fisch auf mehreren Ebenen zum Lebensunterhalt der Bevölkerung bei: bei den Fischern selbst, die ihn verkaufen, bei den Frauen, die ihn auf den Markt bringen, und bei den Familien, die ihn schließlich essen.

Doch die Fischerei, wie sie derzeit in den Gemeinden betrieben wird, kann die Ernährung und das Einkommen der Menschen nicht langfristig sichern.

Der Druck auf die Fische steigt

Ein Eimer mit dem Fang © WWF DRC
Ein Eimer mit dem Fang © WWF DRC

Und es gibt noch eine Schattenseite: Seit es im Park strenge Kontrollen gibt, haben sich viele Menschen, die früher Jäger waren, dem Fischfang außerhalb des Parks (im Park selbst darf nicht gefischt werden) zugewandt. Mehr Fischer bedeutet aber auch, dass mehr Jungfische gefangen werden, und das wiederum bringt ganze Populationen in Gefahr – und am Ende auch die Menschen, die von den Fischen leben.

Zwar scheinen die Auswirkungen der Fischerei auf die Umwelt im Salonga-Nationalpark aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit von Fanggeräten wie Netzen, der Beschränkung des Fischfangs auf wenige Kilometer Entfernung von Dörfern und Siedlungen und der relativ geringen Bevölkerungsdichte in diesem Gebiet noch relativ gering zu sein. Dennoch berichten einige Fischer bereits, dass sie weniger oder kleinere Fische fangen.

Das Parkmanagement hat deshalb damit begonnen, die Fischer für den Erhalt der Fischbestände und nachhaltige Fischereipraktiken zu sensibilisieren.

Pilotprojekt: Fischfarm

Seit 2022 arbeitet die WWF-Partnerorganisation „Actions d'Aide Sanitaire et de Développement aux Plus Démunis (AASD)“ gemeinsam mit „Rainforest Alliance“ daran, diese Probleme zu lösen und einen Weg zu finden, die Einkommens- und Ernährungssicherheit der Menschen zu verbessern. Die Idee: eine Fischzucht!

In einem Pilotprojekt hat das AASD-Team am nördlichen Stadtrand von Monkoto auf einer Fläche von rund elf Hektar eine Farm aufgebaut. Das Besondere daran: Hier werden nicht nur heimische Fische gezüchtet, sondern auch Schweine und Hühner gehalten. Zusätzlich gibt es Versuchsflächen für lokal genutzte Kulturpflanzen. Und: Auszubildende der Hochschule für Erziehungswissenschaften haben hier ihre Testflächen für ihre landwirtschaftliche Ausbildung angelegt.

Die Farm erfüllt vor allem zwei Funktionen: Zum einen werden hier die Jungfische gezüchtet, die für die Fischteiche benötigt werden. Zum anderen werden Interessierte aber auch darin geschult, wie Fischteiche angelegt und betrieben werden. Ähnlich ist es bei Schweinen und Hühnern: Die Zucht in der Farm verbessert den lokalen Bestand und die Ausbildung der lokalen Bevölkerung. Diese Maßnahmen sollen den Menschen vor Ort helfen, ihre Ernährung zu sichern und so letztlich auch den Druck auf die Fisch- und Tierressourcen des Nationalparks zu mindern.

Um die Selbstversorgung der Region weiter zu verbessern, soll in einem weiteren Vorhaben eine eigene Mühle errichtet werden, in der Reis, Mais und Soja verarbeitet werden können. Ziel ist es, das Projekt auch auf andere Regionen auszuweiten.

Die Waldelefanten und das Wasser

Der Salonga Nationalpark ist nicht nur für seine Flüsse bekannt, sondern auch für seine Waldelefantenpopulation. Schätzungsweise 1.500 Tiere leben hier. Die Dickhäuter durchstreifen die Wälder auf der Suche nach Nahrung – und nutzen dabei offenbar auch kleine Bäche und Flüsse als Pfade durch das Dickicht, wie aktuelle Kamerafallen-Aufnahmen aus Salonga zeigen, auf denen eine Gruppe von mindestens fünf Elefanten zu sehen ist.

Dass die Aufnahmen bei Tageslicht entstanden sind, ist etwas Besonderes. Denn obwohl es in Salonga relativ viele Waldelefanten gibt, waren Sichtungen bei Tageslicht bisher selten. Aufgrund des Drucks durch Wilderer hatten die Elefanten ihre Aktivitäten in die Nacht verlagert. Dass sich dieses Verhalten nun wieder zu ändern scheint, lässt hoffen – die Elefanten scheinen sich im Salonga-Nationalpark wieder sicher zu fühlen.

So können Sie helfen

  • Bonobo Jungtier im Baum © Karine Aigner / WWF USA Kongobecken

    Die Artenvielfalt der Region ist einzigartig: Die Kongo-Regenwälder beheimaten über 400 Säugetierarten, mehr als 1.000 Vogelspezies und wahrscheinlich über 10.000 Pflanzenarten. Ins Kongobecken

  • Salonga von oben © Cody Pope / WWF Naturwunder Salonga

    Der größte geschützte Regenwald in Afrika und gleichzeitig das drittgrößte tropische Waldschutzgebiet der Erde bietet einer Vielzahl von Arten ein Zuhause. Weiterlesen...