Ein Projekt belebt alte Kaffeeplantagen im Umkreis des Salonga-Nationalparks, um neue alte Einkommensquellen für die lokale Bevölkerung zu erschließen.

Willy Bitwisila ist nationaler Vertreter der Entwicklungsorganisation ISCO in der Demokratischen Republik Kongo © Julia Bayer / WWF
Willy Bitwisila © Julia Bayer / WWF

Der Salonga-Nationalpark im Herzen des Kongobeckens ist mit einer Fläche von 33.350 Quadratkilometern das größte Waldschutzgebiet Afrikas. Weil es vor Ort kaum Einkommensmöglichkeiten gibt, nutzen viele Menschen, die an der Peripherie des Parks leben, die Ressourcen des Waldes für ihren Lebensunterhalt. Doch diese Ressourcen sind begrenzt.

Um den Regenwald auch in der Pufferzone zu erhalten, ist die Entwicklung der umliegenden Regionen also von entscheidender Bedeutung. Ein innovatives Projekt in Watsikengo in der Provinz Tshuapa nördlich des Parks erweckt nun den Kaffeeanbau wieder zum Leben.

„Als wir in Tshuapa ankamen, haben wir zunächst die beteiligten Bäuerinnen und Bauern befragt, um herauszufinden, welche Maßnahmen nötig sind“, berichtet Willy Bitwisila.

„Wir hatten im Rahmen des Projekts bereits geplant, Nutzpflanzen zu fördern, und die Bevölkerung hat sich dann für Kaffee entschieden, weil sie den bereits in der Vergangenheit angebaut hat.“ Bitwisila ist nationaler Vertreter der italienischen Entwicklungsorganisation ISCO, die das Projekt gemeinsam mit dem WWF und Oxfam umsetzt.

Kaffee mit Tradition

Watsikengo am Ufer des Flusses Salonga, der dem Nationalpark seinen Namen gegeben hat © C. Mpassi / WWF DRC
Watsikengo am Ufer des Flusses Salonga, der dem Nationalpark seinen Namen gegeben hat © C. Mpassi / WWF DRC

Tatsächlich war die Provinz Tshuapa lange Zeit eine wichtige Kaffeeanbauregion in der Demokratischen Republik Kongo – bis die politischen Ereignisse in den späten 1990er-Jahren der Produktion ein Ende bereiteten.

Großes Potenzial für Kaffeeanbau hat die Gegend noch immer: Zwar ist die landwirtschaftliche Infrastruktur zerstört, aber die Kaffeeplantagen gibt es noch!

Nun versuchen Willy Bitwisila und die Landwirt:innen, diese alten Plantagen in den Pufferzonen des Salonga-Nationalparks wiederzubeleben: „Bis heute konnten wir fast 500 Hektar Felder wiederherstellen. Allerdings sind die vorhandenen Kaffeebäume teilweise so alt, dass wir nur etwa 30 Prozent aufpäppeln konnten. Die restlichen Flächen werden nach und nach mit neuen Kaffeebäumen aus Baumschulen bepflanzt“, so Willy Bitwisila.

Hand in Hand: Anbau und Vertrieb

Eingang zum Kaffeezentrum © C. Mpassi / WWF DRC
Eingang zum Kaffeezentrum © C. Mpassi / WWF DRC

Die Baumschulen sind Teil des Kaffeezentrums in Watsikengo, das im September 2020 offiziell eingeweiht wurde. Das Zentrum vermittelt auf seinen Versuchsfeldern außerdem das notwendige Know-how für die Züchtung neuer Pflanzen und bietet technische Hilfe an.

Derzeit unterstützt das Projekt rund 1.000 Kleinbauern und -bäuerinnen, die in 22 Genossenschaften organisiert sind, beim ökologischen Kaffeeanbau. Eine wichtige Rolle spielen dabei die beiden Experten des Zentrums: Florentin Ngombo, der über profunde Erfahrungen mit der Arbeit in den vorhandenen regionalen Strukturen verfügt, und Danny Lifinda, ein Agrarwissenschaftler, der vier Teamberater:innen betreut, die wiederum für jeweils fünf bis sechs Genossenschaften verantwortlich sind.

Das Projekt ist Teil des „Programme Agricole Rural et de Conservation du Complexe de la Salonga“ (PARCCS), das von der Europäischen Union, USAID und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert wird. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Qualität des Kaffees gelegt: Sorgfältig werden die Kaffeekirschen nach der Ernte sortiert und vor dem Auslösen der Kaffeebohnen getrocknet. Dann werden die Kaffeebohnen mit der Schälmaschine des Zentrums geschält – Rohkaffee entsteht.

Das Kaffeezentrum verfügt auch über eine Verkaufseinrichtung, dort kann der Rohkaffee auf den Markt gebracht werden. Ein privater Unternehmer hat bereits sein Kaufinteresse angemeldet, die Projektverantwortlichen beraten die Kaffeebauern und -bäuerinnen bei den Verhandlungen. An wen sie ihre Ware letztendlich verkaufen, steht den Produzent:innen selbstverständlich frei.

Markenzeichen Salonga

Derzeit gedeihen auf den Plantagen rund 400 produktionsfähige Kaffeepflanzen pro Hektar Fläche. Willy Bitwisila und die am Projekt beteiligten Landwirt:innen haben ein ehrgeiziges Ziel: 1.100 Kaffeepflanzen pro Hektar sollen es werden! Gelingt dies und geht man davon aus, dass ein Haushalt einen Hektar Fläche bewirtschaften kann, könnte das Projekt etwa 1.500 Kilogramm Rohkaffee pro Jahr und beteiligtem Haushalt produzieren.

Die nachhaltige Wiederbelebung der Kaffeeproduktion und die Einrichtung des Vertriebszentrums in Watsikengo steigern den Wert des Brachlandes und bietet zahlreichen Farmer:innen die Möglichkeit, ein langfristiges Auskommen im Kaffeeanbau zu finden. Gleichzeitig werden die Ressourcen des Waldes geschont und der Weg für weitere Einkommensmöglichkeiten geebnet: Beispielweise für die Produktion eines eigenen Kaffees unter dem Markenzeichen Salonga!

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