Eine mit Palmöl gefüllte Sardinenbüchse tränkt einen glühenden Docht aus Stoffgewebe: Die kleinen Lichtkegel solcher und ähnlicher selbstgebauter Lampen sind in abgelegenen Regionen Afrikas manchmal die einzige Beleuchtung. Doch am Rande des Salonga Nationalparks tauchen Solarlaternen eine Straße seit Kurzem in ein Licht, das der Bevölkerung viel bedeutet. Das wiederum hilft, eine Natur zu schützen, die für die ganze Welt von Bedeutung ist.

Abends um halb sechs geht die Sonne unter in Monkoto, ab sechs Uhr wird es dunkel. Sehr dunkel. Monkoto ist eine kleine Gemeinde der Demokratischen Republik Kongo und liegt inmitten der zwei großen Flügel des Salonga Nationalparks. Hierher führen keine Stromleitungen. Die staubigen Straßen waren bisher nachts höchstens vom Mond beleuchtet. Kinder lernten im Dämmerlicht improvisierter Öllampen, Händler:innen verkauften unter den winzigen Lichtkegeln Lebensmittel und andere kleine Artikel. Doch Lernen ohne ausreichend Licht ist schwer und schädlich für die Augen – und der ohnehin wenig einträgliche Straßenhandel endete allabendlich schon kurz, nachdem er begonnen hatte. Dabei sind die Stunden nach Sonnenuntergang für die Menschen hier eine äußerst wichtige Zeit.

Leben ist, wo Licht ist

Das Licht der Laternen ermöglicht Handel © WWF / Salonga
Das Licht der Laternen ermöglicht Handel © WWF / Salonga

Wer nachts in den Dörfern Zentralafrikas unterwegs ist, wird immer wieder lebendige Orte entdecken, an denen sich die Menschen treffen, Waren, Essen und Getränke verkaufen und die Kinder spielen. Es sind in der Regel die wenigen Flecken, wo Ladenbesitzer:innen sich einen Dieselgenerator leisten können, der Licht spendet. Ein großer Teil des sozialen Lebens findet abends und in der Nacht statt. So mancher Haushalt bringt auch erst bis zum Ende des Tages ausreichend Geld zusammen, um seine Grundbedürfnisse auf den Nachtmärkten zu decken. Doch beleuchtete Märkte sind rar und die Menschen müssen häufig weite Strecken zurücklegen, um sich zu versorgen oder Handel zu betreiben.

Straßenlaternen für die „Avenida Covered“

Bringt Licht ins Dunkel: Eine Solarlaterne © WWF / Salonga
Bringt Licht ins Dunkel: Eine Solarlaterne © WWF / Salonga

Im sogenannten Monkoto-Korridor zwischen dem Nord- und dem Südteil des Salonga-Nationalparks konnte nun an strategisch wichtiger Stelle ein lichtdurchfluteter Treffpunkt für die Menschen vor Ort geschaffen werden. Große Solarlaternen erhellen seit Kurzem die „Avenida Covered“ - eine der typischen, breiten, unbefestigten Sandstraßen der Region.

Schnell siedelten sich in der beleuchteten Straße erste kleine Verkaufsstände an. Nachdem sie den Tag über Felder bestellt, gefischt und Waldprodukte gesammelt haben, können die Bewohner:innen Monkotos ihre Erzeugnisse hier anbieten. Das Licht der Laternen verlängert die Zeit für den Handel und verbessert die Lebensqualität der Bevölkerung vor Ort, die inmitten wilder Naturschönheit unter schwierigen Bedingungen lebt.

Salonga: Schwierige Heimat in beeindruckender Kulisse

Luftbild auf einen sehr kleinen Teil des Salonga-Nationalparks © Karine Aigner / WWF US
Luftbild auf einen sehr kleinen Teil des Salonga-Nationalparks © Karine Aigner / WWF US

Majestätische Flüsse, verwunschene Bäche, ausgedehnte Sümpfe und grasbewachsene Lichtungen durchziehen die üppigen und schwer zugänglichen Waldflächen Salongas. Der Nationalpark ist Weltnaturerbe und einer der letzten intakten Tropenwälder unserer Erde. Hier laufen natürliche Prozesse noch fast unberührt ab. Längst sind der Park und seine Arten nicht vollständig erforscht. Trotzdem weiß man um ihre Unersetzlichkeit.

Doch die Menschen in Salonga fühlten sich lange nicht gesehen. Der Nationalpark wurde seinerzeit unter dem damaligen Diktator Mobutu ohne ihre Zustimmung eingerichtet und die Zugangsbeschränkungen führten zu Frustration und einer negativen Einstellung gegenüber dem Naturschutz.

Für die Menschen, für die Natur

Über eine Million Menschen leben heute rund um den Salonga Nationalpark – meist unter schwierigen, wirtschaftlichen Bedingungen. Viele der Dörfer und indigenen Gemeinschaften liegen völlig isoliert. Die Einnahmemöglichkeiten sind begrenzt, die Böden oft sumpfig und schwierig zu beackern. Waldrodung und Wilderei locken nicht selten als einziges Auskommen und Nahrungsquelle.

2016 hat der WWF gemeinsam mit der kongolesischen Naturschutzbehörde die Leitung des Salonga Nationalparks übernommen, um das damals hauptsächlich durch die Wilderei stark gefährdete Schutzgebiet zu retten. Seitdem hat sich viel getan, auch für die Menschen in Salonga.

Gemeinsam an einem Strang ziehen

Frauenvereinigung im Salonga-Nationalpark. Chikwangue ist ein beliebtes Gericht aus Maniok © Christian Mpassi / WWF
Frauenvereinigung im Salonga-Nationalpark. Chikwangue ist ein beliebtes Gericht aus Maniok © Christian Mpassi / WWF

Wir arbeiten eng mit den Gemeinden vor Ort zusammen, schaffen Einkommensmöglichkeiten, fördern bessere Anbaumethoden, erschließen neue Märkte, stärken Infrastruktur und Gesundheitsversorgung und sensibilisieren für die sensible, global bedeutende Natur. Seit der WWF die Region Monkoto unterstützt, ist beispielsweise die Wilderei für den Handel mit Buschfleisch stark zurückgegangen. Und seit wir das Co-Management des Nationalparks übernommen haben, konnte Salonga von der Liste der gefährdeten Welterbestätten heruntergenommen werden. Ein Meilenstein!

Salonga: Solarlaternen fördern Lebensqualität

Treffen sind besser mit Licht © WWF / Salonga
Treffen sind besser mit Licht © WWF / Salonga

In die vielen Maßnahmen zum Schutz der Natur und zur Unterstützung der Menschen in Salonga reihen sich nun die Solarlaternen in der „Avenida Covered“ in Monkoto. Die Solarenergie ist dabei nicht nur umweltfreundlich, sondern auch einziges Mittel der Wahl in einer weitläufigen Landschaft ohne Strom und Hochspannungsleitungen.

Die Straßenlaternen verbessern das soziale Leben und die wirtschaftlichen Aktivitäten der Menschen in den Gemeinden Salongas wahrnehmbar. Das kommt an – und das ist wichtig. Denn erfolgreicher Naturschutz geht nur gemeinsam mit den Menschen vor Ort.

So können Sie helfen

  • Bonobo Jungtier im Baum © Karine Aigner / WWF USA Kongobecken

    Die Artenvielfalt der Region ist einzigartig: Die Kongo-Regenwälder beheimaten über 400 Säugetierarten, mehr als 1.000 Vogelspezies und wahrscheinlich über 10.000 Pflanzenarten. Ins Kongobecken

  • Nourages Naturreservat im Nebel © Emmanuel Rondeau / WWF Frankreich Wälder - Schatzkammern des Lebens

    Wälder bedecken knapp vier Mrd. Hektar und damit rund 30 Prozent der Landoberfläche der Erde. Vor 10.000 Jahren war es noch doppelt so viel. Mehr über Wälder erfahren