Über rund 40.500 Quadratkilometer erstreckt sich das Mekong-Delta im Südwesten Vietnams; hier gabelt sich der gewaltige Fluss nach und nach in neun Arme, die wiederum mit einem weitverzweigten Bewässerungssystem verknüpft sind: Wer an das Mekong-Delta denkt, denkt wohl als erstes an die Rolle des Wassers für das Leben hier. Dabei ist leicht zu übersehen, dass der Mekong noch etwas Essentielles mit sich bringt: Sand.

Das Delta entstand im Laufe der Jahrhunderte durch abgelagerten Sand und Kies, die die Strömung aus dem Oberlauf heranträgt. Solange die Sedimentfracht größer war als die natürliche Küstenerosion durch Meeresströmungen, wuchs das Delta.

Inzwischen aber hat die Sedimentfracht des Mekong deutlich abgenommen – vor allem durch den Ausbau der Wasserkraft, aber auch durch den wachsenden Abbau von Sedimenten als Baumaterial. Große Baggerschiffe pumpen den Sand am Flussboden ab, ehe er zur Betonerzeugung in die wachsenden Städte oder zur Landverfüllung im Delta und – illegal – bis nach Singapur transportiert wird.

Das Mekong-Delta sinkt nach derzeitigem Kenntnisstand um etwa einen Zentimeter pro Jahr. Der Sandabbau trägt dazu etwa ebenso viel bei wie der klimabedingte Meeresspiegelanstieg und die Grundwasserübernutzung. Setzt dieser Trend sich fort, könnte das Delta bis 2100 untergegangen sein.

Nachhaltiges Sandmanagement am Mekong

Gefördert durch die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) © IKI
Gefördert durch die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) © IKI

Im Rahmen eines von der Internationalen Klimainitiative (IKI) finanzierten Vorhabens arbeitet der WWF mit dem vietnamesischen Landwirtschaftsministerium und weiteren Regierungsstellen auf Landes- und Provinzebene wie auch mit Akteuren des Bausektors zusammen, um das Wissen über die Sedimentströme und ihr Management zu verbessern und Alternativen zu Sand aufzuzeigen.

Das Ziel ist, durch nachhaltigeren Sedimentabbau die Folgen des Klimawandels abzumildern und das Sinken des Deltas zu verlangsamen. Am Anfang steht die Ausarbeitung eines Sedimentbudgets, das mehr Klarheit in natürlichen Zustrom und derzeitige Entnahmen von Sedimenten bringen soll. Die Vorarbeiten hierzu haben begonnen. Darauf aufbauend soll in einem partizipativen Prozess ein Plan zum nachhaltigen Sedimentmanagement auf Provinzebene entwickelt werden.

Zudem sollen der Stand der Forschung und die Entwicklung alternativer Baustoffe für den Bausektor aufbereitet und in einem sektorübergreifenden Dialog Lösungen für einen nachhaltigen Sandabbau identifiziert werden. Öffentlichkeitsarbeit hilft, alle relevanten Akteure über die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Sandabbaus und mögliche Alternativen zu informieren.

Mit dieser Arbeit will der WWF dazu beitragen, den Lebensraum von über 17 Millionen Menschen, verschiedenen Ökosystemen und einer reichen Artenvielfalt zu erhalten.

Das Projekt ist Teil der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI). Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) fördert die Initiative aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags.

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