Schiere Verzweiflung spricht aus den E-Mails, die uns Anfang April von den Philippinen erreichen. "Ich fühle mich so hilflos", schreibt Joann Binondo vom WWF Philippinen. Und ihre Kollegin Raisa Pandan ergänzt: "Mir geht es gut, aber für unsere Fischer ist die Situation schlimm."

Beide arbeiten in einem WWF-Projekt zur Sicherung nachhaltiger Fischerei in den Regionen Lagonoy Golf und Mindoro. In dem Projekt werden rund 5.500 traditionelle Fischer unterstützt, die Thunfisch auf kleinen Booten mit Handleinen fischen, einer ressourcenschonenden Fangmethode.

Für sie geht es jetzt ums nackte Überleben. Weil die Fischer aufgrund der Ausgangssperren während der Corona-Krise ihre Gemeinden nicht mehr verlassen dürfen, können sie nicht aufs Meer hinausfahren. Bei der Durchsetzung der Ausgangssperren ist der philippinische Staatschef Duterte nicht zimperlich: "Erschießt sie!" lautete am 2. April seine klare Anweisung an Militär und Polizei, die die Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung von Covid-19 durchsetzen sollen.

Reisspenden gegen den schlimmsten Hunger

Thunfisch Fischerei in den Philippinen © Jürgen Freund / WWF
Thunfisch Fischerei in den Philippinen © Jürgen Freund / WWF

Aber selbst, wenn die Fischer ihrer Arbeit nachgehen könnten: Niemand würde ihnen den Fisch abnehmen. Die Kühlanlagen sind geschlossen, so dass auch kein Fisch gelagert oder konserviert werden kann. Kaum einer hat Rücklagen, von denen er für seine Familie wenigstens für ein paar Tage Reis oder Konserven kaufen kann.

"Viele Fischer werden nicht an Covid-19 sterben, sondern vor Hunger", fürchtet Raisa Pandan. Deshalb haben sie und ihre Kolleg:innen vom WWF Philippinen spontan eine Spendenaktion organisiert, um wenigstens die am schlimmsten betroffenen Familien so schnell wie möglich mit Grundnahrungsmitteln versorgen zu können.

500.000 Philippinische Pesos (circa 9.000 Euro) wollen sie in wenigen Tagen sammeln und davon insgesamt 250 Säcke Reis kaufen. Der Reis soll dann von den Fischereiverbänden der Gemeinden unter zunächst 1000 Familien aufgeteilt werden, um die größte Not zu lindern.

Kleine Boote bedeuten weniger Beifang und Überfischung

Thunfisch ist ein Exportschlager auf den Philippinen. Allerdings droht eine Überfischung der Thunfischbestände durch die stetig wachsende industrielle Großfischerei und die steigende Anzahl an Fangbooten. Während bei der industriellen Thunfischfischerei Haie, Meeresschildkröten und junge, noch viel zu kleine Thunfische an Langleinen mit tausenden Haken oder in riesigen Netzen verenden, gibt es bei der Handleinenfischerei kaum Beifang.

Nur zwei bis drei Menschen teilen sich die Arbeit auf einem der kleinen Boote. Gefischt wird gezielt in tieferen Lagen mit einzelnen Haken nach großen, ausgewachsenen Thunfischen, die sich bereits fortgepflanzt haben. Deshalb unterstützt der WWF seit 2011 diese nachhaltige Wirtschaftsweise der philippinischen Fischer im Projekt Sustainable Tuna Partnership. Ziel ist, der Überfischung entgegenzuwirken und die Lebensgrundlagen der Menschen zu erhalten.

Bayanihan – alle zusammen für die Gemeinschaft

Fischer-Community © James Morgan / WWF
Fischer-Community © James Morgan / WWF

All diese Bemühungen müssen wegen der Corona-Krise hinter der bloßen Überlebenssicherung der betroffenen Familien zurückstehen. In einem dramatischen Appell rufen Raisa Pandan und Joann Binondo jetzt alle Menschen zum Zusammenhalt auf: "Die Philippinen wären ohne ihre Fischer nicht das, was sie heute sind. Im Geiste des Bayanihan müssen wir denjenigen helfen, die am meisten in Not sind", heißt es in ihrem Spendenaufruf.

Bayanihan bezeichnet eine traditionelle kulturelle Praxis auf den Philippinen, die den Zusammenhalt der Gemeinschaft über individuelle Heldentaten stellt.

Sich gemeinsam dafür einzusetzen, der Gemeinschaft und der Natur zu helfen, das ist auch das Ziel der Corona-Notspende, die der WWF Deutschland ins Leben gerufen hat. Helfen Sie uns dabei, Nahrungsmittel zu kaufen, die die größte Not der traditionellen Fischer und ihrer Familien lindern.

Update: Vielen Dank für die großartige Unterstützung

Viele Menschen sind durch die Ausbreitung des Covid-19-Virus in existenzielle Not geraten. Und sehr viele WWF-Unterstützer:innen haben geholfen. Herzlichen Dank an alle! Mit Ihrer Spende haben Sie zahlreiche Communities in den WWF-Projektgebieten weltweit unterstützt und dafür gesorgt, dass jahrzehntelange Naturschutzarbeit zusammen mit den Menschen dort nicht durch Corona zunichte gemacht wurde. Der WWF setzt sich dafür ein, dass zukünftige Pandemien verhindert werden. Arten- und Naturschutzarbeit schützt vor Zoonosen.

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