Durch den Lebensraumverlust und den einhergehenden häufigeren Kontakten zwischen Menschen und Löwen wachsen die Konflikte: Löwen reißen Nutztiere und werden in der Folge aus Rache gejagt. Schon jetzt gilt der Löwe für viele Menschen im Verbreitungsgebiet als Problem. Doch Löwenschutz gelingt nur mit der Bevölkerung vor Ort.
In einer der letzten Löwenhochburgen auf dem afrikanischen Kontinent – der Selous-Nyerere-Landschaft – setzt sich der WWF mit seinem Partner Lion Landscapes dafür ein, die faszinierende Großkatze noch besser zu erforschen und sie zu schützen.

Kaum ein Tier verbindet Anmut und Stärke so eindrucksvoll wie der Löwe. Doch seine Populationen schrumpfen. Ein Blick auf sein Verbreitungsgebiet veranschaulicht die Bedrohung deutlich, denn inzwischen lebt der Löwe nur noch auf sechs Prozent seines ursprünglichen Territoriums – einst in ganz Eurasien und Afrika verbreitet, ist er heute praktisch nur noch in Afrika südlich der Sahara zu finden. Lediglich in Indien gibt es eine weitere kleine Löwenpopulation.
Und dieser Trend verschärft sich: Die Ausweitung menschlicher Siedlungen und größere Viehherden führen weiterhin dazu, dass der Löwe immer weniger Platz hat, und einzelne Populationen isoliert werden. Indes verschlechtert sich der Zustand der verbliebenen Lebensräume; Umweltverschmutzung und Klimawandel, Wilderei und illegaler Handel setzen den letzten Löwen zu. Aktuelle Prognosen deuten darauf hin, dass die Löwenpopulationen in den nächsten zwanzig Jahren weiter drastisch zurückgehen könnten.
Lebensraumverlust führt zu Mensch-Löwe-Konflikten
„Menschen, Nutztiere und Löwen – wie andere Wildtiere – koexistieren seit Jahrtausenden. Wie bei allen Nachbarn kommt es auch hier zu Konflikten. Löwen jagen Nutztiere als Nahrung, oder Menschen töten Löwen, um ihr Nutzvieh zu schützen. Diese Interaktionen haben jedoch heute mehr denn je schwerwiegende Auswirkungen auf den Löwenschutz und das ökologische Gleichgewicht, auf die Lebensgrundlagen und die Lebensqualität der Menschen, die in der Nähe der Löwenpopulationen leben. Es ist entscheidend, dass wir diese Konflikte minimieren, um diesen Negativtrend zu stoppen.“
Dr. William-Georges Crosmary, Projektmanager Ost- und Südafrika beim WWF
Löwenschutz auf wissenschaftlicher Grundlage
Löwen sind zwar grundsätzlich gut erforscht, doch noch immer gibt es viele Aspekte ihres Verhaltens, ihrer Ökologie und ihrer Interaktionen mit der Umwelt, über die wir noch wenig wissen – Wissen, das uns hilft, Löwen zu schützen und Konflikte mit den Menschen zu verringern.
In der Selous-Nyerere-Landschaft engagiert sich der WWF mit seinem Partner Lion Landscapes genau dafür. Die Landschaft ist dazu ideal. Sie ist eine der letzten verbliebenen Regionen mit einer großen Löwenpopulation und in weiten Teilen noch vom Menschen ungestört. Die Forscher:innen können die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung studieren. Auf dieser Grundlage entstehen zum Beispiel Managementpläne, eine Voraussetzung für den wirksamen Schutz der Löwenbestände.
Den Löwen auf der Spur

Um den Zustand der Löwenbestände zu untersuchen, wurden über 300 Kamerafallen installiert und entlang mehrerer Untersuchungsabschnitte (sogenannter Transekte) mit einer Länge von insgesamt 2.786 Kilometern Wildtierspuren gesammelt. Umfang und Herkunft der gefundenen Spuren – Tatzenabdrücke, Kot und Haare – geben zum Beispiel Aufschluss über die Größe der Bestände und weitere dort verbreitete Wildtierarten. Deutlich wird auch, welche Lebensräume weitgehend intakt und welche bedroht sind.
Gemeinsam mit den Naturschutzbehörden leitet das Team aus den Untersuchungsergebnissen geeignete Schutzmaßnahmen für die Löwen ab. Zudem fließen die Ergebnisse in die Neuauflage des „Nationalen Aktionsplans für Löwen und Leoparden“ ein, der die Wildtierpolitik Tansanias bestimmt.
Im Zuge des Projekts wurden Löwen zusätzlich mit GPS-Halsbändern versehen, um auch langfristig mehr über die Bewegung, den Zustand und die Entwicklung der Rudel zu erfahren.
Licht gegen Mensch-Löwen-Konflikte

Anderswo in Afrika haben sie gute Erfolge erzielt, Lion Landscapes hat sie nun im Projektgebiet getestet: Löwenlichter! Die solarbetriebenen Lampen schrecken – angebracht rund um die Bomas, in denen Nutzvieh zur Nacht eingehegt wird – Löwen ab und reduzieren so das Konfliktpotenzial zwischen Mensch und Tier. Das Prinzip ist einfach, aber verlässlich. Künstliches Licht, vor allem wenn es unregelmäßig blinkt, kommt im natürlichen Lebensraum der Löwen nicht vor. Es wirkt bedrohlich auf die Raubkatzen, sie schrecken instinktiv davor zurück.
Löwenlichter brauchen keine Wartung und sind auch für abgelegene Orte, die nicht ans Stromnetz angeschlossen sind, geeignet. Allein im Jahr 2023 haben 29 Viehhalter:innen Solarlichter erhalten. Seither sinken die Verluste von Nutztieren deutlich. Was hingegen ansteigt, ist die positive Einstellung der Menschen gegenüber dem Schutz von Wildtieren wie den Löwen.
WWF-Partner Lion Landscapes
Als Naturschutz- und Forschungsorganisation engagiert sich Lion Landscapes dafür, dass Menschen und Wildtiere wie Löwen in intakten Landschaften gemeinsam leben. Neben der wissenschaftlichen Forschung und der Wissensvermittlung umfassen die Handlungsfelder der Organisation auch Maßnahmen zur Vorbeugung von Schäden durch Wildtiere und Aktivitäten zum Nutzen der lokalen Bevölkerung. Sie sollen die Bereitschaft der Menschen erhöhen, sich für die Koexistenz einzusetzen. Zu den ganzheitlichen Schutzprojekten von Lion Landscapes gehört es deshalb immer, die Gemeinden zu stärken, beispielsweise durch den Schutz des Nutztierbestands, Bildungsstipendien oder die Schaffung alternativer Einkommensquellen wie Imkerei.
Ihre Spende für Löwen hilft
Die Verantwortung für den Rückgang der Löwenbestände tragen wir Menschen – und wir sind es auch, die jetzt handeln müssen. Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende, Löwen zu schützen.
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