Während die Corona-Pandemie die Welt weiter in Atem hält, kämpfen die „Freunde des Waldes“ in der Region um den Chiribiquete-Nationalpark im Amazonas gegen Waldbrände. Sie haben ihre Arbeit zum Schutz eines der am stärksten von Abholzung betroffenen Gebiete des kolumbianischen Regenwaldes wieder aufgenommen und gelernt, wie man Waldbrände wirkungsvoll bekämpft.

Im Amazonas steht die Trockenzeit kurz bevor: Jedes Jahr zwischen Oktober und April kehren die Brände zurück – und mit ihnen das Risiko, Tausende Hektar Wald zu verlieren. Immer wieder bedrohen die Brände ein ganz besonderes Stück Amazonas; den Chiribiquete-Nationalpark und seine Umgebung. Covid-19 und der damit verbundene Lockdown hat die Arbeit der Regenwaldschützer:innen „Freunde des Waldes“ lange zum Erliegen gebracht. Jeder verlorene Tag bedeutet einen Tag weniger Zeit für die Gruppe der Waldschützer:innen aus der Gemeinde Calamar, Guaviare, in der Nähe von Chiribiquete. Weniger Zeit, Entwaldung zu verhindern und sich für die Förderung nachhaltiger und alternativer Lebensgrundlagen einzusetzen.

Das Team kehrt zurück

Im Dschungel gibt es kein Home-Office, keine Arbeit von zu Hause aus. Wilderer und Holzfäller machen vor einer Quarantäne nicht Halt. Doch der Schutz des Waldes duldet keinen weiteren Aufschub. Unter strenger Einhaltung von Sicherheitsauflagen, die dabei helfen, die Ausbreitung des Virus zu verhindern, nahm ein Team von lokalen Waldschützer:innen mit Unterstützung des WWF, des kolumbianischen „Amazon Vision“-Programms und der Stiftung Fürst Albert II. von Monaco die Arbeit im Dschungel wieder auf.

Drei Tage lang lernten zehn Ausbilder:innen der Kooperative Coagroitilla bei einer Schulung der Feuerwehr der Gemeinde Calamar, wie man Waldbrände verhüten kann. Nicht so einfach angesichts der Situation mit Covid-19: Es gab einige bestätigte Fälle in San José del Guaviare, das nur zwei Stunden von Calamar entfernt liegt. Und auch in vier der umliegenden Dörfer und dort wo die Schulung stattfinden sollte, gab es Corona-Infektionen.

Hygiene-Plan zum Schutz der Regenwald-Schützer

Brandschutz-Training in Zeiten von Corona © John Perdomo / WWF-Colombia
Brandschutz-Training in Zeiten von Corona © John Perdomo / WWF-Colombia

Deshalb entwarfen der WWF und die Feuerwehr ein strenges Protokoll, das während der Schulung eingehalten werden musste. Bevor die Waldschützer:innen eintrafen, desinfizierten die Feuerwehrleute, die die Vorträge hielten, den Schulungsraum und die Unterkünfte der Teilnehmer:innen.

Ansonsten war „Abstand halten“ die Devise: nur insgesamt dreizehn Teilnehmer:innen wurden zugelassen, ein Abstand von zwei Metern zwischen Teilnehmer:innen und Dozent:innen musste eingehalten werden.

Weitere Maßnahmen, die Ergriffen wurden: vor Beginn jeder Aktivität Hände waschen, Mund-Nasen-Schutz tragen, außerdem wurden Desinfektionsmittel sowie Schutzbrillen bereitgestellt, auch die Temperatur der Teilnehmer:innen und Dozent:innen wurde regelmäßig gemessen.

„Wenn wir uns darauf verlassen können, dass Leute von hier, die das Gebiet kennen, schnell auf die Brände reagieren, können wir viel mehr Hektar retten als bisher“

John Perdomo, Leiter der städtischen Feuerwehr und Dozent

Nur wer schnell reagiert, kann Regenwald retten

Für die Feuerwehr ist die Schulung der Gemeinde-Vertreter:innen eine Rettungsleine für den Fall der Fälle, denn in der Regel dauert es zwei Stunden, um die Gebiete zu erreichen, in denen die Bauern leben und in denen es am Ende des Jahres gewöhnlich zu Waldbränden kommt.

Deshalb sind Projekte wie dieses so wichtig, denn sie ermöglichen der lokalen Bevölkerung, mehr Wissen darüber zu erhalten, wie Waldressourcen nachhaltig bewirtschaftet werden können und nachhaltige Einkommensquellen im Zusammenhang mit dem Naturschutz zu finden.

Jetzt, da sie im Umgang mit Waldbränden geschult sind, fühlen sich die Waldschützer:innen eher bereit, die Menschen in ihren Gemeinden über die Risiken aufzuklären, denen der Wald während der Feuersaison ausgesetzt ist. Ein Schritt, den das Team sicherlich noch tun wird, bevor die Waldbrand-Saison beginnt.

Hintergrund

Seit 2017 arbeitet der WWF mit Unterstützung des Programms „Amazon Vision“ und der Stiftung Prinz Albert II. von Monaco daran, lokale Waldschützer:innen in Caquetá und Guaviare – zwei der am stärksten von Abholzung betroffenen Gebiete Kolumbiens – auszubilden, um die nachhaltige Nutzung des Waldes zu fördern.

Männer, Frauen und Kinder aus den verschiedenen Gemeinden in Gebieten mit hoher Abholzungsrate lernen das Ökosystem, in dem sie leben, besser kennen und bekommen Möglichkeiten an die Hand, ihre Wälder zu schützen und wiederherzustellen und den Wald nachhaltig zu nutzen.

Bisher sind 75 Bäunerinnen und Bauern, die früher den Wald für Vieh oder landwirtschaftliche Nutzpflanzen gerodet haben, zu Hüter:innen des Amazonaswaldes geworden – sie geben ihr Wissen jetzt an andere Gemeindemitglieder weiter.

  • Luftbild des Ajajú Flusses in Chiribiquete © César David Martinez Chiribiquete: Regenwald-Nationalpark

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