Die Population der Afrikanischen Savannenelefanten in KAZA ist die größte verbliebene Population der Art. Und dennoch wurden die Afrikanischen Savannenelefanten kürzlich von der IUCN als gefährdet eingestuft. Um die Tiere und ihren Lebensraum effektiv schützen zu können, ist es enorm wichtig, herauszufinden, wie viele Elefanten tatsächlich in dem größten terrestrischen Schutzgebiets-Netzwerk Afrikas leben. Eine koordinierte, grenzübergreifende Erhebung aus der Luft gibt nun erstmals Aufschluss darüber, wie es um die Afrikanischen Elefanten in KAZA tatsächlich steht.

Gute Nachrichten: Die Elefantenzahlen bleiben stabil © KAZA Secretariat
Gute Nachrichten: Die Elefantenzahlen bleiben stabil © KAZA Secretariat

Die Elefantenpopulation in Kavango-Zambesi ist die größte, zusammenhängende Elefantenpopulation der Welt, sie macht mehr als 50 Prozent der verbleibenden Savannenelefanten (Loxodonta Africana) in Afrika aus. Die IUCN hat die Art kürzlich als gefährdet eingestuft, vermerkt aber auch, dass die Bestände der Savannenelefanten in KAZA im Gegensatz zum Rest des Kontinents vermutlich stabil sind oder sogar wachsen – ein deutlicher Hinweis für den Erfolg der Schutzbemühungen in der KAZA-Region.

Trotz der immensen Bedeutung dieser Elefantenpopulation gab es lange keine koordinierten Pläne zum Schutz der Elefanten zwischen den fünf Mitgliedsländern KAZAs: Angola, Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe. In der Folge gab es nicht genügend Informationen darüber, wie verbreitet die Population in dem riesigen Gebiet ist, und wie die Tiere dort wandern. Der Grund: Bisher wurden die Elefantenpopulationen in KAZA von den einzelnen Ländern unabhängig voneinander gezählt, Methoden und Zeitpunkt der Bestandserhebungen waren nicht aufeinander abgestimmt.

Doch das hat sich inzwischen geändert, denn von August bis Oktober 2022 wurden in einem koordinierten, grenzübergreifenden Projekt Elefanten aus der Luft gezählt. Es war die weltweit erste wissenschaftsbasierte Wildtierzählung dieser Größenordnung in der Region.

„Diese Zählung ist ein einmaliges Ereignis, welches ich auch in meinen 25 Jahren Arbeitserfahrung noch nie erlebt habe. Sie ist einzigartig, da nicht wie gewöhnlich nur die Schutzgebiete überflogen werden, sondern fast die gesamte Landschaft, also die mit 520.000 Quadratkilometer, eine Fläche anderthalbmal so groß wie Deutschland ist.“

Brit Reichelt-Zolho, Expertin für das südliche und östliche Afrika beim WWF Deutschland

Die Ergebnisse der Zählungen sind da

Nach monatelanger gründlicher Planung und Vorbereitung sowie der Schulung von Elefantenbeobachter:innen startete am 22. August 2022 das erste Flugzeug der KAZA-Elefantenerhebung. Am 28. Oktober 2022 hob dann zum letzten Mal eine Maschine ab, um Elefanten aus der Luft zu zählen. Damit waren die Zählungen in allen fünf Ländern abgeschlossen. Insgesamt 700 Flugstunden, verteilt auf sieben Flugzeuge kamen dabei zusammen. Ende August 2023 wurden dann die lang ersehnten Ergebnisse veröffentlicht: 227.900 Tiere gibt es den Schätzungen zufolge in der Region.

Die Elefantenzählung in KAZA zeigt auch, welche Korridore die Tiere nutzen © KAZA Secretariat
Die Elefantenzählung in KAZA zeigt auch, welche Korridore die Tiere nutzen © KAZA Secretariat

„Es ist eine einzigartige und beispiellose Zählung von Wildtieren“, sagt Brit Reichelt-Zolo, WWF-Expertin für das südliche und östliche Afrika. „Wir freuen uns sehr, dass mit 227.900 Individuen der Bestand der größten zusammenhängenden Savannen-Elefanten-Population der Welt im KAZA-Schutzgebietskomplex stabil ist. Das stimmt uns, wie auch die Regierungen der fünf KAZA-Länder und andere Kooperationspartner:innen optimistisch und zeigt, dass unsere gemeinsamen Bemühungen zum Schutz der Elefanten und deren Lebensraum Erfolg zeigen,“ so Brit Reichelt-Zolho weiter.

„Die Daten geben uns Aufschluss über den Zustand der Ökosysteme und werden das Wildtiermanagement vor Ort deutlich verbessern. Es war eine gigantische Anstrengung vieler Partner:innen, inklusive des WWF, des BMZ und der KfW. Zum ersten Mal in der Geschichte fand eine synchronisierte Zählung dieser Art, die aus der Luft umgesetzt wurde, statt. Insgesamt wurden mehr als 67.000 Flugkilometer zurückgelegt, das entspricht fast dem doppelten Umfang unseres Globus.“

Die Ergebnisse der Zählung im Überblick

Wie wurden die Daten erhoben?

Es handelte sich dabei um die allererste synchrone Erhebung des KAZA-Schutzgebietskomplexes, die alle fünf Partnerstaaten umfasste. Die Erhebung erstreckte sich über einen Zeitraum von zwei Monaten über 67.000 Kilometer an Transekten und verwendete standardisierte Methoden in Übereinstimmung mit den CITES-MIKE-Standards (MIKE steht für Monitoring the Illegal Killing of Elephants) für Wildtierzählungen aus der Luft. Durch die Einhaltung dieser Standards wurde sichergestellt, dass die Erhebungsmethoden einheitlich, anerkannt und international akzeptiert sind. Von den 47 hochqualifizierten und spezialisierten Einsatz- und Feldmitarbeitern wurden mehr als 50 Prozent aus den KAZA-Partnerstaaten abgeordnet. Durch die Einbeziehung von aus den Partnerstaaten abgeordnetem Personal in das Erhebungsteam wurde eine vielfältige und ausgewogene Vertretung gewährleistet. Dieser Ansatz förderte die Transparenz, indem er eine Vielzahl von Interessengruppen einbezog und das Potenzial für Voreingenommenheit oder Einflussnahme durch eine einzelne Einrichtung reduzierte.

Wie viele Elefanten gibt es in KAZA?

Die geschätzte Elefantenpopulation in KAZA liegt bei liegt bei 227.900 Tieren (±7 Prozent). Damit ist die Gesamtpopulation der Elefanten in KAZA anscheinend stabil. Einige Teilpopulationen verzeichnen ein Wachstum, andere bleiben stabil, wieder andere verzeichnen einen Rückgang. Die Erhebung ergab, dass die meisten Elefanten in bestimmten Ländern innerhalb von KAZA besonders häufig vertreten sind: Auf Botswana entfielen 58 Prozent der Elefantenpopulation, gefolgt von Simbabwe mit 29 Prozent und Namibia mit neun Prozent. Die restlichen vier Prozent der Elefanten befanden sich in Sambia und Angola.

Wie werden die Daten genutzt?

Die Ergebnisse der Erhebung fließen in den Plan für den Schutz und das Management von Elefanten in der KAZA-Region ein. Darin werden spezifische Maßnahmen, Richtlinien und Managementstrategien festgelegt. Darüber hinaus schafft die Erhebung eine Grundlage für die laufende Überwachung der Elefantenpopulationen. Regelmäßige Bestandsaufnahmen werden es den Naturschützer:innen künftig ermöglichen, Populationstrends zu verfolgen, die Wirksamkeit von Schutzstrategien zu bewerten und die Ansätze bei Bedarf anzupassen.

Wie hoch ist der Kadaver-Anteil?

Bei den Zählungen wurde ein Kadaveranteil von 10,47 Prozent ermittelt – mit regionalen Unterschieden. Dieser Anteil ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, diese sollen im Nachgang genauer untersucht und verstanden werden. Eine anhaltende Dürre hatte beispielsweise vor einigen Jahren vielen hundert Elefanten das Leben gekostet – diese älteren Kadaver könnten ebenfalls in die Erhebung aufgenommen worden sein, denn auch sehr alte Kadaver bleiben lange aus der Luft sichtbar. Auch eine lange zurückliegende Wildereikrise kann so heute noch sichtbar sein.

Zählen für bessere Schutzmaßnahmen

Um die Elefanten besser schützen zu können – besonders angesichts der nach wie vor anhaltenden Wilderei-Problematik – einigten sich die Länder auf diese umfassende Bestandserhebung. Denn nur auf Basis genauer Daten, also wenn klar ist, wie viele Tiere es tatsächlich gibt, können grenzüberschreitende Schutzmaßnahmen entwickelt werden – es braucht Vergleichsdaten, um die Naturschutzarbeit und das Management der Schutzgebiete verfolgen und bewerten zu können.

Und nicht nur das, die Schätzungen werden auch Ergebnisse für andere große Arten in KAZA liefern. Und auch Elefanten-Kadaver werden gezählt – Daten, die für die Anti-Wilderei-Arbeit enorm wichtig sind.

Darüber hinaus wurden durch die Erhebung Gebiete identifiziert, in denen Lebensraum verloren geht oder Elefanten und Menschen um Ressourcen konkurrieren. Mit den Ergebnissen können künftig bessere Landnutzungspläne entwickelt und Mensch-Wildtier-Konflikte verhindert werden, denn in dem etwa 520.000 Quadratkilometer großen Gebiet leben nicht nur schätzungsweise 227.900 Elefanten, sondern auch etwa zwei Millionen Menschen.

Die Ergebnisse bilden den Grundstein für den langfristigen Schutz und das Management der größten grenzüberschreitenden Elefantenpopulation Afrikas. „Fakt ist: Auch vor KAZA machen weder die Klimakrise noch die Wilderei Halt. Wir müssen aktiv bleiben, um die Elefantenbestände langfristig zu erhalten und die Koexistenz von Menschen und Wildtier konfliktfrei zu ermöglichen,“ so Brit Reichelt-Zolho abschließend.

  • Wildhüterin Ruth bekommt eine Urkunde für ihre Verdienste © WWF Simbabwe Kavango-Zambesi KAZA

    Die unfassbar schöne Natur zwischen den Flüssen Kavango und Zambesi soll sich in eine Mischung aus Schutzgebiet und Arbeitgeber verwandeln. Weiterlesen ...