Sie fallen in Wasserlöcher, haben tiefe Wunden von Speeren oder verfangen sich in elektrischen Stromleitungen: Die Elefanten der afrikanischen Savanne sind vielen Gefahren ausgesetzt. Etwa 200 Elefantenkälber sterben jährlich an den Folgen von Mensch-Tier-Konflikten – und die Dunkelziffer ist vermutlich um ein Vielfaches höher. Um diese Tiere zu retten, hat der WWF in Tansania eine Allianz mit der Kilimanjaro Animal C.R.E.W. geschmiedet. Denn der Afrikanische Savannenelefant ist stark gefährdet, jedes einzelne Tier zählt.

Natürlich wird das erlernte Wissen auch in der Praxis erprobt ©
Natürlich wird das erlernte Wissen auch in der Praxis erprobt ©

Auf dem 145 Hektar großen Gelände der Makoa-Farm baute die gemeinnützige Kili C.R.E.W. in den letzten Jahren das einzige Zentrum für Wildtierrettung in Tansania auf. Hier an den Südhängen des Kilimandscharo können Wildtiere von der Tierärztin Elisabeth Stegmaier und dem Tierarzt Laszlo Paizs versorgt werden, die in Konflikten mit Menschen verletzt wurden oder zu Waisen geworden sind. Das oberste Ziel ist dabei die Wiederaussiedlung der Wildtiere. Bei ihren Rettungseinsätzen arbeitet die Kili C.R.E.W. eng mit der tansanischen Wildtierbehörde, den lokalen Rangerinnen und Rangern und den Tierärztinnen und Tierärzten zusammen.

Jedoch kann man auf diese Weise nur verhältnismäßig wenige Tiere retten und so entwickelte Kili C.R.E.W ein Trainings-Programm für Ranger:innen, um direkt vor Ort Wildtiere zu retten und zu stabilisieren, mit dem Ziel, sie sofort nach den Erste-Hilfe-Maßnahmen wieder mit ihrer Herde zusammenzubringen.

Mensch-Tier-Konflikte gehören zu den Hauptbedrohungen der Afrikanischen Elefanten. Denn die angestammten Wanderrouten der Dickhäuter sind oft durch Zäune und Straßen blockiert. Weichen die Tiere auf andere Routen aus und streifen durch besiedelte Gebiete, kommt es zwangsläufig zu gefährlichen Zusammenstößen. Aus Angst um ihre Ernte oder gar ihr Leben verletzen oder töten die Menschen die Elefanten. Ein Problem, das sich durch das Bevölkerungswachstum weiter zuspitzt.

Erste Hilfe für Elefanten

Dem Elefantenbaby wird von erfahreren Ranger:innen geholfen
Dem Elefantenbaby wird von erfahreren Ranger:innen geholfen

Nicht selten fallen die Elefanten auch in Wasserlöcher, die Viehbesitzer:innen gegraben haben. Aus eigener Kraft können sich die Tiere nicht daraus befreien und stehen kurz vor dem Verenden, wenn sie gefunden werden. Oft werden bei Zusammenstößen mit Menschen Elefantenkälber von ihren Müttern getrennt und bleiben erschöpft und verletzt zurück.

Diese Elefanten haben nur eine Überlebenschance, wenn sie schnell gerettet werden und eine professionelle medizinische Erstversorgung erhalten. In einer solchen Notlage sind meistens die Ranger:innen als erste zur Stelle und können den Elefanten helfen – sofern sie entsprechend ausgerüstet sind und das nötige Fachwissen haben.

Wie wird man Elefantenretter:in?

Genau hier setzt die Zusammenarbeit von WWF und Kili C.R.E.W. an. Gemeinsam bieten wir landesweit Workshops für Ranger:innen an, in denen sie sich zum/zur Elefanten-Ersthelfer:in qualifizieren können. Auf dem Stundenplan stehen dabei unter anderem

  • die sichere Rettung und Befreiung von Elefanten und Elefantenkälbern aus Wasserlöchern, Brunnen, Gräben, Schlamm und Schlingen,
  • wie jegliche Stressfaktoren vermieden werden können
  • die sichere Rehydrierung von Elefanten und Elefantenkälbern
  • geeignete vorübergehenden Haltung von Elefantenkälbern und
  • die sichere Wiedervereinigung von Elefantenkälbern mit ihre Herde mit der Mutter innerhalb von 48 Stunden.

Diese Fachkenntnisse vermitteln die Mitarbeiter:innen der Kili C.R.E.W. anhand von zahlreichen Fallbeispielen. Gefestigt wird das neu erworbene Wissen in praktischen Übungen. Ergänzend erhalten die Ranger:innen ein Praxishandbuch, in dem alle notwendigen standardisierten Abläufe beschrieben sind. Außerdem werden die Ranger:innen mit einem Erste-Hilfe-Set ausgestattet. Dieses Set enthält beispielsweise alles nötige, um eine Elektrolytlösung zur Stabilisierung geschwächter Elefantenbabys zuzubereiten.

Pilotprojekt erfolgreich abgeschlossen

Die Ranger:innen beim Unterricht © Kili.Crew
Die Ranger:innen beim Unterricht © Kili.Crew

Im Rahmen des Pilotprojekts haben die Ranger:innen bereits zwei Elefantenkälber erfolgreich gerettet, stabilisiert, rehydriert und wieder mit ihren Müttern zusammengeführt! Nun wollen wir landesweit 1.000 weitere Ranger:innen schulen. Das Besondere daran: Alle Workshops werden als „Training of Trainers“ durchgeführt, damit die Teilnehmenden ihr Wissen an andere Ranger:innen weitergeben können.

So rückt unser Ziel in greifbare Nähe: Nach und nach sollen alle 7.000 Ranger:innen in Tansania die standardisierte Ausbildung zur Elefantenrettung erhalten und mit dem Erste-Hilfe-Set ausgestattet werden.

Wildtierpraxis auf vier Rädern

Im Norden des Landes, vor allem für die Eduimet Wildlife Management Area (EMWA) in der West-Kilimandscharo-Region, bauen wir außerdem ein mobiles Team zur tierärztlichen Versorgung auf – die sogenannte Mobile Vet Unit, die die Ranger:innen bei ihrer Arbeit unterstützt. In der EMWA befindet sich eine der wichtigsten Wanderrouten für Elefanten in der Region: Der Kitenden-Wildtierkorridor, der die offenen Steppen des Amboseli-Nationalparks in Kenia mit den bewaldeten Berggebieten des Kilimandscharo-Nationalparks in Tansania verbindet.

Für den Einsatz in diesem Gebiet benötigt die die Mobile Vet Unit mit einem Spezialfahrzeug: Neben medizinischen Instrumenten und einem Kühlschrank für die Lagerung von Medikamenten soll dieses Fahrzeug auch über spezielle Dart-Luken verfügen, über die den Wildtieren ein Betäubungsmittel verabreicht werden kann. Eine Wildtierpraxis auf vier Rädern also – damit verletzte Elefanten, zurückgelassene Elefantenbabys und andere Wildtiere in Not noch schneller gerettet werden können!

So können Sie helfen

  • Der kleine Muhesi wird nach der Rettung erstmal versorgt © Kili.Crew Ranger:innen retten Elefantenbaby

    Ein Elefantenbaby war in das tiefe Wasserloch gefallen und hatte nicht genug Kraft, sich alleine daraus zu befreien. Weiterlesen...

  • Flusspferd im Selous in Tansania © Michael Poliza / WWF Kenia und Tansania

    Das Wasservolumen und die Qualität im Mara sind ausschlaggebend für den Fortbestand des Wandersystems der Tiere, der Landwirtschaft und die Menschen. Mehr über Kenia