„Tunataka kujikomboe kwenye Maisha” ist Swahili – Amtssprache in Tansania, wo Kleinbäuerin Mwajuma Likwali nicht nur ihr Leben verbessert, sondern damit gleichzeitig die Wälder schützt: Den Menschen helfen, um den Wald zu retten. Das bringt ein Modellprojekt in Tansania auf den Punkt, welches beispielhaft für weitere Projekte in Ostafrika und auf dem ganzen Planeten steht.

Es ist feucht im Südosten Tansanias, feucht und heiß. Gerade haben die letzten kleineren Regenfälle aufgehört und die trockenen Tage begonnen, bevor in einigen Wochen die große Regenzeit einsetzt. Der große Regen, der von den Menschen dringend erwartet wird und die Waldlandschaften von der Küste des Indischen Ozeans bis ins Landesinnere mit Wasser versorgt – sofern vom Wald noch etwas übrig ist.

Tansanias bedrohte Wälder

Waldlandschaft in Kilwa © WWF
Waldlandschaft in Kilwa © WWF

„Früher habe ich es genossen, umherzuziehen und an verschiedenen Orten Landwirtschaft zu betreiben,“ erzählt Bäuerin Mwajuma Likwali aus dem Dorf Nainokwe, nicht weit vom Indischen Ozean entfernt. Doch diese Art der Landwirtschaft, die sich hier abwechslungsreich anhört, ist für die Natur in Mwajumas Heimat eine der größten Bedrohungen – und konnte die Bäuerin und ihre Kinder kaum ernähren.

Mwajuma Likwali betrieb den typischen Wanderfeldbau, wie so viele hier im Distrikt Kilwa im Südosten Tansanias: Wenn die Böden ausgelaugt sind, werden die Parzellen aufgegeben und zuvor unberührte Waldgebiete als neues Ackerland gerodet.

Jährlich verliert Tansania etwa 400.000 Hektar Wald. Waldschutz und gar eine Wiederherstellung ursprünglicher Waldlandschaften kann nur Bestand haben, wenn man den Grund der Zerstörung beseitigt.

Lebensgrundlage für Mensch und Tier

Gemeinden wie das Dorf Nainokwe, aus dem Mwajuma Likwali stammt, sind abhängig vom Wald und berauben sich mit dessen Rodung – zum Beispiel auch für die Herstellung von Holzkohle – ihrer eigenen Lebensgrundlage.

Abgesehen davon beherbergen Tansanias Wälder eine ebenso große wie wichtige Vielfalt an Arten. So ist eine weitere Folge der Abholzung die Zunahme von Konflikten zwischen Menschen und Wildtieren. Wenn beispielsweise Elefanten die ohnehin mageren Ernten zertrampeln, die auf den ehemaligen Waldflächen nun wachsen sollen.

Bessere Landwirtschaft für Mensch und Natur

Eine handvoll Sonnenblumenkerne © WWF / Lasima
Eine handvoll Sonnenblumenkerne © WWF / Lasima

„Ich glaube, dass das nächste Jahr ein gutes wird und ich meine Kinder zur Schule schicken kann. Denn ich sehe jetzt, dass sich mein Leben ändern kann, wenn ich mit alten Praktiken aufhöre.“ Mwajuma Likwali ist eine der freiwilligen Teilnehmerinnen des WWF-Projektes in Kilwa, das insbesondere Frauen fördert: In verschiedenen Dörfern schult der WWF Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in besseren Anbaumethoden, um den Wanderfeldbau zu vermeiden und ihr Einkommen durch eine durchdachte, nachhaltige und klimagerechte Landwirtschaft zu verbessern. „Zuvor haben wir unser Saatgut wahllos und nicht nach den besten Praktiken ausgesät. So verbrauchten wir auch viel mehr Samen,“ schildert Kleinbäuerin Nasma Likalangala, ebenfalls aus Nainokwe.

30 Kilometer weiter westlich baut Abdallah Mussa Sesam an. Auch ihn überzeugt der Erfolg von den neuen Methoden:  "Normalerweise wäre ich nicht einmal in der Lage gewesen, 600 Kilogramm zu ernten, aber nachdem ich die Praktiken angewendet habe, die uns beigebracht wurden, konnte ich 1000 Kilogramm Sesam ernten", erzählt er.

Demofarmen sollen es zeigen

Auf kleinen Farmen im Umfeld ihrer ländlichen Gemeinden bauen die Teilnehmenden des Projektes Sonnenblumen, Sesam, Mais und Maniok an. Sie kombinieren dabei verschiedene Anbaupraktiken, um die Bodenerosion und den Wasserabfluss zu verringern, die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen und letztlich die Ernteerträge zu steigern. „Wenn ich mich schon früher auf den Anbau von Sonnenblumen konzentriert hätte, wäre ich erfolgreicher gewesen. Jetzt habe ich keinen Grund, in die Ferne zu gehen. Ich werde meine Felder weiter nutzen und Sonnenblumen anbauen,“ sagt die früher überzeugten Wanderbäuerin Mwajuma Likwali. Sinneswandel wie diese sind ein großer Gewinn für das Projekt.

Für die Demofarmen wurden gezielt Flächen gewählt, welche die Bauern und Bäuerinnen vorher zurückgelassen hatten. Sie liegen nahe der Dörfer, zeigen, dass es anders geht und Fortschritte, die zur Nachahmung motivieren. Die Nähe verringert im Gegensatz zu den im Wald gerodeten Parzellen außerdem die Gefahr von Mensch-Wildtier-Konflikten.

Verarbeitung zu Öl

Ölpresse in Kilwa © WWF
Ölpresse in Kilwa © WWF

Abgesehen von Saatgut und Anbaumethoden spielt auch die Weiterverarbeitung der Ernte und somit die direkte Wertsteigerung eine Rolle zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Bäuer:innen in Kilwa.

In Tansania ist derzeit das Angebot an Speiseöl knapp, da ein Großteil des Öls zu hohen Preisen ins Ausland exportiert wird. Verarbeitetes Saatgutöl können die Bauern und Bäuerinnen also nicht nur selbst nutzen, sondern auch gut verkaufen.

Das Projekt in Kilwa stellt den Gemeinden deshalb Ölpressen zur Verfügung, hilft bei der Installation und schult freiwillige Frauengruppen aus den Dörfern in ihrer Bedienung, die von nun an für Verwaltung, Wartung und Instandhaltung der Maschinen sowie die Produktion von Saatöl verantwortlich sind und daran verdienen.

Große Akzeptanz

Eine der Frauengruppen © WWF
Eine der Frauengruppen © WWF

Die Akzeptanz des Projektes in den Gemeinden in Kilwa ist hoch. Die neuen Methoden und Einnahmequellen verbessern nicht nur den Lebensstandard der Familien, sondern kommen auch der Gemeinschaft zugute. So werden zum Beispiel Schulen und Dorfkliniken durch den Verkauf von nachhaltig produziertem Holz unterstützt.

Das Projekt kann und soll deshalb auf weitere Gemeinden ausgeweitet werden und wird auch in Kenia und Sambia mit dem gleichen Ziel durchgeführt: Umfassend und dauerhaft Waldlandschaften wiederherzustellen und diese durch verschiedenste Maßnahmen zu schützen. Für die Artenvielfalt vor Ort, die vom Wald abhängigen Menschen, das Klima und uns alle.

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