Cécile Assio Aya aus dem Volk der BaAka studiert an der Fakultät für Rechts- und Politikwissenschaften der Universität Bangui in der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik. „Nach meinem Abitur wollte ich gern ein Studium an der Universität beginnen. Als der WWF in Dzanga-Sangha von meinen Plänen erfuhr, wurde alles Notwendige in die Wege geleitet, um die Mittel für mein Studium bereitzustellen.“

Weiter erzählt Cécile Assio Aya: „Ich habe mit Unterstützung des WWF meine Unterlagen zusammengestellt und meinen Stipendienantrag vorbereitet. Nach einiger Zeit bekam ich die gute Nachricht: Das Auswahlverfahren hatte Erfolg und der WWF finanziert mein Studium“.  Sie hat dem WWF Deutschland in folgendem Interview erzählt, wie das Leben für sie jeden Tag in Bangui aussieht, und wie es ihr an der Hochschule geht.

Cécile, wie gefällt dir das Leben an der Universität?

Das Universitätsleben erfordert viel Disziplin. Manchmal fühle ich mich ein bisschen unter Druck, weil ich viel lesen, mich informieren und mich vergewissern muss, dass ich für den nächsten Tag vorbereitet bin, die Hausarbeiten fertigstellen muss und noch vieles mehr.

Wie fühlst du dich seit der Zulassung zur Universität?

Ich fühle mich selbstbewusst, da ich das Abitur bestanden habe, das oft eine Barriere darstellt für viele Kinder aus der Region, wo ich herkomme. Vor allem für BaAka, wie mich. Daher empfinde ich mich als Ba'aka ein wenig wie ein besonderer Mensch. 

Schildere uns bitte, wie ein typischer Tag an der Universität aussieht?

Unsere Tage an der Universität sind ein bisschen wie in einem Internat, weil alle wissen, was sie er zu tun oder zu lassen haben. Nach dem Ende der Vorlesungen teilen sich die Studierenden in Grüppchen auf, und einige verkrümeln sich auch alleine in eine Ecke, um zu lernen und alle Aufgaben zu erledigen.

Was beinhaltet dein Studium ?

Wir studieren den Menschen, seine Lebensweise, sein Verhalten, seine Werte, und auch seine Unvollkommenheiten. Außerdem lernen wir alles über die Rechte und Pflichten von jedem Menschen in der Gesellschaft.

Was hast du seit der Zeit an der Universität Neues gelernt?

Die BaAka werden von anderen Völkergruppen unterdrückt und oft nicht gleichberechtigt behandelt. Mir ist es auch aufgrund meiner Herkunft sehr wichtig, dieses Studium zu beenden und die BaAka mit meinem erlangten Wissen besser zu unterstützen.

„Ich habe Gleichheit unter den Volksgruppen gelernt, also dass alle Völker, alle Gemeinschaften gleich sind. Am Anfang meines Studiums war mir das nicht bewusst, denn dort, wo ich herkomme, werden nicht immer alle gleich behandelt.“

Cécile Assio Aya

Gibt es eine Verbindung zur Kultur der BaAka?

Ja, tatsächlich gibt es innerhalb des Rechtssystem auch das Gewohnheitsrecht, das viele Verbindungen zur Kultur der BaAka hat.

Sind noch andere BaAka-Studierende an der Universität Bangui eingeschrieben?  

Nein, mein Kollege Célestin und ich sind die einzigen.

Kannst du uns ein wenig mehr darüber erzählen, warum es für die BaAka schwierig ist, zu studieren?

Die BaAka sind Menschen wie alle anderen Menschen auch. Die Gründe, warum sie oft nicht lernen oder zur Schule gehen, sind: Angst, Scham, Unwissenheit, oder auch fehlende gute Beratung für langfristige Orientierungen. NGOs wie der WWF oder die Katholische Mission sind hier Vorbilder, denn sie ermutigen Kinder zum Schulbesuch.

Du hast auf deinem Weg zur Universität viele Schwierigkeiten überwunden, zum Beispiel bist du auf die Sekundarschule in Bayanga gegangen; dort leben junge BaAka-Schüler:innen in Schullandheimen, getrennt von ihren Familien. Wie hast du es geschafft?

Möchte ihren Doktortitel erwerben und Anwältin werden: Cécile Assio Aya
Möchte ihren Doktortitel erwerben und Anwältin werden: Cécile Assio Aya

Das ist sehr schwer zu erklären, aber ich weiß noch wie ich mich damals mit Mut gewappnet hatte und mir sagte: „Ich muss es versuchen. Warum nur die anderen und nicht auch ich?“. Das hat mir in den schwereren Stunden enorm geholfen.

Wer hat dich dort unterstützt? 

Meine Lehr- und Betreuungspersonen, das heißt diejenigen, denen ich anvertraut worden war. Zuerst die katholische Mission in den lokalen Schulen und dann der WWF, der aktuell mein Studium finanziert und mich komplett auch mit Geldern für meinen Lebensunterhalt unterstützt.

Was gefällt dir am besten an der Universität? 

Die familiären Beziehungen zu meinen Studienkolleg:innen. Es ist als wäre ich in meiner eigenen Familie. Ich habe hier gut Anschluss gefunden.

Was vermisst du am meisten, wenn du so weit von zu Hause entfernt sind?

Der Klang der Tam-Tams, der traditionellen Trommeln, am abendlichen Lagerfeuer. Und die Märchen, die am Feuer dazu erzählt werden.

Wie viele Jahre musst du noch an der Universität studieren?

Ich habe noch insgesamt drei Jahre Studium vor mir.

Was sind die nächsten Schritte in deinem akademischen oder beruflichen Leben in den nächsten zwei Jahren? 

Ich möchte meinen Doktortitel erwerben und als Anwältin abschließen.

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