Der kleine Einbaum gehört zum Team des Ambulanzbootes, das normalerweise im Ngiri-Reservat im Kongobecken tausende Menschen in rund 70 abgelegenen und nur mit dem Boot erreichbaren Dörfern entlang der Flüsse Unbangi, Ngiri und Kongo medizinisch versorgt. Bevor die Corona-Pandemie das Ambulanzboot zum Stillstand brachte, strömten die Menschen in den Dörfern in der Hoffnung auf medizinische Hilfe oft zu Hunderten zusammen, sobald die schwimmende Krankenstation ihr Dorf erreichte.
Als der schmale Einbaum sich dem Dorf nähert, greift Bibiane Nteranyi zum Megafon: "Halten Sie Abstand!" ruft sie vom Boot aus den Menschen am Flussufer zu. "Waschen Sie regelmäßig und gründlich Ihre Hände!" Dann fährt das Boot den Fluss hinunter zum nächsten Ort. Hier wird es schon von zehn Menschen erwartet, von denen sieben in lokalen Gesundheitszentren arbeiten, drei weitere vertreten die lokale Dorfgemeinschaft. Alle tragen Mund-Nasen-Schutz und halten zwei Meter Abstand zueinander. Sie alle sind froh über den ungewöhnlichen Besuch in dieser schwierigen Zeit.
Weitere Informationen zum Ambulanzuboot und die Möglichkeit zu helfen finden Sie beim Kirchenkreis Dortmund.
Leider erreichte uns Anfang Juni die Nachricht, dass in der Großstadt Mbandaka ein neuer Ebola-Ausbruch gemeldet wurde. Die Sterblichkeit ist bei Ebola um ein Vielfaches höher als bei Corona. Was das für die Arbeit des Ambulanzboot-Teams bedeutet, ist bis heute noch nicht abzusehen.
Bevölkerung aufklären, Gesundheitszentren stärken
Doch obwohl das Ambulanzboot seit Ende März stillstehen muss, sind die Mitarbeiter:innen unter der Leitung von Dr. Yoursen Bosolo alles andere als untätig.
In kürzester Zeit wurde eine Sensibilisierungskampagne auf die Beine gestellt, deren Hauptziel es war, einerseits die Dorfbevölkerung darüber aufzuklären, was jede:r einzelne zur Eindämmung von Covid-19 beitragen kann und andererseits die lokalen Gesundheitszentren so schnell wie möglich mit Informationen, Material und Schutzausrüstung zu versorgen. Eine Mammutaufgabe in Zeiten, in denen strenge Hygienevorschriften und Versammlungsverbote gelten und die Möglichkeit zu reisen stark eingeschränkt ist.
Trotz der schwierigen Umstände konnte die Sensibilisierungsmission Anfang April starten. Mit einem kleinen Team aus fünf Mitarbeiter:innen bricht Dr. Bosolo auf eine achttägige Reise im Ngiri Dreieck auf. Mit an Bord des schmalen, aus einem einzigen Baumstamm gefertigten Bootes sind 1000 Plakate, die über Covid-19 aufklären, außerdem Schutzausrüstung, Laser-Fieberthermometer, Desinfektionsmittel, Waschsets - und auch zwei Megafone.
Erfolg trotz Motorschäden, Unwetter und steigenden Preisen
Nicht nur die strengen Corona-Maßnahmen sind hierbei eine enorme Herausforderung. Die Preise für pharmazeutische Produkte und insbesondere für Handschuhe und Laserthermometer sind inzwischen in die Höhe geschossen.
Doch damit nicht genug: Während der Reise fällt mehrfach der Außenbordmotor des kleinen Bootes aus, hinzu kommen ausgiebige Regenfälle, die die Fahrt erschweren und Abweichungen vom ursprünglich geplanten Programm notwendig machen. Auch die Überzeugungsarbeit ist nicht immer einfach, denn einige Dorfbewohner:innen glauben, Covid-19 sei nur ein Problem der Städte und würde sie nicht betreffen.
Trotzdem ist die Mission ein enormer Erfolg. Bis Mitte April konnten alle im Ngiri-Dreieck lebenden Bevölkerungsgruppen über die Schutzmaßnahmen zu Covid-19 informiert und sensibilisiert werden. An 15 Standorten wurde medizinisches Personal über Covid-19 aufgeklärt und Plakate zur weiteren Information ausgehändigt. An zehn weiteren Standorten konnten Laserthermometer, Schutzausrüstung, Desinfektionsmittel, Medikamente und Waschsets verteilt werden.
Weil der Bedarf hoch ist, soll die Mission noch mehrere Wochen weiterlaufen, um noch mehr Dörfer (auch auf dem Lande) mit Schutzausrüstung versorgen und für den Umgang mit Covid-19 sensibilisieren zu können. Und auch das Megafon wird wohl noch eine ganze Weile zum Einsatz kommen.
Update: Vielen Dank für die großartige Unterstützung
Viele Menschen sind durch die Ausbreitung des Covid-19-Virus in existenzielle Not geraten. Und sehr viele WWF-Unterstützer:innen haben geholfen. Herzlichen Dank an alle! Mit Ihrer Spende haben Sie zahlreiche Communities in den WWF-Projektgebieten weltweit unterstützt und dafür gesorgt, dass jahrzehntelange Naturschutzarbeit zusammen mit den Menschen dort nicht durch Corona zunichte gemacht wurde. Der WWF setzt sich dafür ein, dass zukünftige Pandemien verhindert werden. Arten- und Naturschutzarbeit schützt vor Zoonosen.
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