Der Salonga-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo ist eine wahre Schatzkammer der Artenvielfalt. Hier, in den dichten Wäldern gibt es viel zu entdecken – im Großen wie im Kleinen. Forscher:innen um Menard Mbende vom WWF DRC haben ganz genau hingeschaut und bei einer Expedition eine neue Spinnenart entdeckt: Eine auffällige, orange gestreifte, ameisenähnliche Springspinne, die noch nie zuvor dokumentiert wurde.

Springspinnen sind die artenreichste Spinnenfamilie der Welt. Allein in den tropischen Regionen Afrikas sind mehr als 1.000 Springspinnenarten bekannt. Obwohl so viele Arten beschrieben sind, gilt die Spinnenfauna des tropischen Afrikas als noch wenig erforscht – die Daten beschränken sich bislang auf wenige Länder. So wurden beispielsweise in der Demokratischen Republik Kongo mit seiner außergewöhnlichen Vielfalt an bedrohten und weltweit einzigartigen Biomen, bisher nur 66 Springspinnenarten nachgewiesen.

Kürzlich ist jedoch eine weitere Art hinzugekommen: Myrmarachne salongensis. Die Art wurde während einer Expedition im Salonga-Nationalpark entdeckt.

Artenvielfalt im Salonga-Nationalpark

Expedition Salonga: Schmetterlingsnetz © Michiel van Noppen / WWF
Expedition Salonga: Schmetterlingsnetz © Michiel van Noppen / WWF

Immer wieder sind Wissenschaftler:innen im Salonga-Nationalpark und andernorts im Kongo-Becken unterwegs, um neue Arten aufzuspüren. So auch die Forscher:innen um Brogan L. Pett von der belgischen Artenschutzorganisation BINCO (Biodiversity Inventory for Conservation) und Menard Mbende, Koordinator für Schutzgebiete beim WWF. Die Gruppe war im November und Dezember 2022 im Salonga-Nationalpark unterwegs.

Ziel der Expedition war es herauszufinden, wie es um die Artenvielfalt im Salonga-Nationalpark bestellt ist. Dabei sollten nicht nur die bekannten Großsäuger wie Elefanten und Bonobos untersucht werden, sondern auch weniger bekannte Arten. Ein Team aus sieben Wissenschaftler:innen, darunter Expert:innen für Amphibien und Reptilien, Vogelkundler und ein Spinnenexperte, arbeiteten hierfür in den dichten Wäldern von Salonga zusammen.

Bei der kleinen, orange gestreiften Spinne vermutete der Spinnenexperte „sofort, dass es sich um eine neue Art handeln könnte“, erzählt Menard Mbende. „Später wurde diese Vermutung bestätigt.“ Brogan L. Pett und Menard Mbende haben ihre Ergebnisse gemeinsam mit anderen Wissenschaftler:innen 2023 in einem Paper veröffentlicht.

„Auch wenn es Monate gedauert hat – vom Sammeln der Daten über das Konservieren der Exemplare bis hin zum Transport ins Labor nach Belgien – das Warten hat sich gelohnt: Die Ergebnisse haben Salonga weltweite Anerkennung für seine Artenvielfalt eingebracht“, sagt Menard Mbende.

„Auch wenn es Monate gedauert hat – [...] das Warten hat sich gelohnt: Die Ergebnisse haben Salonga weltweite Anerkennung für seine Artenvielfalt eingebracht.“

Menard Mbende, Koordinator für Schutzgebiete beim WWF

Wissen der Bevölkerung von unschätzbarem Wert

Menard Mbende während der Expedition im Salonga-Nationalpark © WWF
Menard Mbende während der Expedition im Salonga-Nationalpark © WWF

Den Salonga-Nationalpark zu erreichen, ist ein schwieriges Unterfangen. Entsprechend anspruchsvoll war die Organisation der Expedition. „Mehr als 40 Prozent des Expeditionsbudgets sind in die Logistik geflossen“, erzählt Menard Mbende, der die Feldarbeit koordinierte.

Die Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort war entscheidend für den Erfolg der Expedition, denn ihr Wissen über den Wald ist für die Forscher:innen von unschätzbarem Wert.

„Wir haben eng mit den lokalen Gemeinschaften zusammengearbeitet, denn ohne ihre Beteiligung ist eine solche Expedition nicht durchführbar“, sagt Menard Mbende. „Die Gemeinschaften sind bei diesen Missionen von entscheidender Bedeutung – sie fungieren unter anderem als Führer:innen, Fährtenleser:innen und Träger:innen“.

"Myrmarachne salongensis" positioniert auf Mikroperlen zur Stabilisierung © Pett et al
"Myrmarachne salongensis" positioniert auf Mikroperlen zur Stabilisierung © Pett et al

Der Salonga-Nationalpark braucht unseren Schutz

Die neue Spinnenart ist ein Beispiel für die immense Artenvielfalt in Salonga, von der noch vieles unentdeckt ist. „Sie motiviert uns, unsere Forschungsbemühungen in Salonga zu intensivieren, denn es gibt noch viel zu entdecken“, sagt Menard Mbende. „Die Zusammenarbeit mit Forschern verschiedener Disziplinen und die Partnerschaften mit anderen Forschungseinrichtungen werden uns helfen, dieses bemerkenswerte Gebiet noch besser zu verstehen.“

Die Expedition hat auch gezeigt, wie wertvoll die Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften ist, um unser Verständnis der verborgenen biologischen Vielfalt des Kongo-Beckens zu vertiefen. Und sie hat gezeigt, wie wichtig es ist, abgelegene Gebiete wie den Salonga-Nationalpark zu schützen, die voller unentdeckter Arten sind. 

So können Sie helfen:

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