In dem Küsten- und Meeresschutzgebiet Primeras und Segundas in Mosambik und dessen vorgelagerten Inseln leben über 300.000 Menschen. Ein großer Anteil der Bevölkerung lebt vom Fischfang. Doch illegale, unregulierte und undokumentierte Fischerei (kurz: IUU-Fischerei) bedroht die Meere. Ein vom WWF unterstütztes Fischereiüberwachungszentrum in Mosambiks Hauptstadt Maputo will das ändern.

Traditioneller Fischfang in Mosambik © ReWild Africa / WWF Mozambique
Traditioneller Fischfang in Mosambik © ReWild Africa / WWF Mozambique

Die Menschen, die in den Küstengemeinden und vor allem auf den Inseln vor Mosambik leben, haben eine ganz besondere historische und kulturelle Verbindung zum Meer und zur Küste. Der Fischfang hat Tradition und ist eine der wichtigsten Lebensgrundlagen der Menschen hier.

Die Auswirkungen der Klimakrise und nicht zuletzt nicht nachhaltige Fischereipraktiken bedrohen die Küstenfischerei: Mehr als zwei Drittel der Riffe in der Region sind so stark befischt, dass viele Arten akut bedroht sind – damit gehen nicht nur ganze Fischbestände verloren, sondern auch die Ernährungs- und Lebensgrundlage von Menschen, die bereits unter Armut leiden.

Illegale Fischerei in der Region

Kommerzielle Fischfangboote © Stop Illegal Fishing Namibia
Kommerzielle Fischfangboote © Stop Illegal Fishing Namibia

Illegale, unregulierte und undokumentierte Fischerei (IUU-Fischerei) ist Fischfang, der gegen nationale oder internationale Fischereigesetze verstößt. Sie kommt in allen Fischereien vor, unabhängig von Art und Größe, und betrifft alle Aspekte und Phasen des Fangs und der Nutzung von Fisch.

In den Meeren vor der Küste Mosambiks fischen nicht nur Fischer und Fischerinnen aus den Küstengemeinden für ihre Lebensgrundlage, sondern auch kommerzielle Fangboote. Auf den kommerziellen Booten werden effizientere und teilweise sehr zerstörerische Fanggeräte eingesetzt, wie zum Beispiel Langleinen mit Tausenden von Haken oder engmaschige Grundschleppnetze, in denen viel zu kleiner Fisch und auch bedrohte Arten wie Meeresschildkröten sowie Haie und Rochen beigefangen werden.

Welche Folgen hat illegale Fischerei?

Schildkröte gefangen im Netz © naturepl.com / Jordi Chias / WWF
Schildkröte gefangen im Netz © naturepl.com / Jordi Chias / WWF

Die illegale Fischerei schädigt wertvolle marine Lebensräume, die Artenvielfalt leidet, Riffe und Seegraswiesen, die zum Küstenschutz beitragen und die Kinderstube vieler Fischarten sind, werden zerstört. Die Ressourcen werden knapper und viele Fischbestände sind akut bedroht!

Außerdem kommt es zu einem unfairen Kampf um die Fischbestände: Fisch wird knapper – bis hin zum Zusammenbruch der lokalen, handwerklichen Fischerei. Die kleinen Küstenfischer werden um ihren Fang gebracht und verlieren ihre Existenzgrundlage. 

Die illegale Fischerei hängt oft mit anderen Straftaten wie Drogen- und Waffenhandel und auch schlimmsten Menschenrechtsverletzungen zusammen. Diese Form der Umwelt- und Fischereikriminalität wird oft unterschätzt.

WWF unterstützt den Aufbau eines Fischereiüberwachungszentrums

Kommerzieller Fischfang © ReWild Africa / WWF Mozambique
Kommerzieller Fischfang © ReWild Africa / WWF Mozambique

Illegale, nicht gemeldete und unregulierte Fischerei und Kriminalität im Zusammenhang mit Fischereioperationen stellen eine globale Bedrohung der Fischbestände und der maritimen Sicherheit dar.

Die IUU-Fischerei verursacht jährlich wirtschaftliche Verluste von 10 bis 23,5 Milliarden US-Dollar, was 11 bis 26 Millionen Tonnen Fisch entspricht. Die Beendigung der IUU-Fischerei ist eines der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG; konkret Ziel 14.4) – ein Beleg für die globalen Auswirkungen der illegalen Fischerei.

Die Mitgliedsländer der „Southern African Development Community“ (SADC, deutsch: Entwicklungsgemeinschaft südliches Afrika), zu denen auch Mosambik gehört, verfügen über große Wirtschaftszonen in ihren Meeren, aber oft nur über begrenzte personelle und materielle Ressourcen zur Überwachung der Fischereiaktivitäten.

Insbesondere die industrielle Fischerei, die in der Region von Fangschiffen und Eignern aus Asien, Europa und afrikanischen Staaten betrieben wird, findet grenzübergreifend in Meeresbereichen verschiedener Länder statt. Häufig werden die mangelnden und uneinheitlichen Kontrollen ausgenutzt, um IUU-Fisch in legale Lieferketten einzuschleusen.

Deshalb haben sich die 16 SADC-Staaten jetzt zusammengeschlossen, um die illegale Fischerei in der gesamten Region zu bekämpfen. Dazu wurde in Maputo 2023 das „Monitoring, Control and Surveillance Coordination Centre (MCSCC)“ gegründet – in Zusammenarbeit mit vielen Partnerorganisationen, in einem Projekt, das der WWF mit Mitteln des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umsetzt. 

Aufgabe des MCSCC ist es, die nationalen, regionalen und internationalen Anstrengungen zur Bekämpfung der IUU-Fischerei zu koordinieren. Die Kernbereiche sind der Informationsaustausch zwischen den SADC-Mitgliedstaaten, um verdächtige Fangschiffe zu identifizieren sowie, der Aufbau und die Koordination von Kapazitäten der Staaten für die Überwachung und Kontrolle der industriellen Fangflotten in der Region. 

Ziel ist es, so die regionale Zusammenarbeit zu stärken und gemeinsam die IUU-Fischerei zu bekämpfen. Dadurch wird die handwerkliche Fischerei geschützt. Diese wiederum sichert die Ernährungsgrundlage und den Lebensunterhalt von Millionen Menschen in der SADC-Region.

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