Im äußersten Norden Tansanias, an der Grenze zu Kenia, liegt eine einzigartige Naturregion – der Lake Natron. Der See mit seiner rötlichen Färbung ist das größte Brutgebiet der Zwergflamingos in Ostafrika. Hier arbeitet der WWF in Zusammenarbeit mit 42 Gemeinden an der Ausweisung eines rund 4.500 Quadratkilometer großen Gemeindeschutzgebietes.

Lage: Der Lake Natron liegt in der Amboseli-Kilimanjaro-Region im Osten Afrikas in Tansania, an der Grenze zu Kenia.

Fläche: das Projektgebiet umfasst das gesamte Gemeinde-Schutzgebiet des Lake-Natron, das 4.500 Quadratkilometer umfassen soll

Lebensraum: Gras- und Baumsavanne, Wälder, stark alkalischer See, Vulkanlandschaft

Bezaubernde Schönheit

Der Lake Natron in Tansania von oben © Joshua Stevens / NASA Earth Observatory
Der Lake Natron in Tansania von oben © Joshua Stevens / NASA Earth Observatory

Betrachtet man ihn von oben, offenbart der Lake Natron seine ganze Schönheit: seine rote Färbung, die zum Teil sogar noch aus dem Weltraum erkennbar ist. Verursacht wird sie von speziellen Algen, die nur im stark alkalischen Wasser leben. Von ihnen leben wiederum so genannte Salinenkrebschen, die wiederum die Flamingos ernähren, die sie ähnlich wie Bartenwale mit ihren spezialisierten Schnäbeln aus dem Wasser filtern. Die rote Farbe reichert sich in dieser Nahrungskette an und verleiht den Zwergflamingos, die den Natronsee als Brutstätte nutzen, ihre intensiv-rosa Farbe. Der See ist ein Vogelschutz- und Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung gemäß der Ramsar-Konvention und der größte Brutplatz des Zwergflamingos in Ostafrika – hier brüten mehr als 100.000 Tiere; zeitweise – je nach Wasserstand und Salzgehalt anderer Seen – ist der Natronsee sogar das einzige Brutgebiet für Zwergflamingos in ganz Ostafrika

1.040 Quadratkilometer - und damit größer als Berlin - und maximal drei Meter tief ist der See, in ihm sind große Mengen Natriumcarbonat (Soda) gelöst, die aus der Vulkanasche des benachbarten, immer noch aktiven Vulkans Ol Doinyo Lengai stammen. Der pH-Wert des Wassers schwankt je nach Wasserspiegel zwischen pH 9 und pH 10,5. Mit diesem hohen Salzgehalt kommen nicht viele Tiere zurecht – und doch leben hier Buntbarsche, endemische Algenarten, verschiedene hochspezialisierte Wirbellose und Vögel; allen voran die Zwergflamingos.

Die Umgebung des Sees ist für viele Arten Lebensraum und ein wichtiger Wanderkorridor zwischen Serengeti, West Kilimanjaro und Amboseli – hier leben Elefanten, Löwen, Wildhund, Büffel, Giraffen, Zebras und viele andere Wildtiere.

Lake Natron ist bedroht

Doch die besondere Landschaft um den Natronsee und auch der See selbst ist bedroht: Vor einigen Jahren war geplant, eine Fabrik am See zu bauen, um das Natron-Salz als Grundstoff für die chemische Industrie großflächig abzubauen – was verheerende Folgen für diesen besonderen Lebensraum gehabt hätte. Doch dieses Vorhaben konnte - auch durch den Einsatz des WWF - zum Glück gestoppt werden.

Um den See herum gefährden in den Bergwäldern Entwaldung zur Holzkohlegewinnung und die großflächige landwirtschaftliche Nutzung der fruchtbaren Böden vulkanischen Ursprungs das fragile Ökosystem. Aber auch der Klimawandel macht sich bemerkbar: In den immer häufiger auftretenden regionalen Dürreperioden drängen große Viehherden von außerhalb in das Gebiet – was zur massiven Überweidung der Flächen führt. Zudem werden durch die landwirtschaftliche Nutzung, durch Zäune und Straßen die uralten Wanderwege der Wildtiere unterbrochen. Zunehmende Mensch-Wildtier-Konflikte sind die Folge.

Die Ziele des WWF in der Region

Der Lake Natron in Tansania © Images of Africa Photobank / Alamy Stock Photo
Der Lake Natron in Tansania © Images of Africa Photobank / Alamy Stock Photo

 

Der WWF möchte unter Beteiligung von 42 Gemeinden ein rund 4.500 Quadratkilometer großes Gemeindeschutzgebiet aufbauen. Es soll das größte Brutgebiet von Zwergflamingos in Ostafrika schützen und die natürlichen Ressourcen, die Wildtiere und das Ökosystem um den Lake Natron bewahren. Das neue Schutzgebiet wäre ein weiterer Puzzlestein, um den geplanten „Mega-Korridor“ zu schaffen, der die Schutzgebiete Serengeti und Kilimanjaro, bis hin zu Amboseli und Tsavo miteinander verbindet.

Zusammen mit den Gemeinden sollen Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen erarbeitet werden. Für die Bevölkerung vor Ort sollen außerdem nachhaltige Einkommensalternativen geschaffen werden, zum Beispiel in Form von Naturtourismus, Bienenzucht, verbesserter, kleinräumiger Landwirtschaft und Viehzucht mit weniger, aber produktiveren Viehherden. Ziel ist es, ein Gleichgewicht zu schaffen zwischen Mensch und Natur, zwischen Nutzung und Wildnis.

Wichtiges Thema wird auch die Anti-Wilderei-Arbeit sein. Hierzu werden Gemeinde-Wildhüter ausgebildet, regelmäßige Patrouillen durchgeführt und Außenposten für die Wildhüter eingerichtet. Wichtigste Voraussetzung für diese Arbeit ist die Bereitstellung entsprechender Ausrüstung wie GPS- und Funkgeräte, Uniformen oder Stiefel.

 

  • Flusspferd im Selous in Tansania © Michael Poliza / WWF Kenia und Tansania

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