Als werdende Mutter sein Kind in einer gut ausgestatteten Gesundheitsstation zu entbinden, ist vielerorts in Kenia alles andere als selbstverständlich. Was es bedeutet, für eine Schwangerschaftsvorsorge eine 100 Kilometer lange Reise auf sich zu nehmen, vermögen wir uns hier in Deutschland kaum vorzustellen. Diese Situation will der WWF in den Modellprojekten in der Mara-Landschaft ändern und deshalb nicht nur Lebensräume schützen, sondern auch die Lebensbedingungen für die Menschen vor Ort verbessern.

WWF-Mitarbeiterin Nina Dohm bei der Einweihung der neuen Gesundheitsstation © Nina Dohm
WWF-Mitarbeiterin Nina Dohm bei der Einweihung der neuen Gesundheitsstation © Nina Dohm

Natürliche Ressourcen schützen und das Wohlergehen der Menschen sichern – das Eine geht nicht ohne das Andere. „Wer keine Zukunfts-Perspektive für sich und seine Familie hat, kann sich auch nicht um den Schutz der Natur sorgen“, sagt Johannes Kirchgatter, Projektmanager für das Östliche Afrika beim WWF Deutschland.

Nachhaltige Zukunfts-Perspektiven mit den Menschen vor Ort zu entwickeln, ist deshalb ein Schwerpunkt der WWF-Arbeit und Grundlage für einen erfolgreichen Naturschutz. Dabei ist die erste und höchste Priorität immer auch eine zumindest basale Gesundheitsversorgung.

Gesundheitsvorsorge sicherstellen

Materiallieferung für das neue Gesundheitscenter © Austine Okande / WWF Kenia
Materiallieferung für das neue Gesundheitscenter © Austine Okande / WWF Kenia

Der WWF will daher in der Mara-Landschaft in drei Gemeindeschutzgebieten gut ausgestattete und effektiv arbeitende Gesundheitsstationen aufbauen: In der Trans Mara Conservation Area (TCA), der Siana Conservation Area (SCA) und der Loita Conservation Area (LCA).

Zwar gibt es in den drei Gemeindeschutzgebieten bereits jeweils eine Gesundheitsstation, doch alle funktionieren bisher nur mangelhaft. Mit Unterstützung des WWF sollen diese drei zu einem Modell für die Gesundheitsversorgung in der Region ausgebaut werden. Ziel ist die medizinische Grundversorgung für alle Menschen in erreichbarer Entfernung ermöglichen.

Eine Gesundheitsstation für Siana

Im Siana-Gemeindeschutzgebiet kann der WWF schon einen großen Erfolg vorweisen: Der Aufbau und die Ausstattung der Nkoilale Gesundheitsstation ist bereits abgeschlossen. „Mehr als 15.000 Gemeindemitglieder haben nun Zugang zu einer basalen Gesundheitsversorgung in diesem abgelegenen Gebiet der Mara-Landschaft“, so Johannes Kirchgatter. 

Besonders die Entwicklung auf dem Gebiet der Schwangerschaftsvorsorge ist erfreulich: Die Anzahl der Frauen, die in der Gesundheitsstation entbinden, hat sich mehr als verdoppelt. Es gibt jetzt moderne Entbindungsbetten, Babywärmer, Inkubatoren und andere Geräte auf der Entbindungs- und Geburtsvorbereitungsstation. Und werdende Mütter müssen nun nicht mehr die über 100 Kilometer lange Reise auf sich nehmen, um Schwangerschafts-Vorsorgeleistungen in Anspruch zu nehmen.  

„Auch darüber hinaus konnten wir die Behandlungsmöglichkeiten in der Nkoilale-Gesundheitsstation deutlich verbessern”, berichtet Johannes Kirchgatter. „Das Personal hat nun mehr Medikamente und bessere Ausrüstung zur Verfügung und kann vor allem häufige Krankheitsbilder wie Lungenentzündung, durch Wasser übertragene Krankheiten, Infektionen der Atemwege, Hautkrankheiten, Typhus, Malaria und eine Reihe von Kinderkrankheiten viel besser behandeln, sowie Beratung und Vorsorge zu allgemeinen Gesundheitsthemen wie Kinderernährung oder Familienplanung leisten.” 

Das Gesundheitszentrum und alle seine Einrichtungen sind jetzt solarbetrieben. Dadurch stehen warme Duschen zur Verfügung, und Kühlschränke können 24 Stunden pro Tag laufen. So ist die Aufbewahrung von Medikamenten und Laborproben sichergestellt.  

Hintergrund: Die Probleme vor Ort sind vielfältig

Die Menschen in der Mara-Region leben weit verstreut und führen zum Teil nach wie vor ein nomadisches Leben. Die medizinische Versorgung ist schlecht, oft ist mehr als ein Tagesmarsch zu Fuß nötig, um überhaupt einen Arzt zu erreichen.  

Im County  Narok, zu dem weite Teile der Mara-Landschaft gehören, gibt es insgesamt knapp 30 Gesundheitsstationen für die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung. Doch sie sind ungleichmäßig verteilt, und viele funktionieren nur unzureichend. Viele davon befinden sich sogar in einem bestenfalls halbfertigen Bauzustand. Es gibt keine ausreichende Infrastruktur, kaum Medikamente, es mangelt an Ausrüstung und geschultem Personal. Selbst die dringendsten medizinischen Bedürfnisse der Patient:innen können oft nicht adressiert werden. 

Die mangelnde medizinische Versorgung führt zu vielen Problemen, allen voran die hohe Kindersterblichkeit, die zu mehr als 40 Prozent auf eigentlich gut behandelbare Infektionskrankheiten wie Malaria zurückzuführen ist. Werdende Mütter meiden die oft überfüllten und schlecht ausgestatteten Gesundheitsstationen, was die Situation weiter verschärft. Vermeidbare Geburtsschäden sind häufig die Folge. 

Die unzureichenden Kapazitäten der Gesundheitsstationen führt außerdem dazu, dass immer wieder Patient:innen abgewiesen werden müssen. Diese Patient:innen erreichen dann aufgrund der mangelnden Infrastruktur keine anderen Stationen. Auch nachts ist die Versorgung schwierig, weil keine Unterkünfte für die Mitarbeiter:innen der Gesundheitsstationen zur Verfügung stehen, Notunterkünfte zu weit weg sind oder schlicht unzureichend elektrischer Strom zu Verfügung steht. 

Der WWF will die Situation vor Ort verbessern

Mit dem Auf- und Ausbau der drei Gesundheitsstationen in der Mara-Landschaft will der WWF die Situation der Menschen vor Ort verbessern. Mit Hilfe Ihrer Spenden können wir: 

  • Unterbringungsräume instand setzen oder ausbauen, damit mehr Menschen aufgenommen werden können

  • Behandlungsräume modernisieren, bzw. überhaupt mit Medizintechnik ausstatten  

  • Anschaffung grundlegender Pflegeausstattung wie Decken, Bettlaken und Betten  

  • Grundlegende Wasser- und Stromversorgung sicherstellen, zum Beispiel mit Wasserfiltern, Wasserspeichern und einer (Not-)Stromversorgung mit Solarpaneelen

  • Dringend benötigte Medikamente beschaffen

  • Stationsnahe Personalunterkünfte fertigstellen

  • Mitarbeiter schulen

  • Die Nachhaltigkeit der Investitionen soll durch eine schrittweise zunehmende Unterstützung zum Unterhalt der Gesundheitsstationen aus dem Naturtourismus und kleine Beiträge der lokalen Gemeinden gesichert werden

  • Flusspferd im Selous in Tansania © Michael Poliza / WWF Kenia und Tansania

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