Auf den ersten Blick machen die Zahlen Hoffnung: Zwischen 2018 und 2019 ist die Entwaldung im Chiribiquete Nationalpark von 2.191 auf 820 Hektar zurückgegangen. Doch Abholzung bleibt eine latente Bedrohung für das Naturparadies – zwischen September 2020 und Februar 2021 wurden wieder mehr als 1.000 Hektar abgeholzt, das zeigen die Zahlen von Ideam, einem regionalen Überwachungsprojekt für das Anden-Amazonasgebiet. Der WWF arbeitet im Rahmen des IKI-Projekts „Protected Areas and Peace“ mit den lokalen Gemeinden daran, die Entwaldung zu bekämpfen.

Größter Regenwald-Nationalpark der Erde © César David Martínez
Größter Regenwald-Nationalpark der Erde © César David Martínez

Der Chiribiquete Nationalpark ist ein Ort unschätzbaren Reichtums. Er ist nicht nur der größte Regenwald-Nationalpark der Welt, sondern wurde 2018 außerdem aufgrund seines enormen kulturellen und ökologischen Werts als gemischte Stätte in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen.

Chiribiquete ist „ein unersetzliches Schutzgebiet für Säugetiere, Vögel und Amphibien“, schreibt die Deutsche UNESCO-Kommission

Von Entwaldung nicht verschont

Trotz seiner Bedeutung ist das Schutzgebiet von Entwaldung betroffen: Obwohl der Park zwischen dem 1. und dem 31. Januar nicht betreten werden darf, hat die Organisation „Global Forest Watch“ mehrere abgeholzte Gebiete im und um den Park entdeckt. Die Daten decken sich mit dem jüngsten Bericht des regionalen Projekts zur Überwachung des Anden-Amazonas (MAAP). Dieser erschien im Februar 2021 und zeigt immense Waldverluste in sechs verschiedenen Gebieten des Parks und in den angrenzenden Gemeinden Bajo Caguán und Calamar. 

„Wir haben im Nationalpark Serranía de Chiribiquete allein im letzten halben Jahr an sechs verschiedenen Stellen mehr als 1.000 Hektar Wald verloren. Ursache für einen Großteil dieser Entwaldung scheint die Umwandlung des Primärwaldes in Weideland für illegale Viehzucht zu sein“, heißt es im MAAP-Bericht. 

Auch das Institut für Hydrologie, Meteorologie und Umweltstudien (Ideam) warnt vor Entwaldung im geschützten Gebiet im Amazonas: 2018 seien 2.191 Hektar und 2019 820 Hektar Wald vernichtet worden. Zwar sind die Zahlen im Nationalpark Chiribiquete gesunken, doch die Entwicklung, die sich momentan in den Pufferzonen um den Park herum abzeichnet, ist alarmierend: Allein in Calamar wurden 2018 10.733 Hektar und 2019 5.879 Hektar abgeholzt.

Entwalden, um zu überleben

Abholzung bedroht den Chiribiquete-Nationalpark © Luis Barreto / WWF UK
Abholzung bedroht den Chiribiquete-Nationalpark © Luis Barreto / WWF UK

Doch wer ist verantwortlich für die Wald-Zerstörung? In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Siedler:innen und bewaffnete Kämpfer:innen in dem Gebiet und den Pufferzonen um den Chiribiquete-Nationalpark herum niedergelassen – aus Profitgier.

Sie wollen aus dem Wald Kapital schlagen und haben dem illegalen Treiben eine neue Dynamik verschafft: Sie eignen sich Brachflächen an und besetzen Land, um es für den Koka-Anbau oder die Viehzucht zu nutzen. Infolgedessen sind diese Gebiete zu den am meisten abgeholzten in Kolumbien geworden.

Und auch die direkt im Umfeld des Schutzgebietes lebenden Menschen sind für die Abholzung verantwortlich – allerdings nur zu einem geringen Teil. Sie nutzen den Wald, weil sie sich nicht anders zu helfen wissen. Sie brauchen ihn, das Holz, das er liefert und die Flächen, die man ihm abringen kann, zum Überleben. 

Der WWF arbeitet seit zehn Jahren in mehreren Projekten im und um den Chiribiquete-Nationalpark sowie in seiner Pufferzone – ein Gebiet, das den Nationalpark eigentlich schützen soll. 

Alternative Einkommensquellen schaffen

Dass die Arbeit vor Ort erfolgreich ist, zeigt die Zusammenarbeit des WWF mit den „Umweltfreunden“ und den „Waldfreunden“. Die Arbeit mit den beiden Gemeinde-Organisationen aus dem Departement Guaviare zeigt, wie besonders wichtig es für die Naturschutzarbeit ist, den Menschen Wege aus der nicht nachhaltigen Nutzung des Waldes zu zeigen.

In diesen Gruppen arbeiten Menschen, die ihren Lebensunterhalt in der Vergangenheit mit Koka-Anbau oder illegalem Holzeinschlag verdient haben. Sie haben nun nachhaltige Einkommensmöglichkeiten gefunden und arbeiten heute daran, die Entwaldung zu verhindern. So identifizieren sie beispielsweise Gebiete für die Wiederaufforstung und arbeiten zusammen mit anderen Einwohner:innn an der Erhaltung und nachhaltigen Bewirtschaftung des Waldes.

Das Projekt wird von der Internationalen Klimainitiative (IKI) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bauwesen und nukleare Sicherheit (BMUB) gefördert und in Zusammenarbeit mit den Nationalparks in Kolumbien umgesetzt.

Mit Ihrer Hilfe schützen wir den Regenwald und helfen den Menschen vor Ort:

  • Protected Areas & Peace

    Mit der Initiative „Protected Areas & Peace“ unterstützt der WWF die kolumbianische Regierung dabei, den Frieden im Land voranzubringen und zu erhalten. Und zwar durch die Förderung von Friedens- und Naturschutzinitiativen. Weiterlesen ...

  • Naturpark Sierra de la Macarena © Laura Valencia / WWF Colombia Naturpark Sierra de La Macarena

    Die Lage in der Sierra de La Macarena in Kolumbien ist trotz des 2016 unterzeichneten Friedensvertrags angespannt. Die Konflikte zwischen FARC und der kolumbianischen Regierung halten an. Weiterlesen ...

  • Nationalpark Cordillera de los Picachos, Kolumbien © Pablo Mejía /WWF Colombia Cordillera de los Picachos

    Im April 2021 – fünf Jahre nach Unterzeichnung des Friedensabkommens – machte sich eine Gruppe aus Landwirt:innen, Forscher:innen, Wildhüter:innen, ehemaligen Guerilleros und Mitarbeiter:innen des WWF Kolumbien auf den Weg, das Gebiet zu erkunden Weiterlesen ...

  • Demonstration in Kolumbien © IMAGO ZUMA Wire Podcast: Brennpunkt Kolumbien

    Kolumbien kommt nicht zur Ruhe. In dieser explosiven Lage ist der Schutz der einmaligen Natur noch einmal eine besonders schwere Aufgabe Weiterlesen...