Boliviens Amazonasgebiet umfasst fast die Hälfte der Landesfläche. Die dichten Regenwälder im Norden sind die Heimat einer äußerst vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. Hier leben Säugetiere wie Jaguare, Brillenbären, Ozelots, Gürteltiere und Große Ameisenbären. Im Wasser tummeln sich Schildkröten, Kaimane und eine seltene, nur in Bolivien beheimatete Flussdelfinart. Doch das ökologische Gleichgewicht ist aus den Fugen geraten.

In den letzten Jahrzehnten wurden immer größere Flächen des Waldes abgeholzt, um neues Weide- und Ackerland zu gewinnen oder um die Erträge für die wachsende Holzwirtschaft zu decken. Bolivien stand über Jahre an der Spitze der prozentualen, jährlichen Abholzungsstatistiken. Allein in der Gemeinde Santa Rosa del Sara im Departamento Santa Cruz wurden bereits 70 Prozent des Waldes zerstört.

Die Folgen dieses Raubbaus sind längst spürbar. In Santa Rosa del Sara sind die durchschnittlichen Temperaturen angestiegen. Die erodierten Böden gelangen in die Flüsse Palacios und Piraí und führen hier zu Schlammablagerungen, die das Flussbett verengen. Das wiederum hat häufige Überschwemmungen zur Folge, die mit großen landwirtschaftlichen Verlusten für die arme lokale Bevölkerung einhergehen.

Gemeinsam den Wald aufforsten

Setzlinge in einer Baumschule in Bolivien © Sabine Vielmo / WWF
Setzlinge in einer Baumschule in Bolivien © Sabine Vielmo / WWF

Die dramatischen Veränderungen der Umwelt fordern sofortige Maßnahmen. Der WWF Bolivien hat daher gemeinsam mit der Provinzverwaltung von Santa Rosa und der nationalen Land- und Forstbehörde (ABT) ein Projekt zur Rettung des Waldes ins Leben gerufen. Insgesamt 300 Hektar sollen an den Ufern des Palacios und des Piraí wieder aufgeforstet werden.

Die Setzlinge kommen aus drei Baumschulen, die die Gemeinde Santa Rosa mit Hilfe des Projektes gebaut hat. Dort sind bisher 7.000 junge Bäume entstanden – zu wenig für das Projekt. Die Stadtverwaltung hat einen erheblichen finanziellen Beitrag beigesteuert, um die Baumschulen auszubauen und zu verwalten, so dass sie künftig in der Lage sind, 150.000 Setzlinge pro Jahr zu produzieren. Die Hauptgärtnerei befindet sich in San Luis, direkt neben dem örtlichen Internat. Dort werden die Kinder und Jugendlichen aktiv in die Arbeit einbezogen und kümmern sich um die Aufzucht der Bäumchen. So entwickeln sie frühzeitig ein Bewusstsein für die natürlichen Ressourcen und die Bedeutung des Waldes.

Der WWF Bolivien und die ABT stellen die wirtschaftlichen und technischen Ressourcen für die Aufforstung bereit. Langfristiges Ziel ist es, die Flussufer des Palacios und Piraí vollständig mit Setzlingen zu bestücken und die Baumschulen in andere Bezirke zu erweitern. Gleichzeitig wird die landwirtschaftliche Fläche begrenzt und von den Uferzonen ferngehalten. Santa Rosa del Sara ist die Pilotgemeinde landesweiter Aufforstungsbemühungen in Bolivien. Mary Laura Revero, Referatsleiterin der ABT, ist sich sicher: „Mit dem Fortschritt des Projekts wird sich zeigen, dass ein bestehender Wald mehr wert ist als ein abgeholzter.“

10 Millionen neue Bäume

Das Projekt in Santa Rosa del Sara trägt zur nationalen Aufforstungskampagne „Mi Árbol“, zu Deutsch „Mein Baum“, bei. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, 10 Millionen neue Bäume im ganzen Land zu pflanzen und den degradierten bolivianischen Wald Stück für Stück wiederherzustellen. Jeder Bolivianer ist eingeladen, sich an der Initiative zu beteiligen – allein oder gemeinsam mit der Schule, Kirche oder einem Verein. Die Kampagne wird unterstützt vom bolivianischen Ministerium für Umwelt und Wasser.

Der WWF arbeitet an vielen Stellen im Amazonas-Gebiet zum Schutz des Regenwaldes. Durch unsere Aktivitäten und Ihre Hilfe konnten bereits riesige Gebiete geschützt werden. Helfen Sie uns auch weiterhin und spenden Sie für das Amazonas-Gebiet.

Update Mai 2017

Im Wiederaufforstungsprojekt in Bolivien wurden zwischen Juli 2016 und Mai 2017 etwa 40.000 Setzlinge in einer Baumschule gezogen. Diese Setzlinge, zumeist heimische Arten, sollen zur Wiederaufforstung in der Provinz Sara genutzt werden. Unter den gezogenen Arten sind Mahagonisetzlinge, Kakaobäume, Teakbäume und weitere wie etwa Trompetenbäume und Mimosenbäume. 30.000 Bäume wurden gepflanzt und durch intensive Pflegemaßnahmen konnte eine Überlebensrate von fast 90 Prozent erreicht werden. Eingegangene Bäume wurden sofort nachgepflanzt.

Die Kapazität der Baumschule San Luis beträgt momentan 20.000 Bäume und wird unter anderem mit Unterstützung des Projektes zusammen mit der Lokalregierung von Santa Rosa auf 30.000 Bäume erweitert.

Des Weiteren wurden zwei weitere Baumschulen mit einer Gesamtkapazität von 30.000 Bäumen errichtet. Damit hätte man eine Kapazität zur gleichzeitigen Aufzucht von 50.000 Setzlingen.

Die Baumschulen wurden in Schulen errichtet und die Schüler werden in der Aufzucht und Pflege der Setzlinge unterrichtet. Gleichzeit sind in diesem Rahmen 50 Familien direkt bei den Baumschulen angestellt. Die Kosten für die Baumschulen, Pflege und Personal übernimmt zukünftig die Provinzverwaltung.

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