Die Natur der Amur-Region ist durch menschliche Eingriffe in Gefahr, ihre biologische Vielfalt und ihr ursprüngliches Landschaftsbild unwiederbringlich zu verlieren. Mit der weltweit steigenden Nachfrage nach Rohstoffen wie Holz, Erzen (zur Metallgewinnung) und anderen Mineralien erhöht sich auch der Druck auf die ressourcenreiche Amur-Region.

Holz wird beispielsweise zu Möbeln, Zellstoff und anderen Holzprodukten weiterverarbeitet. Die größten Verarbeiter dafür befinden sich in China. China selbst hat den Holzeinschlag in vielen Wäldern seines Landes ausgesetzt, so dass die chinesischen Betriebe auf Lieferungen aus Russland angewiesen sind. Gedeckt durch Lücken und Schwächen in der russischen Forstgesetzgebung und bei der staatlichen Kontrolle, praktizieren viele Forstbetriebe nicht-nachhaltige Einschlagspraktiken. Darunter litten bis November 2011 vor allem die Vorkommen der Korea-Kiefer, einem wertvollen Nahrungsbaum für die Beutetiere von Tiger und Leopard. Aufgrund der alarmierenden Zerstörung konnte mit Unterstützung des WWF die Korea-Kiefer in Russland unter Schutz gestellt werden.

Sikahirsch © Diana Rudenko / WWF
Sikahirsch © Diana Rudenko / WWF

Bei der Gewinnung von Mineralien, vor allem Erzen, steht die Mongolei im Blickpunkt von Firmen und Ländern, denn das Land besitzt große Reserven von knappen Edelmetallen, die für die Elektroindustrie von Bedeutung sind. Für den Transport von Mineralien sind (eingezäunte) Eisenbahntrassen geplant, die die Wandergebiete der mongolischen Gazelle zu zerschneiden drohen. Ein weiteres Problem, das immer gravierender wird, ist die übergroße Zahl von Weidetieren in der Mongolei, die den Wildarten Konkurrenz machen und die Erosion fördern.

Im Nordosten Chinas ist die Bevölkerungsdichte die höchste der Amur-Region. In den fruchtbaren Ebenen des Songjiang-Gebietes wachsen die Anbauflächen für Mais kontinuierlich an, auf Kosten wertvoller Feuchtgebiete. Verstärkt wird die großflächige Wald- und Landschaftszerstörung durch korrupte Behörden, fehlende oder schlecht funktionierende behördliche Kontrollsysteme und verantwortungslos agierende Konzerne. Die voranschreitende Erschließung durch Straßen und neue, aus dem Boden gestampfte Städte, führt auch zu zunehmenden Störungen durch Touristen und Erholungssuchende.

Ein gravierendes Problem im südlichen, russischen Teil der Amur-Region sind jährlich wiederkehrende großflächige Waldbrände. Der eigentlich artenreiche Mischwald verliert dabei zunehmend feuerempfindliche Baum- und Straucharten. Nach Jahren solcher wiederkehrender Brände bleibt nur ein artenarmes Mosaik aus Buschland und Grasflächen zurück.

Wilderei – die größte direkte Gefährdung für den Amur-Tiger

Anti-Wilderei Mitglieder zeigen Tigerhaut © Jeff Foott / WWF
Anti-Wilderei Mitglieder zeigen Tigerhaut © Jeff Foott / WWF

Zum einen werden Wildarten wie Rehe, Wildschweine und Hirsche gejagt, um Wildfleisch für die Eigenversorgung zu beschaffen. Zum anderen erzielen Wildtierprodukte wie Felle, Knochen, Körperteile vom Aussterben bedrohter Arten wie des Amur-Tigers oder Amur-Leoparden auf dem chinesischen Schwarzmarkt hohe Preise. Es sind nicht nur die Anhänger einer vermeintlich traditionellen asiatischen Medizin, die Tigerteilen medizinische Wirkungen zuschreiben. Es sind auch reiche Russen, denen ein Fell des seltenen Amur-Tigers als Prestigeobjekt dient. Auch die vermehrte Nachfrage nach Wildfisch und Kaviar befördert die illegale Fischerei in der gesamten Amur-Region. Zudem bergen Großprojekte wie Staudämme zur Energieerzeugung und der Bau von Ölpipelines für die Zukunft Gefahren für Mensch und Umwelt. 

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