Vor wenigen Jahrhunderten waren Wisente und Elche in Deutschland kein ungewöhnlicher Anblick. Sie gehörten zu unserer heimischen Natur wie heutzutage Rehe und Wildschweine. Doch durch den Verlust ihres natürlichen Lebensraumes und starker Bejagung durch uns Menschen wurden die beiden Arten in Deutschland und weiten Teilen Europas ausgerottet. Das ändert sich langsam: Der WWF unterstützt die natürliche Rückkehr der Elche und Wisente in ihren ursprünglichen Lebensraum. Die Wiederansiedelung muss jedoch im Einklang mit Gesellschaft, Wirtschaft und Politik geschehen, denn nur dann kann Deutschland wieder dauerhafte Heimat der beiden großen Pflanzenfresser werden.
Der Elch: Ein alter Bekannter ist zurückgekehrt
Einige Elche leben tatsächlich schon wieder in deutschen Wäldern. Durch ein Jagdverbot auf Elche in Polen erholt sich ihr Bestand dort seit 2001. Von hier aus wandern immer mehr Tiere auch nach Deutschland ein, wo sie geeignete Lebensräume vorfinden. Eines dieser Tiere ist Elch Bert. Er ist in den letzten Jahren zu einiger Berühmtheit gelangt, weil er regelmäßig Gesellschaft zu Kuhherden sucht.
Die meisten Elche sind in Brandenburg zu beobachten: Im Sommer 2019 zum Beispiel hielten sich mindestens sechs Tiere gleichzeitig in dem Bundesland auf. Auch in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Bayern, Thüringen und Hessen wurden in den letzten Jahren immer mal wieder Elche auf Wanderschaft gesehen. In Deutschland unterliegt der europäische Elch (Alces alces alces) als jagdbare Art zwar dem Bundesjagdgesetz, doch durch eine ganzjährige Schonzeit darf er bei uns nicht bejagt werden.
Der Wisent: Regelmäßiger Besuch wird immer wahrscheinlicher
Einst streiften Wisente durch weite Teile des europäischen Festlands. Schrumpfende Lebensräume und Jagd führten zum Rückgang der Wisentpopulationen. Der letzte deutsche Wisent wurde im 18. Jahrhundert in Ostpreußen erlegt, seit Anfang des 20. Jahrhunderts galt die Art europaweit als ausgestorben. Allerdings wurden 2013 einige der Tiere im Rothaargebirge in Deutschland ausgewildert und ihre Anzahl ist seitdem auf 26 Wisente angestiegen (Stand 2020).
Dank weiteren europaweiten Zucht- und Wiederansiedlungsprojekten, sowie dem strengen europäischen Schutzstatus umfasst die Population freilebender Wisente heute wieder mehr als 7.200 Tiere. Auch im benachbarten Polen leben mittlerweile über 2.000 freilebende Wisente, sodass ein regelmäßiges Überschreiten der deutschen Grenze immer wahrscheinlicher wird.
Die gefährdete und streng geschützte Art der Wisente (Bison bonasus) steht damit nach Jahrhunderten ihrer Abwesenheit kurz vor ihrer Rückkehr nach Deutschland.
WWF-Umfrage: Sind die Tiere willkommen?
Wie steht die Bevölkerung in der Projektregion zur Rückkehr von Elch und Wisent? Eine vom WWF 2020 in Auftrag gegebe Umfrage in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und dem polnischen Verwaltungsgebiet Westpommern sollte das herausfinden.
In unserem Nachbarland Polen ist der Umgang und die persönliche Einstellung der Befragten gegenüber den großen Wildtieren positiv: So finden mehr als 70 Prozent der Befragten es schön, wenn Elche frei in der Natur leben und mehr als die Hälfte empfinden den strengen Artenschutz für den Wolf als angemessen. In Brandenburg ist die Bevölkerung noch geteilter Meinung, was die Rückkehr der Wildtiere angeht: nur 50 Prozent gaben ihre Zustimmung.
Dieses Ergebnis zeigt, dass es einen großen Bedarf für die Informationsvermittlung und Aufklärung über Wisent, Elch und Wolf in den Regionen gibt. Die aufschlussreichen Ergebnisse dieser Umfrage sieht der WWF als Handlungsauftrag, um während der langsamen, aber stetigen Rückkehr der großen Wildtiere ausreichend Informationen für die Bevölkerung bereitzustellen und den Landnutzer:innen unterstützend zur Seite zu stehen.
Europäische Zusammenarbeit zum Schutz der großen Pflanzenfresser
Für die natürliche Artenvielfalt eine große Chance, birgt die Rückkehr der beiden Großsäuger auch Herausforderungen. Dazu zählen mögliche Schäden in der Land- und Forstwirtschaft, Unfälle im Straßenverkehr und Mensch-Tier-Begegnungen in Waldgebieten oder bei der Jagd. Wie viele Tiere sich im deutsch-polnischen Grenzbereich aufhalten, und welche konkreten Konflikte dadurch entstehen können, ist aufgrund einer fehlenden grenzübergreifenden Kooperation von Polen und Deutschland bisher unklar.
Deshalb setzt sich der WWF Deutschland im Projekt „ŁośBonasus – Crossing!“ mit polnischen und deutschen Partnern für nachhaltige und praxistaugliche Lösungswege und eine intensive grenzüberschreitende Kooperation ein, um ein Zusammenleben von Wisent, Elch und Mensch in Zukunft zu ermöglichen.
- Genug Platz für Wisente und Elche in Deutschland
- „ŁosBonasus – Crossing!“ – Das Projekt
- Brandenburg