Die Ökoregion Kaukasus umfasst die Länder Armenien, Aserbaidschan und Georgien sowie Teile des Iran, Russlands und der Türkei. Der ökonomische und strukturelle Wandel, Krisen und Konflikte zwischen Staaten und ethnischen Gruppen erschweren eine effektive, grenzübergreifende Zusammenarbeit zwischen diesen Ländern. Es hat sich aber gezeigt, dass Naturschutz und nachhaltige Entwicklung wie kein anderes Thema Brücken schlagen können und die Zusammenarbeit zwischen den Staaten fördern.

26.06.2023 Update: WWF Russland verlässt internationales WWF-Netzwerk

Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat am 21. Juni 2023 die Aktivitäten des World Wide Fund for Nature (WWF) in Russland für „unerwünscht“ erklärt. Diese Entscheidung folgt auf eine bereits im März bekannt gegebenen Verlautbarung, in welcher der WWF als «ausländischer Agent» eingestuft wurde.

Der WWF Deutschland und das gesamte, weltweite WWF-Netzwerk sind erschüttert darüber, dass unsere gemeinsame Naturschutzarbeit als „auf dem Territorium der Russischen Föderation unerwünscht“ eingestuft wird. Infolgedessen und mit sofortiger Wirkung hat der WWF Russland die schwierige Entscheidung getroffen, nicht länger Teil des WWF-Netzwerks zu sein.

Allen Herausforderungen zum Trotz konnte der WWF mithelfen, das Naturerbe in weiten Teilen der Region zu bewahren. Zusammen mit seinen internationalen und lokalen Partnern aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, staatlichen Institutionen und privaten Unternehmen setzt der WWF alles daran, die ökologischen Schätze zu erhalten und zugleich der Bevölkerung ein Auskommen zu sichern. Denn nur so kann Naturschutz langfristig erfolgreich sein. Hinzu kommt, dass meist mehrere Staaten in die Programme mit einbezogen werden müssen, deren Beziehungen mitunter angespannt sind bzw. zwischen denen keine diplomatischen Beziehungen existieren.

Starkes Netzwerk für den Naturschutz

Über den Wolken im Kaukasus © Aurel Heidelberg / WWF Deutschland
Über den Wolken im Kaukasus © Aurel Heidelberg / WWF Deutschland

Über die Jahre gelang es dem WWF zusammen mit seinen Partnern ein grenzübergreifendes Netzwerk für die Koordinierung der Naturschutzarbeit aufzubauen. 1992 wurde in Tiflis das erste Projektbüro eröffnet, es folgten weitere Büros in Baku (Aserbaidschan) und Eriwan (Armenien). Mit den nationalen Projektbüros des WWF Türkei und WWF Russland entstand ein grenzübergreifendes WWF-Netzwerk für den Naturschutz, das von regionalen, nationalen und internationalen Partnern (Umweltministerien, Organisationen, Unternehmen) unterstützt wird. Die erfolgreiche Wiederansiedlung der gefährdeten Kropf-Gazelle im georgisch-aserbaidschanischen Grenzgebiet ist nur ein Beispiel dieser Zusammenarbeit.

Erfolgreiche Naturschutzarbeit - grenzübergreifend

Darüber hinaus werden Vertreter aus Wissenschaft, Naturschutz und andere Institutionen aus allen sechs Ländern in die regionale Strategieplanung, zum Beispiel zur Ausarbeitung und Überarbeitung von einer regionalen Naturschutzstrategie, eingebunden. Gerade der Wunsch, das gemeinsame Naturerbe zu schützen, kann die Nationen zusammenbringen. In den vergangenen Jahren konnte der WWF gemeinsam mit Regierungen, internationalen Gebern und lokalen Initiativen wichtige Erfolge erzielen. So wurde das Schutzgebietsnetz kontinuierlich ausgeweitet, Wildhüter konnten geschult und besser ausgestattet gegen Wilderer vorgehen.

Ziel: Erhalt der Artenvielfalt

Bezoarziegen © Alexander Malkhasyan / WWF
Bezoarziegen © Alexander Malkhasyan / WWF

Dadurch konnten sich die Bestände wichtiger Schlüsselarten wie Bezoarziege – einer seltenen Steinbockart – und Gmelin Mufflon in den Projektgebieten stabilisieren oder sogar erholen. Denn das Ziel war von Anfang an die Erhaltung der Biodiversität und der Sicherung der Lebensgrundlage der Bevölkerung in allen Kaukasusländern – auch über Grenzen hinweg. Damit tragen viele Naturschutzprojekte des WWF nicht nur zum regionalen Dialog, sondern auch zur Entwicklung bei.

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